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für 50 Jahre Aufklärung und emanzipatorischen Kampf gegen Mangelernährung, Unterdrückung, Sexismus und ähnliche Schweinereien, mit denen all die Brüderles und ihre Brüder im Geiste unser friedliebendes Land seit Jahren der Degeneration anheim geben. Hab also Dank, standhafter Stern im Shitstorm und immer hübsch weiter so!
Die vornehmste deutsche Rechtsbestimmung ist sicherlich die, derzufolge die Würde des Menschen unantastbar sei. Das wird an prominenter Stelle, gleich in Artikel 1 des Grundgesetzes deklariert. Ich glaube gerne daran, dass sich da hehres Gedankengut verbirgt, dass das so sein sollte, obwohl mir das begrifflich doch immer ein wenig unscharf erschien. Was heißt denn eigentlich Würde, was heißt unantastbar?
Zu Beginn einer staatsrechtlichen Vorlesungsreihe lernt der naive Menschenfreund gleich, dass das eigentlich nicht so wörtlich gemeint beziehungsweise definiert ist. Denn tatsächlich tun sich auch Richter und Verfassungshüter schwer mit einer verbindlichen Bestimmung. Doch nicht nur das. Es ist noch schlimmer: Die Würde, so viel Aufhebens auch um sie gemacht wird, ist gar nicht einklagbar, kein konkretes Rechtsgut, höchstens ein abstraktes. Nicht einmal vor dem Amtsgericht würde eine Klage zugelassen, die auf einer Verletzung individueller Würde gründete. Sogleich würde wenigstens gefragt werden, wo denn bitte sehr ein Schaden gemäß § 823 BGB zu verorten wäre?
Und dennoch: Der Würde dieses unbedingten Schutzes meiner Würde umweht etwas charismatisches, das sich eher dem Empfinden, dem gefühlten Rechtsgespür mitteilt. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Ideologie, einen philosophisch-abstrakten Prolog. Ich scheitere, wenn ich versuche, ihn näher zu fassen. Das tue ich schon mal, wenn irgendein Großsprecher von verletzter Menschenwürde schwadroniert, ohne auch nur im mindesten durchscheinen zu lassen, was genau denn da eigentlich beschädigt worden sei.
Kürzlich bin ich in einem unscheinbaren Zeitungsinterview, ausgerechnet mit einem Bischof (einem offenbar wenig dogmatischen), auf einen ganz interessanten Aspekt gestoßen: Die Würde des Menschen, meint der Theologe, sei, was ihn zu einem Geheimnis macht. Was macht mich zu einem Geheimnis? Doch wohl das, was mein Tun, Denken, Fühlen unvorhersehbar werden lässt (was durchaus häufig vorkommt). Im Unterschied dazu erscheint mir mein Hund beispielsweise tatsächlich als simple Eingabe- Ausgabe-Maschine, deren Verhaltensrepertoire ähnlich zuverlässig prognostizierbar ist wie die Fehlermeldungen eines Windows-Computers beim Anschließen neuer Hardware. Gefällt mir ganz ausgezeichnet: Die Nummer 1 von ungefähr 423.556 weiteren Rechtsvorschriften ist reinster Mythos. Mythos von der irrationalen, dunklen deutschen Seele. Und damit natürlich gleich zu Beginn kluges Eingeständnis der Vergeblichkeit von allem.
Die neue Fernsehabgabe finde ich ausgezeichnet. Ich verstehe aufgrund all der Geistesakrobatik zum Behufe ihrer Legitimation nämlich nun endlich, warum diese Steuer nicht Steuer genannt werden darf, durfte und dürfen wird. Weil ja dann in unserer angeblich liberalisierten Epoche noch klarer würde, dass das Staatsfernsehen genau dies ist: Manipulatives Propagandawerkzeug. Planwirtschaftliches Staatsfernsehen. Das nordkoreanische Spitzenpolitiker Milchbubi-Diktatoren nennt und sich verächtlich macht über die Einheits- Japaner-Hobel in Mexico-City. Das der Pilcherisierung, Knoopisierung, Tatortisierung, Stadlisierung und Degetosierung des Betriebs und damit breiter Teile der werktätigen Bevölkerung vorantreibt. Das dann auch noch Qualitätsjournalismus oben drüber schreibt. Unfreiwillig komische Akte der Aufklärung!
Die Zeit ist eine geniale Erfindung, tröstlich, emotions- und damit systemstabilisierend. Minuten, Wochen, Jahre. Und immer alles hübsch als kreisförmige Abfolge des Ewiggleichen gedacht. Jeden Morgen kann ich mich der Überzeugung hingeben, nichts neues könne mich überraschen und auch sonst wäre alles zum Besten, nämlich beim Alten.
Und auf diese Art und Weise rückt eben wieder mal die gesegnete Adventszeit heran; wie jedes Jahr krabbeln kleine Elche und weißbebartete Aldi-Läuse die Fassaden hoch, die Menschen sehnen sich zurück in ihre Kinderzimmer. Die Lichterschläuche in den Vorgärten erhellen nunmehr armdick ganze Straßenzüge; leicht modifizierte Mode doch im Grunde tatsächlich alles so wie immer, seit das Marketing des Weihnachtsmanns beschlossen hat, das ehedem christliche Fest zu karnevalisieren. Ich mache da zwar nicht so recht mit, doch der schönen Illusion, die Abfolge der Dinge bewege sich im Kreis und steuere solcherart auf ein unausweichliches Ende hin, fröhne auch ich nur allzugern.
Doch dann stirbt ein Kollege einen jähen Tod, eine Familie in der Nachbarschaft zerbricht, die Tochter einer Freundin wird um Haaresbreite Opfer eines suizidalen Geisterfahrers. Und der Selbstbetrug rächt sich, denn da ist ja kein Kreis, schon gar nicht solch ein kleiner. Nur eine gerade Linie, eine kalte Abfolge ewig gleicher Auf- und Untergänge ohne geringste Tendenz, der flüchtigen Spezies Versprechen zu machen und sie tröstlich zu beruhigen vor ihrer Furcht, am Ende... allein zu sein.
E.ON baut im winzigen Datteln ein riesiges, ein gigantisches Steinkohlekraftwerk. Rechtsgrundlage ist ein Genehmigungsbescheid der zuständigen Bezirksregierung Münster, der im Verlaufe von fünf Jahren in allen wesentlichen Bereichen gefleddert wurde; von Eigentümern der betroffenen Parzellen, vom BUND, von den befassten Instanzen bis hinauf zum Bundesverwaltungsgericht.
Im Wesentlichen sind es drei Einspruchlinien. Der BUND bemängelt eine exorbitante Schadstoffemission einerseits sowie Nichtbeachtung der Auswirkungen auf das sogenannte Flora-Fauna-Habitat andererseits. Ich selbst habe vor einigen Jahren gegen ein Bauvorhaben in meiner Nachbarschaft geklagt, bei dem ein Bauernhof zu einem Gutshof i.e. exklusivem Wohnraum für Pendler an die Düsseldorfer Königsallee umgebaut werden sollte. Der dringende Rat des Rechtsanwaltes war, die Belange einer seltenen, bedrohten Fledermausart ins Feld zu führen sowie einer dort ansässigen Krötenfamilie und ein entsprechendes Gutachten einzuholen; ersatzweise Denkmalschutzgründe anzuführen. Belastungen, gar zu erwartende Gefährdungen, die sich aufgrund einer spezifischen Verkehrsführung vor allem für anwohnende Kinder ergaben, interessiere das Gericht nicht und seien nicht geeignet, Kompromisslösungen zu erzwingen. Eine Einschätzung, die sich als richtig erwies. Insofern macht sich der BUND durchaus nicht lächerlich, wenn er in Datteln ein Milliardenvorhaben unter Hinweis auf die Lurchpopulation vor Ort zu stoppen sucht; man tut eben mit, passt sich geschmeidig an die Spielregeln an, die überall dort gelten, wo keine Verwaltungsrichter, Bezirksregierungsdezernenten- und präsidenten oder Industriefürsten wohnen.
Und das ist im armen, provinziellen Datteln nicht der Fall. Hier wohnen viele Bauern und einer von denen kann mit dem Zollstock umgehen. E.ON, so ermittelte er bei Felduntersuchungen vor Ort, halte sich nicht an den genehmigten Bebauungsplan, sondern erweitere eigenmächtig das zu bebauende Gebiet und setze den Zaun auf seinem eigenen, also des Bauern, Land. Klage, jahrelanges Verfahren und eine Entscheidung: E.ON hält sich nicht an Recht und Gesetz, die Bezirksregierung vernachlässige das Öko-Habitat und insgesamt: Die Kläger haben Recht! 1.000.000.000 Stromkundengeld in der westfälischen Pampa versenkt. Fortgang: ungewiss
Köln-Süd: Die größte Erdöl-Raffinerie Deutschlands bei Shell leckt. 1.000.000 l Giftbrühe, extrem toxisches Kerosin, gelangt ins Erdreich und verseucht Hektar-weise Land. Man setzt einen Brunnen, um abzupumpen. Externe Gutachter werden nicht auf das Werksgelände gelassen, da es dafür keine rechtliche Grundlage gibt. Also gibt es auch keine unabhängige Expertise zu der Frage, ob das Machbare, das Ausreichende getan wird. Unterdessen breitet sich der unterirdische See weit über das Werksgelände aus und droht das Grundwasser privater Haushalte zu verseuchen, doch wie gesagt: auf Gedeih und Verderb sind hunderttausende Anwohner auf Kooperationsbereitschaft und Wohlwollen der chemischen Industrie angewiesen. Und an denen fehlt es, natürlich. Immerhin werden auf nachdrücklichem Drängen diverser Bürgerinitiativen weitere Brunnen gesetzt und eine Schätzung abgegeben: 100.000 l habe man wohl schon gesichert!
Alldieweil bereitet der Grüne Umweltminister ein Gesetz vor, das alle privaten Haushalte zu einem sogenannten Kanal-TÜV verpflichtet. Es handelt sich um eine unter Umständen sehr teure Prüfung des hauseigenen Abwassersystems, auf dass auch bloß kleinste Kondensmengen ungefilterten Hausabwassers nicht ins (private) Erdreich gelange. Das wird durchgesetzt. Knallhart. Die Umwelt ist schließlich grünes Kerngeschäft.
Eine bergische Kommune bekommt aus Bundesmitteln 5.000.000,-€ und hat sie zweckgebunden auszugeben. Diesmal sind keine Straßen zu bauen wie sonst immer (und drücke der Schuh anderswo auch noch so sehr), sondern eine Schule. Eine Sekundarschule soll´s sein, entscheidet der Stadtrat, also dieses SchulGeL- Ding, wie die Bezirksregierungen sie nennen; Schule des gemeinsamen Lernens, NRW- Schlagetod von Haupt- und Realschule. Doch dann... die Kundschaft bleibt aus. Das Volk verweigert der grünen Avantgarde die Gefolgschaft. Es besteht auf Selektion nach Klasse 4 in Haupt- und Realschule. Vorzeitiges Abwickeln des schmucken Neubaus aber bedeutet Rückzahlverpflichtung der verbuddelten Mittel. Was nun?
Wer weiß, wie Schulpolitik in diesem von Dilettanten und Krämerseelen verwalteten Bindestrichland simuliert wird, ist nicht überrascht: Die Konkurrenz, also die Realschule, wird dicht gemacht! Einfach so. Quasi über Nacht. In schlechtester Planwirtschaftsmanier zwingt die Bürokratie ins unbelebte Biotop. Vielleicht hilft die Episode ja wenigstens, den jährlichen Steuerbescheid besser zu verstehen.
Gestern trafen sich Kölner Verlage und Buchhändler im Literaturhaus, um cora publica über die Zukunft ihrer Zunft zu sprechen. Es gibt gemeinsame Anliegen, denn das Gewerbe ändert sich insgesamt, was in erster Linie mit veränderten Lesegewohnheiten der Kundschaft zu tun hat.
Vor 10 Jahren hielten es die rheinischen Platzhirsche Thalia, Gonski und vor allem die Mayer´sche noch für strategisch unverzichtbar, auf möglichst großen Innenstadtflächen anzubieten, einige Zeit sogar jeweils in zwei benachbarten Häusern. Mittlerweile sind 50% dieser Geschäfte abgewickelt und zwar auffälligerweise gerade am Schnittpunkt Schildergasse - Hohe Straße; einer der am stärksten frequentierten Innenstadtlagen überhaupt.
Kleinere Buchhandlungen hingegen halten sich ganz gut, so wie die traditionsreiche Lengenfeld´sche, oder entstehen sogar gleich ganz neu, wenn auch nicht unbedingt im Kern der Stadt, sondern um einen Radius von einigen hundert Metern um ihn herum. Sie zählen auf einen treuen, feinen Kundenstamm. Es handelt sich beispielsweise um so originell spezialisierte Häuser wie ein ausschließlich Kartenwerke anbietendes am Zülpicher Platz, die berühmten Kunst-DuMonts auf der Ehrenstraße oder diverse Krimibuchhandlungen im Belgischen Viertel. Eines von ihnen, betrieben von Thilo Sarrazins Bruder Manfred, schließt leider in diesen Tagen; dies aber krankheitsbedingt oder besser: sterbensbedingt. Eine traurig-schöne Geschichte übrigens, aber auch eine ganz andere.
Man ahnt es, das E-book setzt dem Markt zu. Stoffloses Dateizeugs, wegen dem niemand mehr ein Geschäft betreten muss, um Gewicht und Form auszuwählen. Amazons Idee ist einfach (gut): Bei uns gibt es alles. Also nicht nur alles mögliche, sondern buchstäblich alles. Und alles andere im Buchladen am Neumarkt. Schwierig also, da mitzuhalten, zumal Amazon künftig auch noch ins Verlagsgeschäft einsteigt, also die Kernkompetenz so stolzer Häuser wie Taschen, Hoffmann & Campe oder Kiepenheuer & Witsch, nämlich Auswahl und Lektorat, angreift. Taschenbuchverlage werden künftig kaum noch existieren können, weil ältere Texte online schon heute wesentlich preiswerter angeboten werden und klassische vielfach sogar kostenfrei, nämlich dann, wenn es sich um mindestens 80 Jahre alte Werke handelt. Ein Taschenbuch kauft aber auch heute kaum noch jemand, wenn mehr als 9,80,-€ zu bezahlen sind. Platzersparnis im Bücherregal, Suchfunktionen und Lesekomfort tun ein Übriges, um sich für das digitale Gerät zu entscheiden.
Die Verkaufsflächen schmelzen also dahin und die Verlage reagieren auf die Verschiebung in der Mediennutzung. Bastei-Lübbe wird künftig kostenpflichtige Kurzweiltexte im Internet anbieten, versehen mit Cliffhangern am Schluss und dem Versprechen einer zeitigen Fortsetzung. Wie mir scheint, eine stimmige TV-Serien-Adaption. Helge Malchow, die KiWi-Chef, experimentiert bereits mit Testballons im Netz. Online-Resonanz statt Redakteurs-Kompetenz: Abstimmung über die Erstellung einer Analog-Fassung der User-Leser mit den Füßen. Diktat des Marktes, neoliberale Notwendigkeit.
Denn tatsächlich müssen sich die Häuser etwas einfallen lassen, wollen sie sich nicht überrennen lassen wie einst Apple von Microsoft und später dann Microsoft von Apple, Google und Facebook. Die Entwicklung ist nämlich nicht zu leugnen; das E-book gewinnt mit einem immer breiteren Angebot, vor allem auch an praktischen, eleganten und bezahlbaren Lesegeräten, weiter an Boden. Attraktive Ergänzungsangebote wie Bertelsmanns E-book-Verleihportal skoobe erhöhen die Akzeptanz beträchtlich.
Die Amazonisierung des Buchmarktes schreitet also voran, doch Vorsicht! Für die Leser bedeutet das nur solange nicht gleichzeitig auch einen enormen Texte-Qualitätsverlust, wie es auch kompetente, gewachsene Verlagshäuser gibt, die für den Content sorgen. Was, bitte schön, sollte ich mir auf den Kindle laden, hätte es das jahrzehntelange Ringen der Familie Mann mit dem Verlagshaus Fischer nicht gegeben? Die Vertriebswege ändern sich, dürfen sich ändern. Leser werden aber auch zukünftig auf Verlagsarbeit angewiesen bleiben. Sie sollte ihnen wert sein und wert bleiben.
Entschleunigung und Besinnung verheißt uns der Urlaub. Definiert wird Umfang und Bedarf von demselben Mechanismus, der ihn überhaupt erst erforderlich werden lässt- dem automatisierten Arbeitsprozess. Um dem aufs Neue gewachsen zu sein, nehmen wir die Pause; bleiben also auf Gedeih und Verderb bezogen auf den ökonomischen, volkswirtschaftlichen Aspekt unserer Sozialisation.
Ein dialektischer Gedanke, -Angleichung in der Muße- den Theodor W. Adorno & Max Horkheimer bereits 1944 variieren und auf die sogenannte Kulturindustrie übertragen. Selbstredend geraten da aber noch keine Soaps ins Kreuzfeuer, keine Medienmaschinerien á la RTL, Burda oder die unsäglich infame DEGETO (durchaus aber die großen Hollywood-Studios, die ja noch heute ihr Unwesen im selben Geiste treiben); Adorno/Horkheimer analysieren vielmehr die gesellschaftlichen Funktionen progressiver Jazzmusik, Toscaninis, Hemingways, Beethovens oder Emil Ludwigs; das, was heute als Hochkultur durchgeht. So sehr ändern sich die Zeiten in kurzen Abständen!
Die moderne Rezeption jedenfalls, so das bündige Fazit, bleibt oberflächlich und dem reinen Amüsement verhaftet. Und das mit Folgen: Das Vergnügen erstarrt zur Langeweile, weil es, um Vergnügen zu bleiben, nicht wieder Anstrengung kosten soll und daher streng in den ausgefahrenen Assoziationsgeleisen sich bewegt. Der Zuschauer soll keiner eigenen Gedanken bedürfen: das Produkt zeichnet jede Reaktion vor (...). Jede logische Verbindung, die geistigen Atem voraussetzt, wird peinlich vermieden. (Dialektik der Aufklärung, Fischer 1944/1968, S. 145). Ironischerweise- oder wohl einfach nur in der Logik besagter Dialektik- kommt dem industriell vermarkteten Kulturprodukt dann nicht nur die Aufgabe zu, abzulenken, zu unterhalten. Sinnfällig wird vielmehr eine systemstabilisierende und, ja, vor allem geistraubende, anti-emanzipatorische Funktion am Cartoon: Donald Duck (heute sind es potenziert die Protagonisten all der Casting-Shows, die Verlierer und gescheiterten Existenzen in hunderten scripted-reality- Formaten) (...) wie die Unglücklichen in der Realität erhalten ihre Prügel, damit die Zuschauer sich an die eigenen gewöhnen.
Und keine weiteren Fragen stellen!, möchte ich ergänzen. Die Methoden haben sich natürlich elegant verfeinert. Überzuckerten, ideologisch verfälschten Beethoven muss heute keiner mehr hören. Denke ich des öfteren, wenn ich beispielsweise einen der hunderte schweren Ausnahmefehler in meinem oktroyierten Leben als homo technologicus zu beheben versuche, die meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit oftmals für Tage einfordern. Meistens geschieht das mit untauglichen, neue Katastrophen verursachenden Mitteln, beinahe immer mit Produkten der steuernden, fehlergenerierenden Internetindustrie und immer mit geistbefreiender Nebenwirkung. Denn welche Ziele noch gleich verfolgt echte Aufklärung? Die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen stürzen (ebda. S. 9). Die Adornosche glückliche Ehe des menschlichen Verstandes mit der Natur der Dinge wird aber gewiss nicht in einem der Millionen infantil-verquasselten, viertelgebildeten, nerv- und geisttötenden Internetspielzimmern geschlossen. Hier werden nur Ressourcen geraubt, neue Mythen geschaffen und das Unwissen gepflegt. Was mache ich dort eigentlich?
Meine Familie hat ausweislich des Steuerbescheids 2011 eine Einkommenssteuerschuld in Höhe von etwa 16.420,- € zu entrichten gehabt. Man dächte in Demut, das reiche und Schäuble, Kraft oder wenigstens die Leiterin des Finanzamts Köln-Nord spräche einmal zwecks Danksagung mit einem Apfelkörbchen vor, doch: Es reicht natürlich absolut nicht! Hinzu kommen nämlich tägliche Abgaben vor allem in der euphemistischen Gestalt sogenannter Mehrwertsteuern, mal ermäßigt, meistens nicht. Mehr Wert generieren sie nie. Jedenfalls nicht auf meiner Seite des Tresens. Ich habe diesen Begriff ohnehin nie verstanden, ich vermute, seine sprachpragmatische Quelle speiste sich einst aus purem Zynismus. Es ergibt sich, ganz im Gegenteil, nämlich regelmäßig ein insgesamt geringerer Wert dessen, was vormals war. Es müsste also eigentlich Weniger- Wert- Steuer heißen.
Die Höhe des regelmäßig unter besagtem Label abzuführenden Geldbetrages kann ich in absoluten Geldbeträgen nur ganz ungefähr schätzen. Ich halte aber eine monatliche Summe in Höhe von etwa 600,- bis 700,-€ bezogen auf meinen Haushalt für realistisch. Wahrscheinlich ist das sogar noch niedrig veranschlagt.
Aber auch das langt nicht für des Kaisers Anteil, wie mich jetzt das Finanzamt wissen lässt! Eine Nachzahlung wird eingefordert und zwar von weiteren 500,-€ für das Kalenderjahr 2011, so dass ein Jahressteuerbeitrag nur für diese beiden Positionen in Höhe von 25.540,-€ zu entrichten war, 2113,-€ im Monat. Einerseits.
Andererseits kommen Kirchensteuern hinzu, Haussteuern, Erdölsteuer sowie diverse kommunale Abgaben und jährlich steigende Gebühren. Umso mehr, als dass im Unterschied etwa zum schuldenfreien Nachbarn Düsseldorf meine Heimatstadt Köln von armseligen Dilettanten verwaltet wird, die intellektuell und pragmatisch keine Alternativen zu Steuererhöhungen und einer gewissen Kreativität im Erfinden neuer Steuerzahlungen (für Betten! für das Schlangestehen auf öffentlichen Gehwegen! für das Vorhalten von Streusalz in schneefreien Wintern, meine Lieblingssteuer!) sehen.
Zudem gibt es signifikante Preissteigerungen für Benzin, Strom, den öffentlichen Nahverkehr, Theaterkarten, Lebensmittel, Versicherungen, Gas, die Post und Handwerkerleistungen. Kieferorthopädische Standardprozeduren sowie Dienstleistungen von Optikern und Ärzten schätze ich für meinen 5-Personen-Haushalt konservativ mit rund 2000,-€ für das Jahr. All das kommt regelmäßig als IGEL daher, mithin als Leistungen, die die mit 950,-€ von uns monatlich alimentierten Krankenkassen (Arbeitnehmeranteil!) wie selbstverständlich aus dem Leistungskatalog getilgt haben. Was auch immer in diesem enthalten ist- ich persönlich frage es so gut wie nie nach.
Ach ja- die Altersvorsorge. Ich mache da viel zu wenig. Welche Sparanstrengungen für die Ausbildung Ihrer Kinder leisten Sie? Nun gut, wenn Sie meinen, dass das reicht. Zusatzversicherungen? Hauskanäle geprüft und gegen Lecks geschützt? Kohlenmonoxid-Gefahr der hauseigenen Erdgasleitungen gebannt? Engagieren Sie sich sozial? Politisch?
Und der Lebensstandard? Nun, es geht schon noch. Zumal einige glückliche Lebensentscheidungen halfen, vor Inflation und Enteignung weitgehend bewahrt zu bleiben. Eine derart exorbitante Abgabenlast aber begründet zu sehen mit den sozialen Bedürfnissen einer offenbar immer weiter wachsenden Transfergemeinde erscheint mir Signum unserer Zeit. Doch alleine erklärt das wenig, denn all die Krisengewinnler, Öko-Strom-Umlagen-Nichtzahler, Preistreiber-Profiteure, Steuereintreiber und Gentrifizierer tun ja das Ihre. Und das zielstrebig mit einer derart infamen Effizienzorientierung, mit der noch jedes Konzentrationslager hätte geleitet werden können.
Die berühmten 10% Reichen, die 55% des gesamten Steueraufkommens bewerkstelligen... das mag schon so sein. Vor dem Hintergrund solcher Zahlen gibt es wohl nur wenig Anlass, die Abgabenlast dieser Gesellschaftsgruppe weiter zu steigern. Die Armen hingegen werden seltsamerweise kaum herangezogen für volkswirtschaftlich relevante Beiträge. Als kämen da nur Geldzahlungen in Betracht. Und so bleibt die sogenannte Mittelschicht als einzige Gruppe leidtragend: Objektiv als Lastenesel und subjektiv an den Rande ihrer materiellen sowie seelischen Leistungsfähigkeit gedrängt. Zu den Kümmernissen bzw. dem Tatbestand, zu einem erheblichen Anteil für die Subventionierung europäischer Abenteurer, Energiewandel-Idylliker sowie kartellmäßig organisierte Profiteure jeglicher Coleur beitragen zu müssen, treten die vielfältigen Belastungen von 100%- Arbeitsstellen, des Haushalts, der Kinderpflege und und und.
Entlastungen wie beispielsweise ein ganztägige Kinderbetreuung kann sich in einer deutschen Großstadt selbst ein Gutverdiener kaum leisten; inkl. Mittagessen ist man da je nach Einkommensgruppe rasch bei 300,-€ Gebühr angelangt. Die entsprechende Gehaltsgruppe ist rasch erklommen bzw. wird trickreich angedichtet, denn ein großteils abzugsfreies Jahresbrutto von 60.000,-€ (netto nach allen Abzügen vielleicht 20.000,-€) führt bereits zu der apodiktischen Verpflichtung, den Höchstsatz zu bezahlen. Um das aufzufangen, arbeitet man mehr, bläst das Gehaltskonto auf 62.500,- € auf- wegen der gefürchteten kalten Progression oftmals eine klebrige Falle. 12 Stunden Mehrarbeit im Monat, höhere Steuerklasse, geringeres Netto. Der Einkommensmillionär alldieweil zahlt identische Beiträge. Sozialhilfeempfänger gar nichts; ihre Kinder schwelgen in der Rundumbetreuung von 8 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags. Ist solches... vernünftig? Volkswirtschaftlich erstrebenswert? Wenigstens erklärlich? Oder nur pc? Analoge Kuriositäten wohin man schaut: Rente, Energiewandel, Krankenversicherungen.
Der Sozialstaat Bismarckscher Prägung fußte einmal auf solidarischem Gemeinschaftsempfinden. Generationen gingen 140 Jahre lang gleichsam virtuelle, übergreifende Verträge zum Wohle aller ein und vor allem- hielten sich an sie. Jedoch: Es scheint nicht mehr zu funktionieren! Die Bedrohungen branden dabei weniger aus Südeuropa heran und auch der demographische Wandel, so furchteinflößend seine Konsequenzen erscheinen mögen, bliebe in einem klug-besonnen agierendem Gemeinwesen beherrschbar. Deren Großmeister aber schütten mit Flusssäure um sich, vertiefen die Gräben, schaffen Fronten, spalten, statt versöhnen: Bruttosozialprodukt erwirtschaften, Sachsenklinik gucken, zahlen. Dieser Dreiklang dröhnt die Massen zu, bindet all ihre Energie und Kraft. Demokratie war vielleicht mal machbar; das ist aber lange her.
Frauenquote; da steckt die Queen drin, raufen und Anrufe. Da sollte sich doch eigentlich ein hübsches Anagramm finden lassen. Am besten eines, das den postsozialistischen Aberwitz der aktuellen Debatte in angemessenem Zynismus ins Bild setzt. Leider finde ich keines. Aber es geht ja auch so...
Die CDU-Frauen fordern nun eine freie Abstimmung über Einführung jener Quote oder Marktwirtschaft. Das C im Akronym war ja von Anfang an nur ausgeliehen und gehört mittlerweile bestenfalls noch zur Parteifolklore; dass aber auch das D offenkundig nicht einmal mehr behauptet, sondern umstandslos Merkelscher Autokratie geopfert wurde- das ist schon krass. Freies Abstimmen nämlich muss mittlerweile gesondert eingefordert werden von einer innerparteilichen Opposition? Ist das ein Fall für den Verfassungsschutz? Ist die CDU bereits von V-Leuten unterwandert? Wie gefährlich für Leib und Leben ist deren Agieren im Verborgenen einzuschätzen? Was tritt an die Stelle des Grundgesetzes? Gibt es da bereits Planungen von Frau Merkel? Oder ist schon alles ganz egal?
Die CDU-Männer fordern seltsamerweise keine Abstimmung, schon gar nicht Freiheit. Sie fordern aber auch kein Ende der Heuchelei! Zum Beispiel der, dass es irgendeinen Journalisten in Deutschland interessiert, irgendeinen Politiker, einen Arbeitgeber- oder nehmer, irgendeine Frau, IRGENDJEMANDEN, ob es demnächst statt 12 Frauen 22 sind, die als DAX-Vorstand > 500.000,-€ einkassieren. Ganz und gar nicht egal ist mir allerdings, wie ich einvernommen werde für die Belange dieser Klientel z.B. seitens des von mir bezahlten Staatsfernsehens. Indoktrination, Manipulation, Einseiferei, Meinungsmache und nicht zuletzt... Spam!
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