Im Gewicht ein ich

  • Suche

    •  
  • Neu

    • Jean Stubenzweig, wo sind Sie? (jagothello, 05.Dez.16)
    • Qualität (jagothello, 04.Dez.16)
    • Geographische Parallele, mentale Kreuzung (jagothello, 04.Dez.16)
    • Schreiben, um zu lernen, was ich denke (Susan... (jagothello, 04.Dez.16)
    • Stimmt. Ich bin bei zwei Eigenschaften tatsächlich... (jeeves, 02.Mai.15)
  • Links

    • blogger.de
    • Antville
    • XPLRR
    • fotosfotosfotos
    • Antville-Layouts
    • MdmwmT
  • Navigation

    • Startseite
    • Themen
  • Meta

    • Login
  • Archiv

    • Oktober 2012
      Mo
      Di
      Mi
      Do
      Fr
      Sa
      So
       1 
       2 
       3 
       4 
       5 
       6 
       7 
       8 
       9 
      10
      11
      12
      13
      14
      15
      16
      17
      18
      19
      20
      21
      22
      23
      24
      25
      26
      27
      28
      29
      30
      31
       
       
       
       
      September
       
      November
  • RSS

    • Stories
    • Stories & Kommentare
    • Counter
Best of...

Gehasst habe ich diese kommerziell orientierten, bequemen, geistlosen Greatest- Hits-Abgreifer; zu faul erschienen mir die, zu wenig ernsthaft, um sich mit dem gebührenden Respekt durch das Werk der Doors zu graben oder woanders über Gustav Mahler zu weinen als an Aschenbachs Venedig- Lido. Suspekt und verachtenswert wie Chemie-Versteher oder Discotheken-Gänger erschienen mir solche Banausen. Bis ich selber einer wurde und einen Teil meiner Selbstachtung verlor. Dem leistete iTunes Vorschub oder meinetwegen das Internet ganz generell. Das ökonomische Charakteristikum der neuen Zeit ist die Portionierung in Premium-Ware. Der Zusammenhang geht dabei völlig verloren. Offenbar auch mir.
Vor diesem Hintergrund kaufte ich nun in grimmiger Stimmung drei Hit-Musik-CDs; immerhin geschmacklich einigermaßen Unangreifbares: Eine Best-of der Who, eine Greatest-Hits der Creedence-Clearwater-Revivals und etwas von Dylan.
Die ersten CD-Käufe seit... na, jedenfalls seit Jahren. Und dabei war ich dereinst so eine Art Pionier des neuen Mediums; als studentischer Mitarbeiter eines recht bedeutenden Musikalienhandels räumte ich den schwarzen Vinyl ins Kellerlager und ersetzte ihn mit diesen kuriosen Silberscheibchen, damals kostbar wie Krügerrands. Ab 36,90 DM (was heute so in etwa einen Gegenwert von 70,-€ entsprechen dürfte!) war der progressive Kunde dabei. Einige Jahre lang existierte das LP- Angebot parallel, quasi zur Absicherung, falls die teure Neuerung sich nicht würde durchsetzen können. Das geschah ja nicht. Ich geriet dennoch kurze Zeit später in den Strudel der Rationalisierung und wurde ohne groß Federlesen zu machen vor die Tür gesetzt. Aber bis dahin sollten noch einige Monate vergehen und wer weiß; hätte es diese glückliche Fügung, und nichts anderes war es, nicht gegeben, wäre ich vielleicht store-manager (Substitut heißt das im Edeka) in diesem oder einem anderen CD- Laden geworden, mit viel Glück nach dem unvermeidlichen Ruin drei Jahre später Hilfsverkäufer im Saturn. Heute würde ich dann mit angegrautem Fusselbart und zu engem schwarzem Hemd Kunden im Flagship-Store abwimmeln, die wegen irgendwelcher Kabel oder Stecker für ihre Eiertechnik aus dem Bergischen Land einfallen. Liebe Elektronik-Fritzen: Ich kenne eure Geschichte!
Die CDs wurden damals jedenfalls nicht einfach in das Geschäft angeliefert. Dafür gab es in diesen frühen Tagen gar keine Infrastruktur. Wir selbst hatten uns um die Distribution zu kümmern, im Gütersloher Zentrallager die Hüllen mit diversen Labeln zu versehen, Bestände aus dubiosen Quellen umzuetikettieren, sie zu ordnen, zu packen und zu verfrachten. Transporte wurde im weißen Golf GTI meines Chefs durchgeführt. Mit beiden Händen klammerte ich mich während des Ritts über die A2 am Haltegriff über der Beifahrertür fest. Ich brauchte das Geld nicht mal. Ich wollte es.
Natürlich gehörte ich auch zu den sehr frühen Player- Betreibern. Ein Monatsgehalt erübrigte ich für einen bildhübschen Denon mit Goldoptikrand, der noch bis vor wenigen Monaten meine Wohnung ästhetisch bereicherte. Heute existiert er nicht mehr aber ich habe Ersatz geschaffen. Denn es gibt ein wiedererwachtes Bedürfnis, Musik in echter, in hoher Qualität zu hören und nicht bloß in simulierter, als Hintergrundeffekt für eigentlich ganz anderes Tun und Treiben am Computer.
Ich weiß schon, dass Mediatheken mittels simpler technischer Bauteile im ganzen Haus abgerufen werden können doch... funktioniert das ja alles nicht. Jedenfalls nicht verlässlich und nicht in der Praxis. Irgendeine Netzwerk- Verbindungs- Anfrage- Problematik liegt eigentlich immer vor, die dann erstmal behoben werden muss, meistens, indem umständlich hässliche Kabelbrücken gebaut werden müssen, von denen auf den Apple-Promotionen, so weit ich weiß, nie die Rede ist. Manchmal, so wie gestern, bricht das ganze fragile Gebilde aus Technik über drei Etagen, zusammengehalten einzig und allein durch ein wenig niederfrequente elektromagnetische Strahlung, rettungslos in sich zusammen. Der Anwender übt im Grunde kaum Kontrolle aus über dieses sich immer feiner spinnende Gewebe aus fluider Dateiexistenz seiner Musik und nur spärlich aufeinander abgestimmter Hardware, verteilt auf den Keller, das Wohnzimmer und Kalifornien. Ich prophezeie dem Gesamtkonzept den baldigen Niedergang!
Und der materiegestützten CD ein grandioses Erweckungserlebnis. Ich fungiere als sein Seismograph, erspüre es bereits deutlich. Und komme sie auch als Best-of-Kompilation daher.

jagothello am 13. Oktober 12  |  Permalink  |  2 Kommentare  |  kommentieren




jean stubenzweig am 14.Okt 12  |  Permalink
Diesen Musik-Zirkus,
dieses äppelige iPhone, betrete ich trotzdem nicht. Aber wahrscheinlich tue ich mich dabei auch leichter, da mir das überwiegende Angebot nicht zusagt. Ich habe tatsächlich vor einiger Zeit meinen Plattenspieler wieder aktiviert. Denn von meinen besten, mir liebsten Scheiben habe ich mich nie getrennt.

jagothello am 14.Okt 12  |  Permalink
Retro
Wie die Medien nun auch heißen, welche jeweiligen Vorzüge ihnen zueigen sind: Immer wieder auf das Neue muss die Bibliothek erneuert werden. Schon aus diesem Grund wird der musikalisch- industrielle Komplex beim regelmäßigen Wechsel der Datenträgertechnik bleiben. Es scheint sich aber um eine kreisförmige Bewegung zu handeln.
Das Marketing alldieweil spielt geschickt mit dem Impuls der Massen, der Existenz Atmosphäre verleihen zu wollen; und sei es eine in Nostalgie gebadete. Auch LPs werden ja noch bzw. wieder eifrig hergestellt und gekauft. Da gibt es einen mittlerweile stetig wachsenden Markt, was vielleicht psychologisch zu erklären ist, rational aber kaum.

    Auf Kommentar antworten

Layout by ichichich.