One Veganer-Seniorenteller for Rainer, please!
Berlin-Kreuzberg; Cuvrystraße. WG mit Bommi B. und anderen Zelebritäten der Society. So 1988 muss das gewesen sein. Rainer Langhans meditierte auf seinem Kopfbänkchen zu Besuch vor sich hin und gestern gab es, nun ja- ein Wiedersehen. Via Skype!
Rainer chillt noch ein wenig unweit von Cairns und genießt den australischen Hochsommer bei allem möglichen 5-Sterne-Schnickschnack. Mit dabei wieder das Kopfbänkchen. Nach der entbehrungsreichen Zeit im RTL-Camp durchaus angemessen, wie ich finde. Das Gespräch kann ich hier natürlich nur stark gekürzt wiedergeben, denn die Privatsphäre, v.a. die des prominenten Pfadfinders, muss schon noch geschützt bleiben. Da bitte ich um Verständnis.
Ich, also: Hey, Rainer- ich glaub´s nicht, dieses sch... Skype ist ja wohl echt der Hammer. Ich sehe dich wirklich.
Er: Hmmm.
Ich: Ja, Mensch- sag mal: Wie war es denn? Bist du froh, dass du draußen bist?
Er: Ja. Eigentlich nicht. Es ging mir ja um die Erfahrung.
Ich: Wie war denn deine Dschungelprüfung?
Er: Ich musste zu Tieren. Aber die wollen ja nicht zu Menschen. Ich kann das nicht.
Ich: Das sind ja schräge Leute, mit denen du da eingepfercht warst. Ich meine, die 50.000,-€ hast du dir ehrlich verdient.
Er: Ich hab die schon irgendwie lieb gewonnen.
Ich: Das sind doch Soziopathen? Lurchgedärmfresser! Kakerlakenduscher!
Er: Die sind Teil von etwas. Wir sind ja Teil von etwas. Ich muss das erstmal abstrahieren.
Ich: Die Lagerfeuergespräche waren aber doch schon ganz schön zotig. Also, dieses Blondgift Sarah, mein lieber Mann. Und diese Indira flüsterte ins angeblich versteckte Richtmikrofon (ich habe es genau gehört!): "Der Rainer, das ist nur ein esoterischer Depp. Vor dem haben wir nichts zu befürchten." Ich meine- das ist doch schon alles recht privat, nein, ehrabschneidend, oder?
Er: Das musst du abstrahieren. Die sammeln Erfahrungen.
Ich: Sag mal, Rainer, eins verstehe ich aber trotzdem noch nicht: Wieso erzählst du diesen Knalltüten da vor einem Millionenpublikum diese olle Kamelle von der Uschi und dem Jagger? Muss das denn jeder wissen, dass der deine Freundin flachgelegt hat?
Er: Das musst du abstrahieren. Es geht nur um Liebe. Wir müssen unsere Erfahrungen miteinander teilen. Wie ist eigentlich das Wetter bei euch?
Ich: Kalt ist es. Also: Abstrahieren, ja- schon klar. Aber ist das alles nicht sehr intim? Ich meine, beschädigt das nicht irgendwie...
Rainer sagt: Ich kann ja auch hier sehr gut beobachten. Um solche Erfahrungen geht es. Und auch um, irgendwie, alles das, aus meiner Erfahrung, alles auch mitzuteilen an die, die mit mir leben und arbeiten. Ich muss das erstmal abstrahieren. Die Brigitte ist jetzt hier. Die sagt, es gäbe hier einen super Veganer-Seniorenteller.
Viel mehr hatten wir dann nicht mehr zu bereden. Rainer war ja noch ganz durcheinander und natürlich auch ziemlich fertig von den Strapazen. Die Verpflegung war wohl auch nicht so gut im Camp.
Ich gönne ihm den Erfolg und das Geld und alles. Aber ich hoffe auch irgendwie für ihn, dass seine WG-Genossen von FRÜHER nach wie vor keinen Fernseher haben oder neben ARD, ZDF und dem Dritten nur Arte auf der Fernbedienung.
PS am Tage 1 nach diesem Gespräch: In unseren Zeiten hilft das Wünschen nicht mehr: Uschi guckt sogar in Los Angeles RTL und liest von dort wohl auch mein kleines Interview mit dem ehemaligen Leit-Lover; wahrscheinlich hinter der Theke ihres kleinen Schmucklädchens. Eine andere Erklärung für das prompte Echo kann es gar nicht geben: "Der Rainer ist eine traurige, erbärmliche Witzfigur." Da ist wohl etwas ganz Konkretes kaputt gegangen!
Aber Langhans hat die Welt tatsächlich so ähnlich oder eben auch nicht verstanden. Etwa zehn Jahre ist es her, da hat er sich sehr darüber gewundert, daß die jungen Frauen um ihn herum, also die nachgerückte Generation, sich ständig vehement fürs Verloben und Heiraten in weißen Kleidern aussprachen. Er selbst, in reines Weiß gewandet, käme nie auf so eine Idee.
Selbst Langhans-Wegbegleiter Rolf Zacher, den ich noch als stiefeligen Rocker und Van-Nomaden abseits der gesellschaftlichen Melodramen kenne, spielt seit längerer Zeit in Seifenopern mit. Ich nehme an, ihnen allen ist das Geld ausgegangen. Die Welt ist noch schlechter geworden. Da gibt's nichts zu abstrahieren.