November 2012 |
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Die Zeit ist eine geniale Erfindung, tröstlich, emotions- und damit systemstabilisierend. Minuten, Wochen, Jahre. Und immer alles hübsch als kreisförmige Abfolge des Ewiggleichen gedacht. Jeden Morgen kann ich mich der Überzeugung hingeben, nichts neues könne mich überraschen und auch sonst wäre alles zum Besten, nämlich beim Alten.
Und auf diese Art und Weise rückt eben wieder mal die gesegnete Adventszeit heran; wie jedes Jahr krabbeln kleine Elche und weißbebartete Aldi-Läuse die Fassaden hoch, die Menschen sehnen sich zurück in ihre Kinderzimmer. Die Lichterschläuche in den Vorgärten erhellen nunmehr armdick ganze Straßenzüge; leicht modifizierte Mode doch im Grunde tatsächlich alles so wie immer, seit das Marketing des Weihnachtsmanns beschlossen hat, das ehedem christliche Fest zu karnevalisieren. Ich mache da zwar nicht so recht mit, doch der schönen Illusion, die Abfolge der Dinge bewege sich im Kreis und steuere solcherart auf ein unausweichliches Ende hin, fröhne auch ich nur allzugern.
Doch dann stirbt ein Kollege einen jähen Tod, eine Familie in der Nachbarschaft zerbricht, die Tochter einer Freundin wird um Haaresbreite Opfer eines suizidalen Geisterfahrers. Und der Selbstbetrug rächt sich, denn da ist ja kein Kreis, schon gar nicht solch ein kleiner. Nur eine gerade Linie, eine kalte Abfolge ewig gleicher Auf- und Untergänge ohne geringste Tendenz, der flüchtigen Spezies Versprechen zu machen und sie tröstlich zu beruhigen vor ihrer Furcht, am Ende... allein zu sein.
Layout by ichichich.