Januar 2013 |
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Die FAZ ist München-Fan. Alles, was ihr lieb und heilig ist, kann München am besten: Wetter, Landschaft, Architektur, Lebensart, Einkommen, Parks, DAX, Fußball. Selbstverständlich ist in dieser herrlichen Großkommune alles am teuersten. Das Beste kostet halt. Die wirtschaftsliberalisierte Leserschaft verspürt da keinen kritisch- fragenden Impetus, sondern Zustimmung. Und nun ist auch noch der Tatort unter weiß-blauem Himmel das Maß aller Dinge. Der letzte hieß Der tiefe Schlaf; geschlafen wurde zwischendurch auf dem Wohnzimmersofa bei mir zuhause, um den Kern meiner Eindrücke mal vorab zusammenzufassen. Es gab aber durchaus auch Unkonventionelles. Zum Beispiel der Verzicht auf jegliche Täterperspektive. Das hat mir gefallen. Nicht einmal sah man das Gesicht des Kindermörders. Außer seinem pathologischen Grunzen hörte man auch nix von ihm. Einen seiner polizeilichen Jäger erschlug er. Am Schluss sprang er selbst geräuschvoll über die Klinge. Wie gesagt: Das waren für jemanden, der an die betuliche Tatort-Massenware gewohnt ist, durchaus erfrischende dramaturgische Einfälle. Meinetwegen der beste Tatort 2012, aber eben doch wieder kein Krimi, schmerzhaft unspannend. Wer sich für die Abgründe einer Freundschaft zweier alternder, fiktiver Bullen nicht interessiert- für den ist das alles nichts. Krimi: Das ist nämlich Katz- und-Maus-Spiel, Tempo, Fieber aber keine 2-Minuten-Groß-Einstellung auf einen Bier saufenden Ermittler an der Würstchenbude. Solche Sequenzen funktionieren nicht mal mit de Niro.
Die FAZ weiß von alldem nichts, sie bewundert die Bescheidenheit, mit der man auf die herrliche Stadtkulisse verzichtet. Eine Bescheidenheit, die doch nur Sparsamkeit ist. Denn in der Kantine, im Büro, auf der grünen Wiese- da filmt es sich preiswerter als auf der Prinzregentenstraße. Realität ist eben anders- auch in München.
Gestern dann: Tatort Köln. Versprochen wurden Bilder wie von Fincher. Der Beginn versprach auch viel, doch 5 Minuten können so kurz sein, wenn die standardformatierten 85 weiteren Minuten abzuarbeiten sind mit der üblichen Melange aus Weltschmerz, Kölner Schmuddeleien, Pommesbüdchen und natürlich: Dialog, Dialog, Dialog... Im Transporter, in der unvermeidlichen, leer stehenden Fabrik, dem Kellerbüro, dem Altenheim. In der Hauptrolle aber wie immer: Die sozialkritische Perspektive. Putzfrauen aus der Ukraine und aus Nigeria haben es schwer in Deutschland. Stell dir das mal vor, lieber Zuschauer. Merkst du auch hübsch auf? Wir sind es- der WDR. Der Westdeutsche Rundfunk.
Diesmal aber nicht Ballauf oder Schenk in die Täterin verknallt, irgendwie verdächtig oder sonstwie befangen, sondern der Staatsanwalt und sein Schmusekätzchen mit Juraexamen. Aufregend die persönliche Verstrickung? Aber nein, aufregend der aufregende Stoff, liebe Autoren, liebe Redaktionen!
Krimi-Spannung pur: Zwei alte Männer spachteln Curry-Wurst!
Polizisten als gut versorgte Beamte sind zumeist familiär gebunden, Staatsanwälte in Deutschland nicht upper-class, können sich die teuren Villen- Süd- Vororte der Großstädte schwerlich leisten - aber soweit recherchieren die Krimiredaktionen nicht. Oder signalisieren all die Unwahrscheinlichkeiten, Unwahrheiten bloß, dass man das alles nicht so ernst nehmen soll? Herzlich gerne, doch wozu dann dieses ewige Klagen um die Welt? Diese volkserzieherische Attitüde? Krimi ist ja Fiktion, alles andere gehört vor dem Stadl-Wesen in die Dokumentation. Gerne täglich.
Layout by ichichich.