Juli 2025 |
||||||
Mo |
Di |
Mi |
Do |
Fr |
Sa |
So |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
|
7 |
8 |
9 |
10 |
11 |
12 |
13 |
14 |
15 |
16 |
17 |
18 |
19 |
20 |
21 |
22 |
23 |
24 |
25 |
26 |
27 |
28 |
29 |
30 |
31 |
|||
Meine Familie hat ausweislich des Steuerbescheids 2011 eine Einkommenssteuerschuld in Höhe von etwa 16.420,- € zu entrichten gehabt. Man dächte in Demut, das reiche und Schäuble, Kraft oder wenigstens die Leiterin des Finanzamts Köln-Nord spräche einmal zwecks Danksagung mit einem Apfelkörbchen vor, doch: Es reicht natürlich absolut nicht! Hinzu kommen nämlich tägliche Abgaben vor allem in der euphemistischen Gestalt sogenannter Mehrwertsteuern, mal ermäßigt, meistens nicht. Mehr Wert generieren sie nie. Jedenfalls nicht auf meiner Seite des Tresens. Ich habe diesen Begriff ohnehin nie verstanden, ich vermute, seine sprachpragmatische Quelle speiste sich einst aus purem Zynismus. Es ergibt sich, ganz im Gegenteil, nämlich regelmäßig ein insgesamt geringerer Wert dessen, was vormals war. Es müsste also eigentlich Weniger- Wert- Steuer heißen.
Die Höhe des regelmäßig unter besagtem Label abzuführenden Geldbetrages kann ich in absoluten Geldbeträgen nur ganz ungefähr schätzen. Ich halte aber eine monatliche Summe in Höhe von etwa 600,- bis 700,-€ bezogen auf meinen Haushalt für realistisch. Wahrscheinlich ist das sogar noch niedrig veranschlagt.
Aber auch das langt nicht für des Kaisers Anteil, wie mich jetzt das Finanzamt wissen lässt! Eine Nachzahlung wird eingefordert und zwar von weiteren 500,-€ für das Kalenderjahr 2011, so dass ein Jahressteuerbeitrag nur für diese beiden Positionen in Höhe von 25.540,-€ zu entrichten war, 2113,-€ im Monat. Einerseits.
Andererseits kommen Kirchensteuern hinzu, Haussteuern, Erdölsteuer sowie diverse kommunale Abgaben und jährlich steigende Gebühren. Umso mehr, als dass im Unterschied etwa zum schuldenfreien Nachbarn Düsseldorf meine Heimatstadt Köln von armseligen Dilettanten verwaltet wird, die intellektuell und pragmatisch keine Alternativen zu Steuererhöhungen und einer gewissen Kreativität im Erfinden neuer Steuerzahlungen (für Betten! für das Schlangestehen auf öffentlichen Gehwegen! für das Vorhalten von Streusalz in schneefreien Wintern, meine Lieblingssteuer!) sehen.
Zudem gibt es signifikante Preissteigerungen für Benzin, Strom, den öffentlichen Nahverkehr, Theaterkarten, Lebensmittel, Versicherungen, Gas, die Post und Handwerkerleistungen. Kieferorthopädische Standardprozeduren sowie Dienstleistungen von Optikern und Ärzten schätze ich für meinen 5-Personen-Haushalt konservativ mit rund 2000,-€ für das Jahr. All das kommt regelmäßig als IGEL daher, mithin als Leistungen, die die mit 950,-€ von uns monatlich alimentierten Krankenkassen (Arbeitnehmeranteil!) wie selbstverständlich aus dem Leistungskatalog getilgt haben. Was auch immer in diesem enthalten ist- ich persönlich frage es so gut wie nie nach.
Ach ja- die Altersvorsorge. Ich mache da viel zu wenig. Welche Sparanstrengungen für die Ausbildung Ihrer Kinder leisten Sie? Nun gut, wenn Sie meinen, dass das reicht. Zusatzversicherungen? Hauskanäle geprüft und gegen Lecks geschützt? Kohlenmonoxid-Gefahr der hauseigenen Erdgasleitungen gebannt? Engagieren Sie sich sozial? Politisch?
Und der Lebensstandard? Nun, es geht schon noch. Zumal einige glückliche Lebensentscheidungen halfen, vor Inflation und Enteignung weitgehend bewahrt zu bleiben. Eine derart exorbitante Abgabenlast aber begründet zu sehen mit den sozialen Bedürfnissen einer offenbar immer weiter wachsenden Transfergemeinde erscheint mir Signum unserer Zeit. Doch alleine erklärt das wenig, denn all die Krisengewinnler, Öko-Strom-Umlagen-Nichtzahler, Preistreiber-Profiteure, Steuereintreiber und Gentrifizierer tun ja das Ihre. Und das zielstrebig mit einer derart infamen Effizienzorientierung, mit der noch jedes Konzentrationslager hätte geleitet werden können.
Die berühmten 10% Reichen, die 55% des gesamten Steueraufkommens bewerkstelligen... das mag schon so sein. Vor dem Hintergrund solcher Zahlen gibt es wohl nur wenig Anlass, die Abgabenlast dieser Gesellschaftsgruppe weiter zu steigern. Die Armen hingegen werden seltsamerweise kaum herangezogen für volkswirtschaftlich relevante Beiträge. Als kämen da nur Geldzahlungen in Betracht. Und so bleibt die sogenannte Mittelschicht als einzige Gruppe leidtragend: Objektiv als Lastenesel und subjektiv an den Rande ihrer materiellen sowie seelischen Leistungsfähigkeit gedrängt. Zu den Kümmernissen bzw. dem Tatbestand, zu einem erheblichen Anteil für die Subventionierung europäischer Abenteurer, Energiewandel-Idylliker sowie kartellmäßig organisierte Profiteure jeglicher Coleur beitragen zu müssen, treten die vielfältigen Belastungen von 100%- Arbeitsstellen, des Haushalts, der Kinderpflege und und und.
Entlastungen wie beispielsweise ein ganztägige Kinderbetreuung kann sich in einer deutschen Großstadt selbst ein Gutverdiener kaum leisten; inkl. Mittagessen ist man da je nach Einkommensgruppe rasch bei 300,-€ Gebühr angelangt. Die entsprechende Gehaltsgruppe ist rasch erklommen bzw. wird trickreich angedichtet, denn ein großteils abzugsfreies Jahresbrutto von 60.000,-€ (netto nach allen Abzügen vielleicht 20.000,-€) führt bereits zu der apodiktischen Verpflichtung, den Höchstsatz zu bezahlen. Um das aufzufangen, arbeitet man mehr, bläst das Gehaltskonto auf 62.500,- € auf- wegen der gefürchteten kalten Progression oftmals eine klebrige Falle. 12 Stunden Mehrarbeit im Monat, höhere Steuerklasse, geringeres Netto. Der Einkommensmillionär alldieweil zahlt identische Beiträge. Sozialhilfeempfänger gar nichts; ihre Kinder schwelgen in der Rundumbetreuung von 8 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags. Ist solches... vernünftig? Volkswirtschaftlich erstrebenswert? Wenigstens erklärlich? Oder nur pc? Analoge Kuriositäten wohin man schaut: Rente, Energiewandel, Krankenversicherungen.
Der Sozialstaat Bismarckscher Prägung fußte einmal auf solidarischem Gemeinschaftsempfinden. Generationen gingen 140 Jahre lang gleichsam virtuelle, übergreifende Verträge zum Wohle aller ein und vor allem- hielten sich an sie. Jedoch: Es scheint nicht mehr zu funktionieren! Die Bedrohungen branden dabei weniger aus Südeuropa heran und auch der demographische Wandel, so furchteinflößend seine Konsequenzen erscheinen mögen, bliebe in einem klug-besonnen agierendem Gemeinwesen beherrschbar. Deren Großmeister aber schütten mit Flusssäure um sich, vertiefen die Gräben, schaffen Fronten, spalten, statt versöhnen: Bruttosozialprodukt erwirtschaften, Sachsenklinik gucken, zahlen. Dieser Dreiklang dröhnt die Massen zu, bindet all ihre Energie und Kraft. Demokratie war vielleicht mal machbar; das ist aber lange her.
Frauenquote; da steckt die Queen drin, raufen und Anrufe. Da sollte sich doch eigentlich ein hübsches Anagramm finden lassen. Am besten eines, das den postsozialistischen Aberwitz der aktuellen Debatte in angemessenem Zynismus ins Bild setzt. Leider finde ich keines. Aber es geht ja auch so...
Die CDU-Frauen fordern nun eine freie Abstimmung über Einführung jener Quote oder Marktwirtschaft. Das C im Akronym war ja von Anfang an nur ausgeliehen und gehört mittlerweile bestenfalls noch zur Parteifolklore; dass aber auch das D offenkundig nicht einmal mehr behauptet, sondern umstandslos Merkelscher Autokratie geopfert wurde- das ist schon krass. Freies Abstimmen nämlich muss mittlerweile gesondert eingefordert werden von einer innerparteilichen Opposition? Ist das ein Fall für den Verfassungsschutz? Ist die CDU bereits von V-Leuten unterwandert? Wie gefährlich für Leib und Leben ist deren Agieren im Verborgenen einzuschätzen? Was tritt an die Stelle des Grundgesetzes? Gibt es da bereits Planungen von Frau Merkel? Oder ist schon alles ganz egal?
Die CDU-Männer fordern seltsamerweise keine Abstimmung, schon gar nicht Freiheit. Sie fordern aber auch kein Ende der Heuchelei! Zum Beispiel der, dass es irgendeinen Journalisten in Deutschland interessiert, irgendeinen Politiker, einen Arbeitgeber- oder nehmer, irgendeine Frau, IRGENDJEMANDEN, ob es demnächst statt 12 Frauen 22 sind, die als DAX-Vorstand > 500.000,-€ einkassieren. Ganz und gar nicht egal ist mir allerdings, wie ich einvernommen werde für die Belange dieser Klientel z.B. seitens des von mir bezahlten Staatsfernsehens. Indoktrination, Manipulation, Einseiferei, Meinungsmache und nicht zuletzt... Spam!
Entropie ist die Zerstörung des Anfangzustandes. Das physikalische Prinzip, welches wirkt, wenn Sie versuchen, die herbeigedrückte Zahnpasta zurück in ihr Behältnis zu zwingen. Entropie lehrt, dass jedem Anfang ein Zauber inne liegt (H. Hesse), denn zu wiederholen ist er nicht, bestenfalls zu simulieren, wenn Sie mal wieder am Drogeriemarkt vorbeikommen.
Aber eigentlich stimmt das nicht so ganz, denn wohl nur dingfixierte Quantenmechaniker können auf die Idee kommen, eine geschlossene Zahnpastatube als Anfangzustand zu denken. Weit davor geht es aber schon los; bei der Produktion, der Grundsteinlegung des Hauses, in dem das Zeug zusammengeschmiert wird, seiner Planung usw.usf. Die Anfänge vor den Anfängen, die Rüdiger Safranski so am Herzen liegen, reichen zurück bis zum Anbeginn der Zeiten und auch der nimmt Ausgang, Bewegung, Ursache. Ein poetischer Gedanke, der sich in den physikalischen, mit Werten für eng umrissene Daseinsstadien operierenden Formeln schwerlich abbilden lässt. Aber doch ein wahrer.
Es ist also nicht so einfach mit den Anfängen. Ich neige mittlerweile bereits David Vanns radikaler Abkehr zu: Es gibt keine Anfänge. Vann reüssiert als Wildnisbewohner und Bärenbezwinger, Hüttenbauer und Jäger, Alaska- und Seefahrer, Ausreißer vor Frau und Familie, Mediävist und amerikanischer story-teller; kurzum- als jemand, der es wissen muss. Aristoteles´ Gleichung Anfänge sind die Hälfte von allem verträgt sich mit Vanns konstatierter Unermesslichkeit, wenn man bereit ist, für die Variabel von allem x=0 zu setzen. Ich bin es, irgendwie!
Und die Tage zerfließen. Entropie wird sein, sie nicht zurückholen zu können. Der Trauer um ein ungelebtes, in Zwischenwelten verbrachtes Leben gilt es vorzubeugen. Überhaupt: Seit jeher interessiert mich weit mehr das Ende. Das Ende birgt nicht bloß einen Zauber; unergründliches, schreckliches Geheimnis umweht es. Erfüllt mich mal mit freudiger Erregung, mal mit Grauen. Fordert und beflügelt. Lässt mich nie gleichgültig und ordnet meine Tage. Stellt mir Fragen von Tiefe (Was ist es? Wo ist es?) und alltäglicher Banalität (Wie lange noch?). Am Ende ist es da; die Zahnpastatube leer und es wird eine neue gekauft. Oder auch nicht!
Layout by ichichich.