November 2012 |
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Nicht weit weg von hier (in Saarbrücken, oder so) las ich kürzlich die beeindruckende Klage, die Menschen seien doch in der Mehrzahl mit erheblichen Mängeln behaftet; emotional schwach, abstrus, eitel usw. Der Kläger selbst sei zumeist froh, vor ihnen rasch entfleuchen zu können. Da auch ich unter einigem Egozentrismus leide, habe ich all das gleich mal auf mich bezogen und zwar unter zwei Aspekten: 1. Bin ich so? Ja, bin ich. Oft genug. 2. Teile ich die Ansicht des der Menschen überdrüssigen Nachbarn über die Spezies ganz im Allgemeinen? Ja, sicherlich. Der Kontakt zu ihnen ist mühsam, sie wollen, denken, meinen anders als ich. Mal zeigen sie kein Interesse, dann fehlt ihnen Herz, Witz, Verstand, Empfindung. Sie lähmen und langweilen, wenn sie, gefangen in frostigen Konventionen und beherrscht von einer oft genug fatalen Individualgeschichte ihren krankhaften Zwängen fröhnen. Töricht und tiefelos- ohne Schwingung, wie man so sagt.
Trost, auch darin stimme ich mit dem Nachbarn überein, hält vielleicht die Kunst bereit oder, möchte ich ergänzen, ihre Surrogate aus Film, Musik und Literatur. Das ist der Grund dafür, dass hierzulande so großer Wert auf eine gemütliche Heimstatt gelegt wird. Nicht nach innen geht der geheimnisvolle Weg, wie Goethe sagt, sondern in die Abgeschiedenheit, jedenfalls heutzutage nach zwei Weltkriegen und allgemeiner Depression sowie dem hieraus erwachsenen Drang, immer und überall am geilsten sein zu wollen. Und da gibt es auch keine großen Geheimnisse. Bei sich sein; das ist vor allem nicht bei anderen sein. Mir scheint das ein typisches Merkmal deutscher Wesensart. Die Melancholie: Hier treibt sie schönste Blüten.
Der Nachbar will all das (und alles andere) nicht kommentiert wissen. Damit bin ich ebenfalls sehr einverstanden, denn was soll das Zerreden und Wenden all dessen, das ja doch unabänderlich ist, empfunden und erlitten in Jahren. Und dennoch scheint mir all das noch nicht zuende empfunden, denn die Schwachheit: sie beschränkt doch wohl auch den, der so ohne Liebe und Verständnis ist, dem es an Einfühlung und Verständnis fehlt für all die Schwachheiten und der sich verschanzen mag vor der Welt- und komme sie auch noch so banal daher. Das Ich bezähmen! Vom Standpunkt absehen! Jedenfalls ab und an.
Layout by ichichich.