Februar 2013 |
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Ein Grieche, ein Portugiese und ein Spanier gehen ins Bordell. Wer zahlt? Der Deutsche.
Timur Vermes Er ist wieder da ist Kalauer à la longue und abgefeimter Rhetorikkampf. Der künstlerische Trick, den ausgerechnet Hans Mentz von der Titanic entgegen sonstigem Gespür für das Komische nicht durchschaut (Was soll das?), besteht darin, die Eigenheiten unserer spätdemokratischen, neurotischen Zeit von einem längst untergegangen geglaubtem Medium (eben Ihm) wahrnehmen und aus dessen ungefilteter 1945er Perspektive kommentieren zu lassen. Das ist oft verstörend, meistens witzig. Zum Beispiel die leitmotivischen Spekulationen des Wiederkehrers über die Motive all der Parkwanderer, Exkremente von Hunden aufzuklauben. Die antizivilisatorische Perspektive des GröFaZ führt die Absurdität zwanghafter Anpassungen wie dieser in ihrer kompletten Lächerlichkeit vor Augen.
Das Lachen im Halse stecken bleibt mir, wenn die CSU erst als nationalsozialistische Nachfolgepartei gelobt, dann aber bloß ob ihrer hanebüchenen Tölpelei verspottet wird. Die vernichtende Kritik kommt von ganz weit rechts, von links kann das ja jeder, man hat es so oft gehört! Der Bayern-Bund aus Hitlers Sicht aber wird nicht wegen seines reaktionären Weltbildes attackiert, sondern, weil der offenkundig national-rassische Impetus nicht konsequent entwickelt wird. Wenn aber gar der Gottseibuns selbst urteilt: Nazis? Ja sicher, aber Amateure!, dann ist da wohl nicht mehr viel zu retten. Gegen eine solche Expertise helfen die routinierten Abwehrreflexe auf die alltäglichen Beschüsse der Konkurrenz in Sachen Deutungshoheit über die res republica jedenfalls nicht mehr. Wer solche Freunde hat, braucht eben keine Feinde.
Oder die BILD: Ein erstklassiges Hetzblatt befindet der Experte in Sachen erstklassige Hetzblätter, der dann auch gleich aus dem Stehgreif entwickelt, was andere Experten, Stürmer und Goebbels, hier zu lernen gehabt hätten. Die nämlich wären weitaus weniger subtil vorgegangen, hätten den BILD- Bordell-Witz etwa mit didaktischen Bildchen versehen, auf denen visuell untermalt gewesen wäre, wie der ehrliche, deutsche, schuftende Arbeiter für den verschwitzten, unrasierten, geifernden Südländer knechtet. Hätten diese erstklassige Pointe zu verstärken gesucht, anstatt sie, wie eben die BILD, geschickt platziert und präsentiert still ihre zersetzende Wirkung tun zu lassen. So nämlich sei das weitaus wirkungsvoller. In der Tat! Danach die seit jeher beste erhältliche Beschwichtigungsberichterstattung - der Sport. Insgesamt eine vollendete Symphonie von Neid, Missgunst und Niedertracht- kurzum: die perfekte Zeitung. Gegen solches Lob aus berufenem Mund ist wahrlich kein Kraut mehr gewachsen- die ultimative Abrechnung.
Ganz begeistert zeigt der radikale Medienkritiker sich auch von der RTL- Idee, die gemeinsten, plattesten Ausländerklischees abendfüllend als Witz zu präsentieren und zwar von wem? Von unverdächtigen... Ausländern. Ja, ja, die Propaganda!
Die Epoche findet aber auch sonst überraschend häufig des Kritikers Gefallen (Kritiker: Das ist Hitlers Rolle im Buch. Und die der Witzfigur natürlich. Die des größenwahnsinnigen Egomanen. Des Weltverbesserers. Alles so wie immer, also). Ganz ausgezeichnet dünkt ihm, dass große Teile der Schulabgänger über den Wortschatz und damit den Intellekt von 6-Jährigen verfügen, denn der deutsche Landser muss nicht denken oder reden, er muss marschieren und gehorchen. Und das deutsche Mädel? Nun, man weiß es ja... Die zugedachten Kernkompetenzen basieren sicherlich nicht auf Geist, Wort und Sinn. Dass da, trotz Bertelsmann-Stiftung und sonstiger Verschwörungs-Verdächtigter, (vielleicht? wahrscheinlich?) kein ausgeklügelter Plan zugrunde liegt... Um es mit Christoph Waltz zu sagen: Wer weiß, was noch passiert!
Layout by ichichich.