Bilder lügen nicht. Manchmal!
Die Berliner Kunsthistorikerin Charlotte Klonk
argumentiert sehr klug, dass es richtig ist, die Bilder des toten Bin Ladens nicht zu zeigen. Denn einmal emotionalisieren Konterfeis des Niedergestreckten möglicherweise viele Menschen, die im Geromino keinen Terroristen und schon gar keinen Massenmörder sahen, sondern einen Revolutionsführer, einen Freiheitskämpfer. Der Bildung eines Märtyrerkults würde auf diese Art und Weise perfekt Vorschub geleistet und im Interesse der USA ist das ganz sicherlich nicht. Zudem, und darauf machte Obama ja ausdrücklich aufmerksam, wolle man auch nicht protzen und einen Toten der Weltgemeinschaft als Trophäe darbieten. Das ist nachvollziehbar, wie ich finde.
Klonk räumt nebenbei mit dem kulturpessimistischen Vorurteil auf, Fotos seien ob ihrer technischen Manipulierbarkeit via Photoshop keine geeigneten Informationsträger. In der Tat können ja auch Texte verfälschen und in betrügerischer Absicht den Leser hinter´s Licht führen.
Aber auch davon abgesehen vermag selbst ein mit gewissen Intentionen "versehenes" Bild Subtexte zu transportieren, die höchst aufschlussreiche Informationen in sich tragen. Klonk verweist auf Details wie die Schlipslosigkeit des Präsidenten beim
Anschauen der CIA- Mission, die Pappbecher auf seinem Tisch oder eben auch die bräsig wirkende Eitelkeit Bin-Ladens, mit der er sich in seinem Unterschlupf der Wirkung seiner selbst auf CNN vergewissert.
Das Mitschwingende, das Implizite ist die eigentliche Botschaft und so empfinde ich es auch beim Bilderverbots-Erlass des neuen FDP- Bosses. Rösler ließ alle zum Parteitag sich akkreditierenden Journalisten eine Erklärung unterschreiben, seine beiden minderjährigen Töchter nicht zu fotographieren, die, anstatt mit ihren Freundinnen Waveboard zu fahren, an den für sie sicherlich sturzlangweiligen Debattentagen teilzunehmen hatten. Der zunächst als Bitte verkleideten Forderung wurde Nachdruck verliehen durch die Androhung rechtlicher Schritte im Falle der Missachtung. Natürlich fragt man sich nun: Wozu der Umstand? Hat die KiTa geschlossen? Haben auch die Rösler-Kinder keine Freunde? Reicht das Gehalt nicht aus, um eine Betreuung zu organisieren, so wie es hunderte von Delegierten, Berichterstatter und Abgeordnete getan haben dürften?
Vielleicht das alles, doch wahrscheinlich ist das Verbot selbst die eigentliche Botschaft. Um sie zu formulieren, werden Kinder missbraucht. Und natürlich vermittelt sich die schöne Kompetenz, auch wichtige berufliche Termine mit der Kinderbeaufsichtigung kombinieren zu können.
Ganz so wichtig ist dem engagierten Vater das Kindswohl abgesehen davon wohl eh nicht: Als sich die BILD- Zeitung weigerte, die Erklärung zu unterschreiben, durfte sie selbstredend trotzdem hinein. Auf sie verzichtet hierzulande kein politischer Entscheidungsträger gerne. Und auch das ist natürlich Teil der Botschaft.