slangelte Linton Kwesi Johnson 1982 und auch wenn es NRW-FDP- und CDU damals schon gab; er wird nicht an sie gedacht haben.
Im sogenannten "Schulkrieg", der seit 1969 tobt, als die ersten Gesamtschulen in NRW ans Netz gingen, legen die Klassenkämpfer nun nach: Die SPD ruft mit dem Koalitionspartner eine neue Schulform ins Leben, die "Gemeinschaftsschule". Die Linke wehrt sich nicht und auf die CDU-Reflexe ist immer Verlass: "Niemals Kommunismus mit uns"; die FDP gibt sich publikumsnah und verweist auf immerhin pädagogische Konflikte, die man zu befürchten vorgibt.
Im Kern geht es seit 40 Jahren aber um immer dieselbe Frage: Akzeptieren wir, dass eine bürgerliche Mittelklasse mit eigenen, akademikeraffinen Bildungszielen und Lehrmethoden unter sich bleibt und kräftig auf die südwärts liegenden Schichten stampft, damit der proletarische Mob im finsteren Reiche der selbst verschuldeten Unmündigkeit verbleibt? Dass jener privilegierte Nachwuchs möglichst ungestörten Zugang findet zu den Komfortnischen der Gesellschaft? Dass es also ein gegliedertes Schulsystem gibt, dessen größter Feind die Durchlässigkeit ist?
Auch Angst vor den entfesselten Horden: Will Smith im
Horrorfilm: I´m legend.
Exakt hier setzt die Idee der Gemeinschaftsschule wieder einmal an, denn im Grunde genommen ist sie nichts anderes als die Verkörperung der reinen Lehre von der chancengleichen Gesamtschule. Eine Gesamtschule ist sie, bereinigt von all dem korrumpierenden Ballast wie "Profilbildung", "Musikklassen" und "bilingualem Zweig"; Mechanismen, die der Elitenbildung dienen und letztendlich darauf zielen, aus der Gesamtschule eine freundlichere Variante des gegliederten Systems zu machen.
Eingedroschen wird auf diese Idee seit Jahrzehnten mit immer demselben Totschläger: Gleichmacherei! Sozialismus!
Aber mal abgesehen davon, dass doch das gegliederte System ca. 50% eines Jahrgangs "gleichmacht", indem es die Kinder auf dem Gymnasium denselben Lehrplänen unterwirft, denselben Methoden, Zielen und Riten: Gleich gemacht wird innerhalb der integrativen Systeme gerade nicht. Im Gegenteil! Kernkompetenz einer Gesamtschule ist die Individualisierung; ist ein binnendifferenzierender Unterricht nach der Maßgabe spezifischer Stärken und Schwächen des einzelnen Kindes. Sog. "Fachpolitiker" haben dies schlichtweg nicht verstanden, sitzen aber auf Pressekonferenzen und in Fernsehstudios herum und ideologisieren was das Zeug hält.
Oder (und viel schlimmer): Sie haben es verstanden. Wissen, dass es exakt diese Schulformen sind, die es mit den eingeforderten Post-PISA- Reformen ernst nehmen. Kennen die vielfältigen, typischen Individualisierungsmaßnahmen fernab des bequemen Frontalunterrichts gymnasialer Provenienz. In diesem Falle gilt das "fight ´em back" natürlich erst recht.
herauskommen kann, hat Hamburg gezeigt. Allerdings habe ich nicht den Eindruck, daß nun, nachdem die SPD sozusagen herrlich alleine regiert, die Absicht hat, diesen Zustand zu ändern. Der Regierende scheint mir pfeffersäckischem Klassendenken doch allzu nahe zu stehen. Da dürfte es in Nordrhein-Westfalen noch um einiges schwieriger sein, dieses beklagenswerte Bildungssystem endlich korrigieren zu können.