Flaschen und Glas verboten im Kölner Straßenkarneval
Als ich vor nunmehr 23 Jahren in die rheinische colonia kam war meine heutige Ehefrau so ziemlich der erste Nicht-Nubbel in vollständig verrücktem Umfeld, der mir Imi über den Weg lief und zwar in einer super-szenigen Szenekneipe im damals noch ultra-angesagten Szene-Veedel (wie man Stadtviertel hier nennt) "Südstadt". Karneval war´s. Südstadt-Karneval. Der verhält sich zum Sitzungskarneval a lá ZDF/ARD/RTL so wie Mario Barth zu Lutz Görner oder meinetwegen zu Jürgen Becker. Und zu den biederen tanzenden Faschingsweibern des Münchner Viktualienmarktes? Nichts weiter davon. Damals war das alles pure Anarchie. Die Straßen bebten. Zehntausende veranstalteten einen atemberaubenden, dionysischen Hexensabbat. Wer sich nicht mitreißen lassen wollte von diesem Chaos ging am besten nach Hause- heim ins Westfälische, oder so.
Die Südstadt hat viel von diesem Charme verloren; abgetreten hat sie ihren Kultstatus an nördlichere Quartiere, doch geändert am Straßenkarneval hat sich auch dort bis heute nichts. Die Leute strömen, wenn mal wieder 11.11. ist, in Massen dorthin oder auf den Heumarkt, den Altermarkt und den Wilhelmplatz im eh schon reichlich anarchischen Köln-Nippes, um dem drängenden Ritus zu huldigen. Das ist sich aus Urmythen speisendes Mittelalter und proletarische Lebensparty- eine Mischung, für die die Stadt ja berühmt ist. Hier stimmt das Klischee aber einmal. Kein Flaschenverbot der Welt wird daran etwas ändern.
gibt meine Biographie auch her. Als kurzzeitig in Aachen Lebender habe ich Unwissender mal während toller Tage versucht, morgens um elf einen Kaffee zu bekommen. Die freundlichsten Entgegnungen auf mein Begehr lauteten dann: Hau doch ab in die Eifel. Dorthin flüchten nämlichen diejenigen, wie ich später von alteingessenen Kölnern aufgeklärt wurde, denen dieser Trubel gewaltig auf die Nerven geht. Und was machen sie dann in der Eifel? Ein karnevalistisches Faß auf.