Juni 2012 |
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Mir erscheint es durchaus stimmig, das anstehende Viertelfinalspiel gegen Griechenland (gegen...; damit fängt es schon an! mit heißt es doch? Spielen mit...) als eine Stellvertreterauseinandersetzung zu betrachten, bei der mit Bandagen gekämpft wird, die den Milliardenjongleuren auf dem finanzpolitischen Parkett nicht zur Verfügung stehen und den verarmten Massen und BILD- infizierten Wut-Schnaubern schon gar nicht. Dafür fiebern sie ja so mit. Ich bin ein Anhänger der Theorie, dass Groß-Sportereignisse in erster Linie dazu dienen, Projektionsflächen zu bieten zwecks Aggressions- und Frustbewältigung, Triebabfuhr sowie Sublimierung gewalttätig-hetzerischer Impulse. Die Stellungnahmen der Trainer, auch wenn sie schon mal die Stahlhelme aufsetzen wollen, und Spieler belegen, dass sie sich dieser kultur-hygienischen Funktion ihres Tuns gar nicht bewusst sind. Letztenendes werden sie aber für nichts anderes bezahlt. Man lese nur einmal Javier Marias großartiges Schlachtenbuch.
Der Fußball repräsentiert aber auch sonst, teils auf das Subtilste, national- ja sogar regional- spezifische, mentale Charakteristika. Bayern München und Borussia Dortmund haben jüngst noch den Systemkampf geführt zwischen - ich scheu mich nicht, es offen auszusprechen - neoliberaler Denkungsart, der das Vertrauen in die Fähigkeiten des Einzelnen über alles geht, und quasi sozialistischem, bertimäßigem Korpsgeist (Ähhh, ich hab das ja, ähhh immer gesagt. Der Star ist die Mannschaft. Also die Mannschaft ist der Star und erst dann der Trainer!). Die Individualisten jedenfalls haben verloren. Man weiß es ja und ich denke, die meisten freut das recht herzlich! In Deutschland haben die Menschen nun einmal Probleme mit dem Gedanken, dass es begnadete Götter gibt und das wiederum ist irgendwie eine sympathische Aversion.
Auch die Holländer haben ja verloren. Leon de Winter meint, das läge an einem typisch niederländischen Wesenszug: Dem Egoismus. Schon kleine Kinder nämlich würden in den einschlägigen Bildungsanstalten zwischen Käserei und Tulpenbeet darauf getrimmt, stets den eigenen Vorteil zu suchen und sei es auch auf Kosten des Nachbarn. Wer Robben beim Fußball spielen zusieht, weiß, wovon der Mann redet. Der Hinweis auf die Erziehungseinrichtungen jedoch motivierte mich zu einem ganz anderen Gedanken: Fällt nicht auf, dass mit Spanien, Italien, Brasilien, Argentinien, Mexiko und Portugal sich Nationalmannschaften in der Weltspitze tummeln, die bei PISA allesamt zu den grandiosen Verlierern zählen? Während die Siegerstaaten um den so wichtigen Bildungsrohstoff - also Finnland, Südkorea, China, Kanada (und ja, auch Holland!)- diesbezüglich kaum eine Rolle spielen? Man will ja ermittelt haben, dass da nicht nur Bildungssysteme miteinander verglichen werden, sondern dass die Ergebnisse eng mit den Intelligenzquotienten der Bevölkerung korrelieren. Schadet also Denkvermögen beim Kicken? Vielleicht aber verhält es sich auch gerade andersherum: Erfolgreiche Fußballer benötigen geistig-mentale Ressourcen, die bei PISA schlicht und einfach unter den Teppich fallen. Insofern es sich dabei um Kreativität handelt, um Inspiration und Intuition... schade eigentlich. Sehr schade.
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