Mai 2012 |
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Naiv-entrüstet fragt das Service- und Werbeblatt Kölner-Stadt-Anzeiger, ob denn radikalislamische Salafisten und vis á vis gegen sie zu Felde ziehende Nazis für NRW (im Hintergrund eine Moschee-Kulisse, davor Mohammed- Karikaturen; eine skurrile Theater-Landschaft, die in ihrer Komposition an bessere griechische Zeiten erinnert) nicht Brüder im Geiste wären; ihr Vater der Hass, die Mutter eine intolerante Schlampe? Nun, ganz so blumig fragt es nicht, aber: Zu einem klaren Gedanken ist man durchaus (noch) fähig. Es ist schließlich gar nicht so lange her, da war man noch Zeitung; doch weg von solchen sachfernen Polemiken, die bietet das Sujet schon genügend.
Richtig ist ja, dass Radikalität in sich bereits einen kaum aufspaltbaren, ideellen Kern enthält, ganz gleich, ob man es von links oder von rechts versucht. Zueigen ist ihm fehlende Kompromissbereitschaft, oft genug ein geist- und humorloser (das vor allem) Furor, verbiesterte, ideologische Rechthaberei und natürlich die Tendenz, buchstäblich und im metaphorischen Sinn über Leichen zu gehen. Und so beharken sich unter Ehrenfelder Sonne im Schatten des Halbmondes durch und durch suspekte, antidemokratische Halbweltgestalten mit Glatzen hier und Langbärten dort. Wenigstens äußerlich unterscheidet man sich also. Worum es auf dem battlefield nun eigentlich geht? Ich schätze, es geht ums Rechthaben, darum, Leichen zu produzieren, Kompromisse auszuschließen und so weiter und so weiter.
Mir geht es ganz und gar nicht darum, Radikalität als solche zu verdammen. Ganz im Gegenteil. Sie muss aber neu erfunden werden, sich ein anderes Gewand anlegen und als sachliche Position daherkommen. Oder besteht der ernsthafte Verdacht, dass weichgespülte Dandys wie Lindner oder Röttgen, grenzenlos harmlose Konsensschwätzer wie Gabriel oder Kraft, angepasste Opportunisten wie Trittin oder Özdemir, Clowns wie die Faseler von der flüssigen Rückkopplung, Spießer wie Seehofer, all die Gestalten, die NRW ab Sonntag wieder unter sich aufteilen werden, etwas ausrichten gegen die hyperradikalen, tyrannischen Akteure der globalen Finanzoligarchie? Gegen die monarchistisch regierenden Fundamentalbürokraten in Brüssel mit Allmachtsanspruch? Diese Leute gehörten allesamt unter Beobachtung des Verfassungsschutzes, doch was (be)treibt der? Investigative Dönerbuden in Kölner Prekariatsvierteln, um kriminelle Ausländer aufzuspüren. So sind sie eben, unsere vielbeschworenen Verhältnisse.
Also- es bräuchte durchaus Radikalität. Radikalität im Sinne handfester, glasklarer, unvoreingenommener Analysen, Positionen, Forderungen. Radikale Liebe zur Wahrheit. Zum Beispiel zu der, dass bei griechischen Menschen de facto keine Transferzahlungen ankommen; wohl aber bei den französischen Gläubigerbanken. Der Steuerzahler fängt die Zockerverluste europäischer Großbanken ab und damit es nicht so aussieht, als würde der Steuerzahler Zockerverluste europäischer Großbanken abfangen, wird von den Marionetten der Finanzindustrie im Fernsehen erzählt, man sei ein letztes Mal bereit, Griechenland vor dem Bankrott zu bewahren, wenn nun endlich gespart werde. Das ist radikale Infamie gegen die nur radikale Aufklärung wirkt.
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