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Top Coup für "Wir-sind-online"- Ethan Hunt
Ethan dringt in gewohnt gekonnter Manier in das top-gesicherte
Haus des Sheikh in Islamabad ein
2012 soll Mission Impossible 4 in die Kinos kommen. Gerade noch rechtzeitig, nämlich kurz vor Drehschluss, ist es Top- CIA- Veteran Ethan Hunt und seinem Team gelungen, nahe Islamabad den weltweit am meisten gesuchten Terroristen der Welt zur Strecke zu bringen. Das Kamerateam um den Top-Regisseur Brad Vogel (oder war´s Bird?) hat alles 1a im Kasten. "Puh, das war knapp", stöhnte Ethan gestern Abend nach seiner Rückkehr nach L.A. in die etwa 5000 Journalistenblöcke. "Der Sheikh ist, sorry: war (allgemeines Gelächter) ja wie ein Chamäleon und wir wussten nicht, ob sein Kurier-Freund ihn auch diesmal wieder kurz vor dem Zugriff warnen würde. Eigentlich wollten wir in Dubai drehen aber Islamabad ist mal was Neues und die Villen-Location gleich neben der Pakistani-Elite-Kaserne war echt groovy (Bitte entschuldigen Sie diesen hässlichen Anglizismus. Aber versuchen Sie mal, "groovy" zu übersetzen. Und dann auch noch ins Deutsche!). Sorry, liebe Pakistani, aber das war mal fällig." Applaus.
Ob es denn notwendig gewesen sei, Geromino gleich abzuknallen? "Na ja", konterte Ethan mal wieder top-brillant, "immerhin hat im Weißen Haus Alpha 1 zugeschaut und die ganze Regierungstruppe. Da muss man schon was bieten. Außerdem hat die Zielperson sich verdächtig bewegt, als er aus dem Schlaf hochschreckend die 22 bis an die Zähne bewaffneten Spezialkräfte UND mich gewahr wurde. Hätte er einfach weitergeschlafen, wäre nichts weiter passiert. Aber so..." Tja, dumm gelaufen, mein Lieber!
Alles weitere dann Anfang 2012 im Kino und das wird echt mega; wie Ethan es schafft, Leiche Sheikh-Osama (DER ist definitiv kein Amerikaner, ähhh- war!) gegen 25 Leibwächter nach der Exekution zu sichern und unter heftigstem Beschuss in den Apache-Hubschrauber zu schaffen, um dort dann gleich noch die DNA-Analyse in Echt-Zeit abschließt- echt krass. Unbedingt gucken.
jagothello am 03. Mai 11
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Erfinde mir einen Traum
die wirklich unfassbar spießigen ZDF- Polizeibeamten des Freitag- und Samstagabends mag man mit Fug und Recht hassen und wenn es da ein wenig frischen Wind gibt- umso besser. Und dass es Klischees sind, die unsere Welt ordnen, ist ja schon eine Binse. Wir wollen in der Freizeit (und auch sonst nirgends) nunmal nicht verwirrt werden, sondern unsere Images vom ermittelnden Weichherz, Schöngeist/Weintrinker, Schürzenjäger, Misanthropen, allein erziehenden Vater und so weiter und so fort sowie von deren weiblichen Pendants gefälligst bedient wissen. Auch dass das Genre selbst, welches früher mal "Krimi" hieß und heute "Gesellschaftsdrama" oder "Film", zum 20.15- Uhr-heißes-Eisen-der-Mörder-ist-IMMER-ein-Beziehungstäter-und-die-Problematik-ist-in-der-Welt-Klischee mutiert, scheint kaum Widerspruch heraufzubeschwören. Wir sind eben deutsch und also ernsthaft durch und durch (jedenfalls insoweit wir uns zur Zielgruppe zählen dürfen) und das Unbestimmt-Leichte, das Metaphorische, das Cineastische ist eher etwas für die frivolen Bewohner des Südens. Bleiben Sie anspruchsvoll.
Gut, dass sich da dann immer gleich im Anschluss irgendeine Anne findet, die uns hilft, die fiktiv erzeugte Betroffenheit in die "Realität" hinüberzuretten, wo sie dann wenigstens bis zum Montag morgen in uns webt und wirkt.
Dass aber die Tatort-Kommissare nun aussehen wie Jon Bon Jovi, Bierdosen schwenkend, halb- oder sturzbesoffen in der Wohnung der attraktiven Gemeuchelten ein Solo-Trauer-Tänzchen zu einer bärenstarken Rock-Grölstimme hinlegen (der dekorative Langhaarpony in schönster filmischer Symbiose bedeckt den schimmernden Tränenfilm)... ja, an wen richtet sich das? An die RTL-Gucker? Aber ich habe doch gar nicht umgeschaltet? Vielleicht hätte ich´s mal besser getan. Freilich erlöst uns Zuschauer (sowie den armen Galan) im Frühvergreisten-Programm bald schon die nicht minder schöne, mütterliche (eben ein bisschen ältere) Chef-Kollegin, ruft Gott sei Dank zur Vernunft, zum Zusammenreißen (bei allem Verständnis, natürlich). Die sexualisierte Atmosphäre schwächt sich ab, ein wenig. Aber wer weiß: Geht wenigstens hier was? Man sähe es durchaus gerne, jetzt, da der verhinderte Lover ja schon mal so schön in Fahrt ist. Die Situation ist hoffnungsvoll, für alle Beteiligten, die Situation günstig. Ein Hoch auf die schöne, mütterliche Hauptkommissarin.
Nun, bald schon wird sie wenigstens geduzt werden von dem betroffenen, authentischen jungen Kollegen, das ist sicher. Der aber stolpert vorerst noch durch die Kulissen, befragt Zeugen in heftigster Erregung und dezidiert underrickhaft, gerne an der Theke, nach ihren Hobbys ("Ach, und da haben Sie sie flachgelegt, was?").
Und auch sonst und danach lädt uns der hübsche Kriminale quasi minütlich ein zum beschämten Fremdschämen. Schamgrenzen nämlich werden hier im kalkulierten Tabubruch des deutschen Ex-Krimis gerissen, jedenfalls bei denen, die noch Zeit und Gelegenheit hatten, welche zu ziehen. Und daher ja ist er mir aufgefallen, dieser flache Unsinn, dieser billige Versuch, billige Klischees aus dem Gurken-TV zu platzieren. Dieses unerträgliche Heranschmeißen, diese groteske...
jagothello am 27. April 11
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Taliban am Telefon
Es klingelte, ich hob ab und meldete mich, doch nahm man das an dem anderen Leitungsende gar nicht zur Kenntnis. Stattdessen fand ich mich unverrichteter Dinge wieder als passiver Teilnehmer eines außergewöhnlich seltsamen Dialogs. Offenbar lag da irgendeine technische Störung vor. Namen wurden nur undeutlich genannt, doch verdächtigte ich rasch K. und P., da miteinander konspirativ zu schwatzen. Gebannt wie eine Katze auf der Pirsch lauschte ich, was denn sonst. Auszüge:
K.: Ja bitte? Es spricht der Nachfolger auf dem Stuhl des Heiligen Maternus, geborener Legat, 95. Metropolit der Kirchenprovinz Köln, Dr. der Theo...
P.: Ist ja schoa guat- Jo, bist du´s? Warum denn so förmlich, hä? Ich bins. Ubi bene ibi colonia, wenn du verstehst. hihihi. Der Bene! Iss a sichere Leitung.
K.: Sicher. Sicher. Die Ohren des Herrn sind überall. Nichts bleibt IHM verborgen. Gepriesen sei die heilige römische ...
P.: Hör mal- ich versuch´s auf Hochdeutsch. Kölsch können wir ja beide nicht, hihi. Wir müssen in einer ernsten Sache reden. Am besten, du kommst gleich her.
K.: Die Autorität der heiligen Kirche, vertreten durch den Stellvertreter Gottes auf Erden, zu ehren und zu achten- das ist vornehmste Pflicht meines Amtes.
P.: Mittwoch also? Wir haben wirklich einiges zu besprechen.
K.: Das passt gar nicht. Ich habe zu referieren vor dem Laiengremium der jüdischen Gemeinde Köln-Mitte zur unrechtgemäß erhobenen Forderung zur Rückgabe fiktiver Thora-Rollen. Danach Vortrag vor dem Pfarrgemeinderat Bonn; man murrt dort dies und das. Ich hätte einen Priester berufen, der ungeeignet sei. Ich werde nicht wanken. Und sei die Versuchung... ähhm, na ja. Anschließend Disziplinarausschuss des Generalvikariats: Eine Oberstudienrätin des erzbischöflichen Liebfrauengymnasiums Lindenthal verweigerte böswillig die Aschenkreuzzeichnung auf der Stirn. Am Donnerstag bin ich vorgemerkt als Hauptredner ...
P.: Verschone mich mit deinem Terminplan! Du hast deinen Laden nicht im Griff. Ich meine: abtrünnige Priester, Protestler, Päderasten, Schwule- das gab´s immer schon. Aber warum tummeln sich all diese Leute aus deinem Sprengel nun im Internet?
K.: Eine lebenslustige, mitteilsame Herde, zu der die Weisheit und Gnade deines Vorgängers im Amte des Nachfolgers Petri mich da empfohlen hat.
P.: Etwas mehr Toleranz... Menschenliebe, mein Gott nochmal. Warum gebärdest du dich wie ein Berserker? Du erschreckst die Leute mit deiner , ja, äh, mit deiner totalitären Dogmatik. Jesus sagt: "Mein Haus soll ein Haus zum beten sein. Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht."
K.: Mit dem allergrößten Respekt, werte Excellenz: "ein Haus des Gebets.", das waren die Worte des eingeborenen Gottessohns.
P.: Genug. Deine Politik der Peitsche ist gescheitert!
K.: Spes nostra firma.
Da musste ich nachschlagen gehen. Als ich den Hörer wieder aufnahm, vernahm ich nur noch monotones Piepsen. Hoffentlich bin ich nicht aufgeflogen. Da sind nämlich finstere Mächte am Werk, deren Spielball ich nicht werden mag.
jagothello am 20. April 11
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Jagothello goes popstar?
Einem großen Verlag erbot ich mich kratzfußend, eine Lyric-Sammlung der Rolling Stones vorzulegen. Da gibt´s ja nix, keine englische, keine deutsche- schon gar keine zweisprachige. Ist Dylan vielleicht größer als die Stones?
Eine Riesenlücke im kulturellen Menschheitsgedächtnis droht sich da also aufzutun. Und wie honoriert man mein Engagement um die Überführung von Textzeilen wie "Trying to stop the waves behind your eyeballs" ins germanische Idiom? Sie dürfen gerne raten. Ich stelle zwei Optionen zur Auswahl:
a) Man ist begeistert. Ein Verlagsemissär bittet um meinen Besuch im Verlagsgebäude nächste Woche Donnerstag zwecks Abstimmung eines Vorvertrags. Es gibt einen Vorschuss sowie jede erdenkliche redaktionelle Unterstützung.
b) Man schickt eine Praktikantin vor, die mich per e-mail demütigt und wissen lässt, mir stünde es jederzeit frei, ein unverlangtes Manuskript vorzulegen. Einen Rücksendeanspruch desselben gäbe es aber nicht, auch wenn ich einen ausreichend frankierten Umschlag hinzufüge.
Ich verrate nichts, nur: Es ist a) oder b).
One Veganer-Seniorenteller for Rainer, please!
Berlin-Kreuzberg; Cuvrystraße. WG mit Bommi B. und anderen Zelebritäten der Society. So 1988 muss das gewesen sein. Rainer Langhans meditierte auf seinem Kopfbänkchen zu Besuch vor sich hin und gestern gab es, nun ja- ein Wiedersehen. Via Skype!
Rainer chillt noch ein wenig unweit von Cairns und genießt den australischen Hochsommer bei allem möglichen 5-Sterne-Schnickschnack. Mit dabei wieder das Kopfbänkchen. Nach der entbehrungsreichen Zeit im RTL-Camp durchaus angemessen, wie ich finde. Das Gespräch kann ich hier natürlich nur stark gekürzt wiedergeben, denn die Privatsphäre, v.a. die des prominenten Pfadfinders, muss schon noch geschützt bleiben. Da bitte ich um Verständnis.
Ich, also: Hey, Rainer- ich glaub´s nicht, dieses sch... Skype ist ja wohl echt der Hammer. Ich sehe dich wirklich.
Er: Hmmm.
Ich: Ja, Mensch- sag mal: Wie war es denn? Bist du froh, dass du draußen bist?
Er: Ja. Eigentlich nicht. Es ging mir ja um die Erfahrung.
Ich: Wie war denn deine Dschungelprüfung?
Er: Ich musste zu Tieren. Aber die wollen ja nicht zu Menschen. Ich kann das nicht.
Ich: Das sind ja schräge Leute, mit denen du da eingepfercht warst. Ich meine, die 50.000,-€ hast du dir ehrlich verdient.
Er: Ich hab die schon irgendwie lieb gewonnen.
Ich: Das sind doch Soziopathen? Lurchgedärmfresser! Kakerlakenduscher!
Er: Die sind Teil von etwas. Wir sind ja Teil von etwas. Ich muss das erstmal abstrahieren.
Ich: Die Lagerfeuergespräche waren aber doch schon ganz schön zotig. Also, dieses Blondgift Sarah, mein lieber Mann. Und diese Indira flüsterte ins angeblich versteckte Richtmikrofon (ich habe es genau gehört!): "Der Rainer, das ist nur ein esoterischer Depp. Vor dem haben wir nichts zu befürchten." Ich meine- das ist doch schon alles recht privat, nein, ehrabschneidend, oder?
Er: Das musst du abstrahieren. Die sammeln Erfahrungen.
Ich: Sag mal, Rainer, eins verstehe ich aber trotzdem noch nicht: Wieso erzählst du diesen Knalltüten da vor einem Millionenpublikum diese olle Kamelle von der Uschi und dem Jagger? Muss das denn jeder wissen, dass der deine Freundin flachgelegt hat?
Er: Das musst du abstrahieren. Es geht nur um Liebe. Wir müssen unsere Erfahrungen miteinander teilen. Wie ist eigentlich das Wetter bei euch?
Ich: Kalt ist es. Also: Abstrahieren, ja- schon klar. Aber ist das alles nicht sehr intim? Ich meine, beschädigt das nicht irgendwie...
Rainer sagt: Ich kann ja auch hier sehr gut beobachten. Um solche Erfahrungen geht es. Und auch um, irgendwie, alles das, aus meiner Erfahrung, alles auch mitzuteilen an die, die mit mir leben und arbeiten. Ich muss das erstmal abstrahieren. Die Brigitte ist jetzt hier. Die sagt, es gäbe hier einen super Veganer-Seniorenteller.
Viel mehr hatten wir dann nicht mehr zu bereden. Rainer war ja noch ganz durcheinander und natürlich auch ziemlich fertig von den Strapazen. Die Verpflegung war wohl auch nicht so gut im Camp.
Ich gönne ihm den Erfolg und das Geld und alles. Aber ich hoffe auch irgendwie für ihn, dass seine WG-Genossen von FRÜHER nach wie vor keinen Fernseher haben oder neben ARD, ZDF und dem Dritten nur Arte auf der Fernbedienung.
PS am Tage 1 nach diesem Gespräch: In unseren Zeiten hilft das Wünschen nicht mehr: Uschi guckt sogar in Los Angeles RTL und liest von dort wohl auch mein kleines Interview mit dem ehemaligen Leit-Lover; wahrscheinlich hinter der Theke ihres kleinen Schmucklädchens. Eine andere Erklärung für das prompte Echo kann es gar nicht geben: "Der Rainer ist eine traurige, erbärmliche Witzfigur." Da ist wohl etwas ganz Konkretes kaputt gegangen!
Schwarze Schwäne
Öffentlich-Rechtliche Fernsehanstalten untersuchen gerne den Willen des Bürgers, sein Empfinden, sein Tun. In eigens erdachten Barometer-Sendungen präsentierten die Präsentatoren (Journalisten?) Zahlenkolonnen und Datenanimationen, welche wiederum von Fremd-Dienstleistern wie Infratest erstellt werden. Das Wort dort führen Sozialforscher und Statistiker. Von ihnen erfährt man bsp., dass 57,5% der Wahlberechtigten zwischen 45 und 55 mit Merkel zufrieden sind, sofern sie jedenfalls grundsätzlich der CDU zuneigen und an einem bestimmten Tag, sich freuend auf das Feierabend-Bier, auf einer Skala von 1 = sehr zufrieden bis 5 = sehr unzufrieden einen Wert besser als 3 in den Telefonhörer geraunzt haben.
Hinter all dem bunten Treiben steht, so wird sehr gerne nachdrücklich betont, die Stochastik als unbestechliche Leitwissenschaft. Die solcherart suggerierte Objektivität allerdings ist eine Chimäre und pure Illusion! Die Mathematik bringt sicherlich Ordnung in Prozentwerte, sie macht aber keine Aussagen darüber, ob jene nun auch unvoreingenommen und zuverlässig ermittelt wurden. Deuten kann sie gar nicht. Vielleicht lässt man auch einmal das ein oder andere Detailergebnis im Sinne eines gewünschten Gesamtbildes unter den Tisch fallen? Oder verzichtet auf gar zu kompromittierende Fragen gleich ganz?
Das fotogene Jonglieren mit komplexen Umfragewerten, abgebildet wie selbstverständlich mit Zahlen, suggeriert aber in jedem Fall "News"- Kompetenz und hat insofern eine wesentliche ästhetische Funktion im Gesamtkontext "Nachrichten" inne- so ähnlich wie die Uhr am Anfang: Man beginnt mit objektiv Korrektem, einer atomar synchronisierten Uhrzeit und nach diesem Muster, so das implizite Versprechen, geht es dann weiter. Nicht schlecht sicherlich für die "Corporate Identity" einer TV-Sendeanstalt, die Gebührengeldererhebung über einen journalistischen Aufrag legitimiert.
Die Statistiken aber sind, und das ist das eigentlich Problematische, geeignet, die Wirklichkeit zu verzerren, ihre Wahrnehmung zu verfälschen, indem sie vorgaukeln, die Welt rational und umfassend zu betrachten.
Bereits in Klasse 8 lernen Kinder in Mathematik Techniken kennen, um statistische Ausreißer, signifikante Abweichungen zu ignorieren, bzw. eine Welt zwischen den Extremen als Norm zu definieren! Diese Techniken heißen "Zentralwerte", "arithmetische Mittel" oder auch "Quartile".
Ihnen gemeinsam ist das Bestreben, die Mitte zu finden, die Mitte als Ort der Relevanz. Dabei sind es besagte Ausreißer, die so häufig die subjektive, aber auch die öffentliche Wahrnehmung und damit die Politik bestimmen, also die Regeln unseres Zusammenlebens. Dies aber nur retrospektiv, denn den Ausreißern eigen ist, dass sie, im Unterschied zur "Mitte", mit den Werkzeugen der Mathematik schwierig vorherzusehen sind, was ihre Unbeliebtheit noch deutlich steigert. Sie machen uns fassungslos, ratlos, hilflos und zwar gerade wegen ihrer allgemeinen Relevanz.
Der 11. September war so ein Ausreißer- nicht vorhersehbar, bedeutsam, bestenfalls im Nachhinein interpretierbar- die stochastischen Regeln der Wahrscheinlichkeiten, basierend auf zahlengestützten Zukunftsprojektionen, sprengend.
"Schwarze Schwäne" nennt der Sozialwissenschaftler, Philosoph und Mathematiker Nassim N. Taleb solche Ereignisse. Sie sind rational wenig fassbar und erfordern, so denke ich, eine Rückbesinnung von Politik und Journalismus zu alten Kardinaltugenden: Weltverständnis, Welterklärung im Dialog und zwar vor dem Hintergrund einer wissend-kompetenten, am besten humanistischen Weltanschauung. Im Medium der Sprache, des Sprechens und Schreibens. Die Welt und die Botschaft von ihr müssen endlich wieder komplizierter werden!
Werte Vorgesetzte,
Liebe Frau Außenministerin,
mal Tacheles- das mit dem Ass angel (hähä) haben die Jungs wirklich sauber hingekriegt. Glückwunsch. Geht doch nichts über gute Verbündete. Mir gibt das Gelegenheit zu einem ungestörten Postscriptum. Wird sich wohl jetzt keiner mehr trauen, in unserer Privatpost zu schnüffeln. Das mit der Drohung, von wegen Giftspritze und so: Respekt! Hätte Dicky Cheney nicht besser hingekriegt. War eh kein schlechter Mann, wenn ich das mal sagen darf...
Also, nochmal kurz zum "Bundesaußenminister", hähä. Dass Westerwelle ein eitler Truthahn ist- geschenkt. Ist ja längst sowas wie eine Binsenweisheit. Wussten Sie, dass er keine Krawatte zweimal trägt? Verbringt sicher mehr Zeit vor dem Spiegel als mit dem Studieren von Akten. Aber immerhin: Er hat seinen Crash-Kurs in Englisch gemacht und wusste neulich sogar, dass auch die New York Times "Angst" schreibt, wenn sie "fear" meint. Mit "fear" kennen Sie sich hier ja aus, hähä! Lovely Guido kam dann natürlich auch wieder mit dem ewig blöden "Kindergarten"; gäb es ja im "angelsächsischen Sprachraum" (so druckst der wirklich rum) "definitiv" kein anderes Wort für- blablabla... Glaubt der Kerl doch wirklich, "Germanizismen" seien jetzt der letzte Schrei bei uns! Ich meine: Hallo? Musste der Englisch lernen oder ich Deutsch? Hähä- kleiner Scherz am Rande, aber ist doch wahr.
Aber warum ich Ihnen eigentlich kabel: Doof- Seehofer ist wirklich ein Dummbeutel und das können Sie wörtlich nehmen. Seehofer, Sie wissen schon. Der aus den Bergen an der Grenze zum Österreich- Hitlers Heimat. Musste bei einer Spendengala im Fernsehen die eingegangene Summe vorlesen und konnte die 7-ziffrige Zahl nicht sprechen! Wie ein 4-Klässler las er dann vom Blatt ab: 3-0-0-7-9-2-2. Und betet dann immer seine PISA-Litanei von wegen Lesen und Mathe- was die blöden Ausländer alles nicht könnten und so. Aber die Sozialisten-Fuzzis sind auch nicht besser. SPD- Provinzfürst Beck saß da neulich auf so einem Podium mit Teflon-Angela und versuchte sich im Addieren: Man spare 13 Milliarden Euros ein mit zwei Posten: 4,6 Milliarden plus 7,4. Nee, das wären keine 12, sondern "bei mir" immer noch 13. Da wurde wenigstens mal viel und herzlich gelacht. Und der Schlechte-Laune-Bär wurde ganz unleidlich. Konnte mir den Gag nicht verkneifen, ihm den neuen Texas Instruments zuzusenden.
Man kann eigentlich nur hoffen, dass diese Leute ein bisschen mehr Einfluss kriegen. Wäre unseren Sicherheitsinteressen förderlich, denn Widerstand kommt von da bestimmt nicht. Vielleicht dürfen die Herren mal bei Ihnen reingucken für 4 oder 5 Minuten. Sowas wertet die hier unglaublich auf und abgesehen davon bringen die Herrschaften auch immer ganz ulkige Geschenke mit. Gutti Guttenberg vermachte mir doch tatsächlich letzte Woche so einen lustigen 5-Liter-Bier- Saufbottich mit blau-weißen BMW- Rauten drauf. Trinken die locker hier an einem Abend. Da könnte ich auch nicht mehr zählen, hähä.
Also, verehrte Chefin- immer noch viel Spaß hier in good old europe, würde gerne noch was bleiben und daher drücke ich B.O. doch noch mal ganz feste den linken Daumen, Ihr Phil "Eddy" Murphy.
jagothello am 15. Dezember 10
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Breaking Bad
Der neue leuchtende Stern am Serienfirnament scheint Breaking Bad zu sein mit dem grandiosen Bryan Cranston als Hauptakteur. Die Süddeutsche widmet dem Konzept einen umfänglichen, sehr freundlichen Beitrag und auch die Tatsache, dass es nun samstägliche Doppelfolgen auf Arte gibt, sorgt für einen gewissen Vertrauensvorschuss. Und der ist berechtigt: Ich habe mich gestern eher zufällig hineingezappt und kam nach dem finalen Abspann ganz hin und weg von dieser Mischung aus Actionstreifen, Horror, Roadmovie, Obama-Systemkritik, Familiensaga, Dokumentation und Erotikthriller zu Bett. Cranston mimt einen Chemie-Highschoollehrer, der als überaus fähiger Wissenschaftler an einem Nobelpreis-Siegerprojekt mitwirkte, nun aber in der Provinz (herrlich unverbrauchte Filmkulisse: New Mexico) unterbelichteten und wohlstandsverzogenen Jünglingen die Geheimnisse der Chirale einimpft. Nebenbei wäscht er Autos, oft genug die Cabrios seiner Zöglinge (so ganz verabschiedet hat sich Amerika von seiner sex & the city- Phase ja noch nicht), um die Behandlung für seinen gelähmten Sohn aufbringen zu können, denn: Krankenversicherung gibt´s nur für die Reichen. Und irgendwann reicht es dann: Walter White beschließt, seine chemischen Kenntnisse gewinnbringender einzusetzen und fortan Amphetamine für den riesigen südwestlichen Markt zu "kochen".
Es wabern die Schwaden des Phosphangases, mit dem Mr. White dem Mob zu Leibe rückt
Als Lehrer reibe ich mich natürlich an dem reaktionären Berufsstandbild, das sowohl der Film als auch die SZ-Rezension vermittelt: Der brillante (und echte) Wissenschaftler heillos unterfordert vor und von den trüben Pennälern. White aber ist nicht unterfordert, sondern überfordert wegen pädagogischer Inkompetenz. Daher rührt der frustrierende Berufsalltag (wie bei so vielen seiner Zunft). Sein Beruf ist eben nicht die Chemie, sondern ihre Vermittlung. Eines der vielen Missverständnisse seines Lebens.
Mehr als ausgeglichen werden solche Ärgernisse aber durch Szenen wie diese: Whites ehemaliger Schüler und jetziger Kompagnon in Sachen Dealerei hat den Tipp bekommen, eine verräterische Leiche in Flusssäure aufzulösen und macht sich nun in seiner Badewanne ans zersetzende Werk. Dabei hat er aber nicht beachtet, dass die Säure sich zuverlässig auch durch Stein, Metall und Keramik frisst. Als White ihn darauf aufmerksam macht, ist es zu spät: Erst tröpfelt es nur doch schon kurz darauf klatscht die Malaise die Etagendecken hinab. Einer der vielen Lacher, die mir im Halse stecken blieben. Unbedingt: gucken!
jagothello am 10. Oktober 10
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