Alaaf, du schöner Prinz!

Der Papst samt weiteren Paradiesvögeln zu
Besuch bei Prinz Karneval
Papst und Prinz äußerst geschmacksicher. Richtig schick haben sie sich gemacht für ihr erstes date. Was auf dem Laufsteg aber zu Gegeifer und Tränchen führt, nämlich dieselben ausgeflippten Fummel von zwei Wettbewerberinnen dargeboten, wirkt hier wie eine protokollarische Meisterleistung: die gleichen abgefahrenen Treter in schönstem Einvernehmen und bei anscheinend bester Laune, getragen mit einer souveränen Grandezza, wie sie nur wahrhaft würdigen Alphatierchen zueigen ist. Respekt! Rein modisch aber der Papst (jedenfalls der Typ mit den Federn auf dem Kopf), seien wir ehrlich, doch mit klaren Vorteilen.
Let´s Groove, men!
jagothello am 08. Februar 11
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Bewusstseins-Nirgendwo
"Ich mag keine Russen. Ich mag keine Steuern. Ich mag keine Inflation." Ronald Reagan, dessen politische Leitthemen dieses Zitat wohl ganz gut zusammenfasst, wäre heute 100 geworden.
Ich habe ihn nicht gemocht. Er war aggressiv, chauvinistisch, verstockt, rückständig, ungebildet- unter anderem. Aus heutiger Sicht muss man aber wohl auch ergänzen: maßstabsbildend; ein viel kopiertes Original. Das enorme Staatsdefizit der USA bekämpfte seine Administration, indem sie die Steuern halbierte, um Investitionsräume zu schaffen; dies dämpfte zunächst einmal höchst wirkungsvoll die Arbeitslosigkeit und brachte andere günstige Effekte, wodurch wiederum das Steueraufkommen stieg. Flankiert wurde dies durch eine enorme Subventionierung des Rüstungssektors (man erinnere sich nur einmal an die Pläne des Hollywoodblenders für einen "Krieg der Sterne"), gewissermaßen eines staatlichen Konjunkturprogramms schwindelerregenden Ausmaßes für die gesamte heimische Wirtschaftsleistung. Das passte natürlich hervorragend zum Credo Teil 1!
Da Reagan zunächst also erfolgreich agierte und so ganz nebenbei die USA zu verschütt gegangenem Selbstbewusstsein zurückführte, avancierte er zügig zum Hohepriester der Konservativen weltweit. Sein ökonomisches Mantra beteten sie fortan alle, am lautesten vielleicht in London und Bonn. Sozialliberale, gar linksliberale Regierungen jedenfalls waren ab den frühen 80er-Jahren bis auf weiteres passé in den führenden Wirtschaftsräumen.
Wahrgenommen haben Reagan viele Menschen meiner Generation aber ganz anders, nämlich als Kriegstreiber. Ich persönlich verstand gar nicht, dass er ins Rennen ging, um eine Wirtschaftskrise zu lösen. Das war ein irgendwie vulgärer Aspekt politischen Treibens; Detailkram, nichts für uns Wohlstandsjünglinge, etwas für Freaks, kein Thema. Uns ging es schließlich um das Ganze, um den Weltfrieden, mindestens.
Was da in diesen Jahren aber in allererste Linie losgetreten wurde, verstand und verstehe ich erst Jahre später so einigermaßen: Ethisch, rechtlich und ökonomisch nicht zu vertretende Förderung der Reichen, Anhäufung von privater Kapitalmasse, die ohne jeden öffentlichen Auftrag und Nutzen die Finanzmärkte überschwemmte, Privatisierung aller relevanter Versorgungs- und Dienstleistungsbereiche wie Telekommunikation, Verkehr, Gesundheit und Energie bei selbstverständlich explodierenden Preisen und implodierenden Leistungen. An den Folgen arbeiten die Gebühren-Beitrags- und Steuerzahler sich ab, während die einst Entlasteten von Transfer- und weiteren Bonizahlungen profitieren. Wodurch das Teufelskreise zeichnende Rad wieder in Schwung kommt...
Es geht aber beileibe nicht nur um Perversitäten materieller Art wie globale Finanzcrashs oder die Abenteuerfahrten mit der DB, mir fällt krasser Mentalitätswechsel auf: Die Menschen mutieren zu Schnäppchenjägern, zu Sozialdarwinisten. Entsolidarisiert und "privatisiert" treiben und surfen sie so vor sich hin. Doch wohin? Vielleicht in ein Bewusstseins- Nirwana, das der verhinderte Jubilar selbst in seinen letzten 10 Jahren ja ausgiebig hat bereisen müssen? Welch großartige Metaphern doch das Leben schreibt!
jagothello am 06. Februar 11
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Armselige Kleisterei
Ein schmuckes Haus, das Grillo-Theater zu Essen. Da lohnt sich schon einmal eine Verlegung der Abendgestaltung in diese mir sonst so fremden Gefilde. "Prinz Heinrich von Homburg" gab es in diesem ansprechenden Ambiente. Für die Bühne sicherlich nicht einfach umzusetzen, gibt es doch in diesem sonst klassisch strukturiertem Stück durchaus einige Szenen- und Ortswechsel. Das hat man ganz gut gelöst in Essen; mittels elektronisch gesteuerter, mobiler Wände und einiger Licht- und Schatten-Effekte wurden recht elegant Räume geschaffen.
Doch sonst war das Sprechtheater der ganz antiquierten Sorte. Szenisch gesprochener Text, kaum Bewegung, wenig Überraschendes im Hinblick auf die Figurenzeichnung- und konstellation. Gerade mal ein, zwei hübsche Regieeinfälle.
Ganz nett vielleicht der hinzuerdachte Prinzenmonolog, in dem dieser über das traurig-tragische (Un)-Wesen des Todes meditierte, so a lá Woody Allen: "Der Tod? Mit dem bin ich ganz und gar nicht einverstanden."
Nun etwas ganz anderes. Breite Bühne, zwei Menschen betreten den Bühnensaum, stehen da und gucken ins Publikum. So lange, bis sich Unmut breit macht im Auditorium, doch das sitzt man aus. Marie und Woyzeck sind stärker. Und plötzlich zückt er ein Messer, um sie zu attackieren. Sie fällt. Die späte Szene hier an den Anfang gesetzt.
Der Vorhang hebt sich, ein Hamsterrad, der Woyzeck rennt und rennt und rennt. Techno-Beats, spektakuläre Visualisierung. "Er sieht immer so verhetzt aus." Ja, das tut er. Plötzlich fällt er. "Er hat keine Tugend." Sportlich ist er jedenfalls nicht. Er fällt und ruft ins gebannte 500-Leute-Völkchen: "Ich muss abbrechen." 10 sek. später: Die Performance ist vorüber, Paul Steinbach improvisiert nicht spontan, sondern muss passen, schwer verletzt. Schlussapplaus nach 7 Minuten. Andres: "Dieser Platz ist verflucht." Potential hat er auf jeden Fall!
jagothello am 02. Februar 11
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