März 2012 |
||||||
Mo |
Di |
Mi |
Do |
Fr |
Sa |
So |
1 |
2 |
3 |
4 |
|||
6 |
7 |
8 |
10 |
11 |
||
12 |
14 |
15 |
16 |
17 |
18 |
|
19 |
20 |
21 |
22 |
23 |
||
26 |
28 |
29 |
30 |
31 |
||
Recht haben die Kulturinfarktionisten. Der öffentlich mit beinahe 8 Milliarden € geförderte Kulturetat gehört halbiert, mindestens!
Der hehre Anspruch, Qualitätskunst und Hochkultur für 80.000.000 Menschen bezahlbar zu halten scheitert an der Konsumpraxis der 95% aller Landesbewohner, die keine Opern, Theater, Museen oder Philharmonien besuchen, den Betrieb aber mit ihren Steuerzahlungen subventionieren und zwar zum Nutzen einer kleinen, distinguierten Kultur-Elite. Die selbstverständlich selbst nicht ganz unglücklich hierüber ist; Distinktion funktioniert nun mal so, dass sich das Gros der anderen en masse anderswo, sprich: vor dem Fernseher, tummelt und sich nicht nebenan im Samtsessel am Fidelio ergötzt.
Gerade jene Klientel aber ist nicht angewiesen auf die öffentliche Förderung und besuchte die Musentempel sicherlich auch dann, wenn die nach ökonomischen Prinzipien sich selbst tragen müssten, also deutlich höhere Preise nähmen. Kein Mensch käme schließlich auf die Idee, ein Madonna- Konzert mit öffentlichen Geldern zu fördern, da jene Dame auf den Gedanken verfallen ist, die urbane Mittelschicht schlendere mit 450,-€- Krokodilleder-Handtaschen durch das Londoner Westend, und also sei auch das Hochamt ihrer Eminenz in diesem Kostenrahmen angemessen gewürdigt.
Heutige Kulturpolitik entstammt konzeptionell einer längst versunkenen Epoche, nämlich den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts. Einer Zeit, die sich sozialistische Volkspädagogen an der Staatsspitze leisten konnte und wollte; mit allumfassendem Erziehungsanspruch hinsichtlich der Bildungs- und Moralentwicklung der Werktätigen. Geld spielte keine Rolle, Qualitätsstandards ebenso wenig und spröde Forderungen nach nachfrageorientierten Spielplänen schon gar nicht. Wozu auch? Das Volk war unmündig. Es hatte sich auf die bestehenden Angebote einzustellen. Es gab keine anderen. Ergänzende Workshops, Lehrpläne und WDR-Sendungen taten das Ihre, vollendeten das pädagogische Werk. Ein Anspruch alles in allem, der heute wegfällt.
Warum also nicht auch jene Förderungspraxis? Dass die Stadt Köln jahrzehntelang ihr sogenanntes Opernquartier (für Köln-Meider: Ein lieblos zusammengeschustertes Waschbeton-Ensemble mit fragwürdiger Akustik innen, durchzogen von einer vierspurigen innerstädtischen Rennstrecke, wegen seiner Terrassen-Optik aber denkmalgeschützt und hoch gelobt- von wem auch immer) hat verrotten lassen, ist natürlich etwas anderes als die Verteidigung wirtschaftlicher Prinzipien. Das ist Geiz, Kleinmut und Unfähigkeit, die auch U-Bahnschächte einstürzen lässt.
Unter dem Zwang der Ereignisse, ohne den hier gar nichts passiert, saniert man dies Ding nun und zwar für die unfassbare Summe von 329 Millionen €! Wie viel Geld das eigentlich für die bankrotte Kommune ist, weiß jeder, der hier mal einen neuen Basketballkorb für die Schulsporthalle seiner Tochter beantragt oder um die Auswechslung des von Katzen- die selbstredend nicht steuerpflichtig sind, zugekackten Sandes des Spielplatzes nebenan gebeten hat.
329 Millionen also. Wenn ich die Nummernschilder in besagtem Opernquartier richtig deute und die unzähligen Leserbriefzuschriften zu den jahrelangen entsprechenden Debatten einigermaßen zuverlässig hochrechne, sind es weitaus weniger als die im Kulturinfarkt oben besagter Herren genannten 5 - 10% einheimischer Besucher der Spielstätten, von denen der beschließende Stadtrat hat ausgehen können. Es sind wohl eher 2-3% der originären Kölner Bürgerschaft, also etwa 20.000 - 30.000 der hiesigen Steuerzahler, die von dieser gewaltigen Investition in die neue Spielwiese profitieren. Eine Quote mithin, die den Beschluss für eine derart teure Sanierung als unfassbaren Wahnsinn erscheinen lässt. Durch nichts zu rechtfertigender Wahnsinn ist das, jedenfalls dann, wenn Preise und Nachfrage bleiben wie sie sind: Gering. Dass es anderswo noch oller zugeht, unterstreicht das Kulturinfarkt- Anliegen nachdrücklich.
Layout by ichichich.