Du hast keine Chance. Nutze sie!
Im journalistischen und politischen Geplaudere steht die "Chance" in hohem Kurs. Dass wie ehedem der Tellerwäscher zum Millionär werden können dürfe, lenkt den ausgebeuteten Minijobber, den gedemütigten Bildungsverlierer davon ab, dass sozial- ökonomische Strukturen eingedampft werden. Das Bündnis Schröder-Fischer steht dafür mit seinem guten Namen.
Die Beschwörung der Lebenschancen landauf, landab ist aber darüber hinaus zu verstehen als Euphemismus dessen, dass es im täglichen kapitalistischen Rattenrennen in allererster Linie um etwas ganz anderes: Um soziale Auslese, um Selektion!
Sicher: Es besteht schon die Chance für das 8-jährige Unterschichtskind aus prekärem Lebensumfeld im Laufe der nächsten 2 Jahre noch auf den für die Realschulempfehlung geforderten Notendurchschnitt von 2,65 zu kommen. Wer will das bestreiten? Bei entsprechender Nachhilfe in den Kernfächern langt es vielleicht gar für die 2,4, die zum Gymnasium berechtigt (nebenbei: Welch Armutszeugnis, welch peinliches Eingestehen eigenen Versagens: Empfehlen von Nachhilfe!); institutionell geholfen aber wird nicht. Finanziell schon gar nicht. Und so ist es eben sehr, sehr unwahrscheinlich, dass Chancen genutzt und Selektion vermieden werden. Da können die Schulgesetzemacher von "individueller Förderung" schwadronieren, bis sie rot-grün-gelb-schwarz werden. Letztendlich fehlt es an ehrlichem Interesse daran, dass wirklich Gerechtigkeit und Chancengleichheit hergestellt wird in unserem Gemeinwesen.
jagothello am 09. Juli 10
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