Dezember 2011 |
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80,-€ netto soll ich mehr verdienen im Jahre 2012 pro Monat. Ohne weitere Begründung, wahrscheinlich haben meine Interessenvertreter im Landtag irgendwann in der jüngeren Vergangenheit eine günstige Ereigniskarte gezogen. Für solches Spielglück bezahle ich sie ja auch. Schon recht so.
Dann allerdings regt sich Misstrauen. Entspricht diesem nicht unerheblichen Mehrverdienst auch ein realer Mehrwert, erwirtschaftet in den Produktionsstätten der chemischen, nahrungsmittelerzeugenden, schuhproduzierenden oder sonstwie gearteten Industrie? Oder handelt es sich wieder einmal um Buchgeld, angetan ausschließlich dazu, per kalter Progression beziehungsweise banaler Inflation Geld in die Finanzamtskasse zu spülen und die Finanzblase weiter aufzupusten?
Ich bin ja kein Volkswirt, nicht einmal Betriebswirt- auch sonst kein Wirt. Ein wenig erinnere ich mich aber schon an Keynes. Der wollte die zornigen, streikenden Arbeiter beruhigen, indem er dem Kapital anrat, höhere Löhne zu zahlen, gleichzeitig aber dem Staat, die Geldmenge auf dem Markt zu erhöhen, so dass die Inflation stieg und der Reallohn sank. Ein Bauerntrick, ersonnen, um das Prekariat, das damals noch Proletariat hieß, hinter die Fichte zu führen, wie Jürgen Trittin immer so schön großväterlich sprachbildet. Sozialer Friede ist nun mal ein wichtiger Standortvorteil und gründe er auch auf Betrug.
In dieser kritisch gestimmten Nachdenklichkeit gießt Heiner Flassbeck, ehemals Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Lafontaines, weiter Öl ins Feuer. In einem Vortrag (konkret 12/2011, S. 18 ff.) vor den Linken (Ist übrigens links, wer Angela Merkel für einen 5,-€- Mindestlohn-Kompromiss Beifall klatscht?) scheint jener Flassbeck mit einer ganz ähnlichen Gedankenfigur zu spielen: Die Löhne sollen steigen und dann kann man mit den Arbeitern darüber diskutieren, was mit diesem Geld gemacht wird, ob man es für ökologische Zwecke einsetzt oder ob man es für primitiven Konsum einsetzt.
Staatlicherseits moralische Standards vorgeben, was die Verwendung von Einkommen betrifft, existenzielle Konsuminteressen als primitiv denunzieren; Windkraft oder Babywindeln. Es ist exakt diese Arroganz, die aus Lafontaine einen Sonder(ab)fall der Geschichte gemacht hat. Ich bin jedenfalls mal sehr gespannt, wann Flassbeck vorspricht, um mit mir über 80,-€ zu diskutieren.
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