Oktober 2012 |
||||||
Mo |
Di |
Mi |
Do |
Fr |
Sa |
So |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
8 |
10 |
11 |
12 |
14 |
||
15 |
17 |
18 |
19 |
20 |
21 |
|
22 |
23 |
25 |
26 |
28 |
||
30 |
31 |
|||||
Meine Familie hat ausweislich des Steuerbescheids 2011 eine Einkommenssteuerschuld in Höhe von etwa 16.420,- € zu entrichten gehabt. Man dächte in Demut, das reiche und Schäuble, Kraft oder wenigstens die Leiterin des Finanzamts Köln-Nord spräche einmal zwecks Danksagung mit einem Apfelkörbchen vor, doch: Es reicht natürlich absolut nicht! Hinzu kommen nämlich tägliche Abgaben vor allem in der euphemistischen Gestalt sogenannter Mehrwertsteuern, mal ermäßigt, meistens nicht. Mehr Wert generieren sie nie. Jedenfalls nicht auf meiner Seite des Tresens. Ich habe diesen Begriff ohnehin nie verstanden, ich vermute, seine sprachpragmatische Quelle speiste sich einst aus purem Zynismus. Es ergibt sich, ganz im Gegenteil, nämlich regelmäßig ein insgesamt geringerer Wert dessen, was vormals war. Es müsste also eigentlich Weniger- Wert- Steuer heißen.
Die Höhe des regelmäßig unter besagtem Label abzuführenden Geldbetrages kann ich in absoluten Geldbeträgen nur ganz ungefähr schätzen. Ich halte aber eine monatliche Summe in Höhe von etwa 600,- bis 700,-€ bezogen auf meinen Haushalt für realistisch. Wahrscheinlich ist das sogar noch niedrig veranschlagt.
Aber auch das langt nicht für des Kaisers Anteil, wie mich jetzt das Finanzamt wissen lässt! Eine Nachzahlung wird eingefordert und zwar von weiteren 500,-€ für das Kalenderjahr 2011, so dass ein Jahressteuerbeitrag nur für diese beiden Positionen in Höhe von 25.540,-€ zu entrichten war, 2113,-€ im Monat. Einerseits.
Andererseits kommen Kirchensteuern hinzu, Haussteuern, Erdölsteuer sowie diverse kommunale Abgaben und jährlich steigende Gebühren. Umso mehr, als dass im Unterschied etwa zum schuldenfreien Nachbarn Düsseldorf meine Heimatstadt Köln von armseligen Dilettanten verwaltet wird, die intellektuell und pragmatisch keine Alternativen zu Steuererhöhungen und einer gewissen Kreativität im Erfinden neuer Steuerzahlungen (für Betten! für das Schlangestehen auf öffentlichen Gehwegen! für das Vorhalten von Streusalz in schneefreien Wintern, meine Lieblingssteuer!) sehen.
Zudem gibt es signifikante Preissteigerungen für Benzin, Strom, den öffentlichen Nahverkehr, Theaterkarten, Lebensmittel, Versicherungen, Gas, die Post und Handwerkerleistungen. Kieferorthopädische Standardprozeduren sowie Dienstleistungen von Optikern und Ärzten schätze ich für meinen 5-Personen-Haushalt konservativ mit rund 2000,-€ für das Jahr. All das kommt regelmäßig als IGEL daher, mithin als Leistungen, die die mit 950,-€ von uns monatlich alimentierten Krankenkassen (Arbeitnehmeranteil!) wie selbstverständlich aus dem Leistungskatalog getilgt haben. Was auch immer in diesem enthalten ist- ich persönlich frage es so gut wie nie nach.
Ach ja- die Altersvorsorge. Ich mache da viel zu wenig. Welche Sparanstrengungen für die Ausbildung Ihrer Kinder leisten Sie? Nun gut, wenn Sie meinen, dass das reicht. Zusatzversicherungen? Hauskanäle geprüft und gegen Lecks geschützt? Kohlenmonoxid-Gefahr der hauseigenen Erdgasleitungen gebannt? Engagieren Sie sich sozial? Politisch?
Und der Lebensstandard? Nun, es geht schon noch. Zumal einige glückliche Lebensentscheidungen halfen, vor Inflation und Enteignung weitgehend bewahrt zu bleiben. Eine derart exorbitante Abgabenlast aber begründet zu sehen mit den sozialen Bedürfnissen einer offenbar immer weiter wachsenden Transfergemeinde erscheint mir Signum unserer Zeit. Doch alleine erklärt das wenig, denn all die Krisengewinnler, Öko-Strom-Umlagen-Nichtzahler, Preistreiber-Profiteure, Steuereintreiber und Gentrifizierer tun ja das Ihre. Und das zielstrebig mit einer derart infamen Effizienzorientierung, mit der noch jedes Konzentrationslager hätte geleitet werden können.
Die berühmten 10% Reichen, die 55% des gesamten Steueraufkommens bewerkstelligen... das mag schon so sein. Vor dem Hintergrund solcher Zahlen gibt es wohl nur wenig Anlass, die Abgabenlast dieser Gesellschaftsgruppe weiter zu steigern. Die Armen hingegen werden seltsamerweise kaum herangezogen für volkswirtschaftlich relevante Beiträge. Als kämen da nur Geldzahlungen in Betracht. Und so bleibt die sogenannte Mittelschicht als einzige Gruppe leidtragend: Objektiv als Lastenesel und subjektiv an den Rande ihrer materiellen sowie seelischen Leistungsfähigkeit gedrängt. Zu den Kümmernissen bzw. dem Tatbestand, zu einem erheblichen Anteil für die Subventionierung europäischer Abenteurer, Energiewandel-Idylliker sowie kartellmäßig organisierte Profiteure jeglicher Coleur beitragen zu müssen, treten die vielfältigen Belastungen von 100%- Arbeitsstellen, des Haushalts, der Kinderpflege und und und.
Entlastungen wie beispielsweise ein ganztägige Kinderbetreuung kann sich in einer deutschen Großstadt selbst ein Gutverdiener kaum leisten; inkl. Mittagessen ist man da je nach Einkommensgruppe rasch bei 300,-€ Gebühr angelangt. Die entsprechende Gehaltsgruppe ist rasch erklommen bzw. wird trickreich angedichtet, denn ein großteils abzugsfreies Jahresbrutto von 60.000,-€ (netto nach allen Abzügen vielleicht 20.000,-€) führt bereits zu der apodiktischen Verpflichtung, den Höchstsatz zu bezahlen. Um das aufzufangen, arbeitet man mehr, bläst das Gehaltskonto auf 62.500,- € auf- wegen der gefürchteten kalten Progression oftmals eine klebrige Falle. 12 Stunden Mehrarbeit im Monat, höhere Steuerklasse, geringeres Netto. Der Einkommensmillionär alldieweil zahlt identische Beiträge. Sozialhilfeempfänger gar nichts; ihre Kinder schwelgen in der Rundumbetreuung von 8 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags. Ist solches... vernünftig? Volkswirtschaftlich erstrebenswert? Wenigstens erklärlich? Oder nur pc? Analoge Kuriositäten wohin man schaut: Rente, Energiewandel, Krankenversicherungen.
Der Sozialstaat Bismarckscher Prägung fußte einmal auf solidarischem Gemeinschaftsempfinden. Generationen gingen 140 Jahre lang gleichsam virtuelle, übergreifende Verträge zum Wohle aller ein und vor allem- hielten sich an sie. Jedoch: Es scheint nicht mehr zu funktionieren! Die Bedrohungen branden dabei weniger aus Südeuropa heran und auch der demographische Wandel, so furchteinflößend seine Konsequenzen erscheinen mögen, bliebe in einem klug-besonnen agierendem Gemeinwesen beherrschbar. Deren Großmeister aber schütten mit Flusssäure um sich, vertiefen die Gräben, schaffen Fronten, spalten, statt versöhnen: Bruttosozialprodukt erwirtschaften, Sachsenklinik gucken, zahlen. Dieser Dreiklang dröhnt die Massen zu, bindet all ihre Energie und Kraft. Demokratie war vielleicht mal machbar; das ist aber lange her.
Layout by ichichich.