Kapitalistenschwein der Woche
Bei Kunst gegen Bares (KgB) geht auf die Theaterbühne, wer mag. Dort gibt er zum Besten nach Belieben: Rezitation, Pantomime, Slam-Poetry, Schauspiel, Tanz, Gesang. Wenn keiner mehr mag, bekommt jeder Teilnehmer ein Sparschwein, welches wiederum das Publikum nach Gutdünken stopft. Subvention der Kunst und der Künstler in Abstimmung mit den Füßen. Der Westerwellesche Gedanke in Reinkultur.
Die Palette gestern im Severins-Burg-Theater in Köln-Zollstock reichte von peinlich bis professionell- spannend war alles. Die beste Performance steuerte der Moderator und Hausherr selbst bei mit einem extrem wölfischen Wolf aus Heines Feder: "Bin niemals Hund... ICH bin Wolf..." Außer Konkurrenz dieses, so dass eine Wortakrobatin aus Berlin wohl Kapitalistenschwein der Woche, sprich Gewinnerin, wurde. Ganz verdient aber, denn sie war umwerfend. Jede Woche mittlerweile und echter (!) Kult. Leider passen nur knapp 100 Menschen ins Theater. Geistige Getränke in Strömen, so dass spätestens nach 2 Stunden die Losung des Abends jedem flüssig durch die Kehle kommt: CHI-CHI-CHI - LEE-LEE-LEE (Hab´s auch erst nicht verstanden).
Wo ist Zollstock? Gibt es das Theater schon länger (ich finde das nicht)?
befindet sich in der Eifelstraße- ich glaube, Nr. 33, unweit des Eifelplatzes, 300 m Luftlinie vom Barbarossaplatz. Aus der Südstadt kommend (Chlodwigplatz) nähert man sich ganz bequem über die Volksgartenstraße oder, mit der Bahn, über den Salierring, der parallel verläuft. Es ist ein wirklich sehr kleines Haus der sog. freien Theaterszene- eines der diversen Kölner Kellertheater. Die "Seele" des Etablissements, Gerd Buurmann, betreibt eine eigene
Homepage. Der
Theaterszenen-Verbund dto. Die Kunst gegen Bares scheint es in ähnlicher Form auch in Hamburg zu geben.
Beim Überprüfen des Links zu Gerd Buurmann sehe ich, dass die Veranstaltung ab sofort ausgelagert werden muss, weil das Interesse so groß geworden ist... Schauspielhaus: Übernehmen Sie!
Danke. Die Ecke kenne ich, dort befindet sich mein Stammhotel seit den Neunzigern, unweit der Filmdose. Aber ich wußte doch tatsächlich nicht, daß Zollstock da angrenzt. Ich vermutete das jwd.
das muss ein lautes Hotel sein? Es gibt wenige lebendigere Ecken in Köln. Dafür sorgt die Filmdose ja schon allein...
Nein, das ist ein angenehm ruhiges, privat (zunächst rein kölsches, bis dann ein kleiner US-Sizilianer hinzukam) geführtes Hotel mit dreieinhalb Sternchen (Preis drei, Komfort vier), zumindest nach hinten raus und nicht zum Bahndamm hin, über den tatsächlich die ganze Nacht über die Güterzüge rattern – aber ich bin eben grundsätzlich für die Stille abonniert. Und das wäre auch heute noch so, obwohl ich einige Zeit nicht zu Gast war. Ich bin damals als Teilinventar (wie anderer Hotels auch) vom alten Haus nahe Rudolfplatz quasi mit umgezogen ins neue. Ich gehöre zu denen, die auch aus dem außerordentlichen (Wein-)Giftschrank versorgt werden, und Rabatt kriege ich ungefragt, wahrscheinlich, weil der Wein so gut ist. – Aber ich werde in meinem nächsten Leben ohnehin Nachtportier des Vertrauens.