Iphigenie auf Tauris
Seit Jahren mal wieder diesen Klassiker unter Goethes Klassikern beackert. Trage so dies & das Anstudierte heran an den Text und sehe schon die ästhetischen Qualitäten, die in diesem durchkonzeptualisierten Stück stecken. Doch so recht berühren können mich die Figuren am mythischen Orte nicht. Das Wahre-Edle-Schöne im ehrlichen Miteinander anzulegen sowie im Einfühlen in das empfindende Gegenüber, ist ja sicherlich aller Ehren wert und mehr recht als schlecht. Aber auch ein wenig dröge eben für Leser, die weniger an Konzeptkunst, sondern mehr an attraktive Kulissen, verwickelte Ereignisse, psychologische Finessen und zeitgenössische Sorgenszenarien gewohnt sind. Zumal die Blankverse längst nicht so elegant-leichtfüßig daherkommen wie dann später etwa die Alexandriner des Mephistopheles.
Interessant aber immer wieder zu sehen, dass sich strukturell so wenig ändert: Der antike, aristotelische Dramenaufbau Exposition - Steigende Handlung - Höhepunkt - Retardation - Schluss bleibt im Prinzip erhalten über die Minnedichtungen eines Chretien de Troyes oder Eschenbachs, über Shakespeare, das Weimarer Jahrhundert bis zu den kunterbunten Plots Hollywoods, um mal einen literaturwissenschaftlich ganz unkorrekten Bogen zu spannen. Hier spätestens zeigt sich eine frappierende Aktualität dann doch wieder.
jagothello am 05. Oktober 10
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