Oktober 2012 |
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Entschleunigung und Besinnung verheißt uns der Urlaub. Definiert wird Umfang und Bedarf von demselben Mechanismus, der ihn überhaupt erst erforderlich werden lässt- dem automatisierten Arbeitsprozess. Um dem aufs Neue gewachsen zu sein, nehmen wir die Pause; bleiben also auf Gedeih und Verderb bezogen auf den ökonomischen, volkswirtschaftlichen Aspekt unserer Sozialisation.
Ein dialektischer Gedanke, -Angleichung in der Muße- den Theodor W. Adorno & Max Horkheimer bereits 1944 variieren und auf die sogenannte Kulturindustrie übertragen. Selbstredend geraten da aber noch keine Soaps ins Kreuzfeuer, keine Medienmaschinerien á la RTL, Burda oder die unsäglich infame DEGETO (durchaus aber die großen Hollywood-Studios, die ja noch heute ihr Unwesen im selben Geiste treiben); Adorno/Horkheimer analysieren vielmehr die gesellschaftlichen Funktionen progressiver Jazzmusik, Toscaninis, Hemingways, Beethovens oder Emil Ludwigs; das, was heute als Hochkultur durchgeht. So sehr ändern sich die Zeiten in kurzen Abständen!
Die moderne Rezeption jedenfalls, so das bündige Fazit, bleibt oberflächlich und dem reinen Amüsement verhaftet. Und das mit Folgen: Das Vergnügen erstarrt zur Langeweile, weil es, um Vergnügen zu bleiben, nicht wieder Anstrengung kosten soll und daher streng in den ausgefahrenen Assoziationsgeleisen sich bewegt. Der Zuschauer soll keiner eigenen Gedanken bedürfen: das Produkt zeichnet jede Reaktion vor (...). Jede logische Verbindung, die geistigen Atem voraussetzt, wird peinlich vermieden. (Dialektik der Aufklärung, Fischer 1944/1968, S. 145). Ironischerweise- oder wohl einfach nur in der Logik besagter Dialektik- kommt dem industriell vermarkteten Kulturprodukt dann nicht nur die Aufgabe zu, abzulenken, zu unterhalten. Sinnfällig wird vielmehr eine systemstabilisierende und, ja, vor allem geistraubende, anti-emanzipatorische Funktion am Cartoon: Donald Duck (heute sind es potenziert die Protagonisten all der Casting-Shows, die Verlierer und gescheiterten Existenzen in hunderten scripted-reality- Formaten) (...) wie die Unglücklichen in der Realität erhalten ihre Prügel, damit die Zuschauer sich an die eigenen gewöhnen.
Und keine weiteren Fragen stellen!, möchte ich ergänzen. Die Methoden haben sich natürlich elegant verfeinert. Überzuckerten, ideologisch verfälschten Beethoven muss heute keiner mehr hören. Denke ich des öfteren, wenn ich beispielsweise einen der hunderte schweren Ausnahmefehler in meinem oktroyierten Leben als homo technologicus zu beheben versuche, die meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit oftmals für Tage einfordern. Meistens geschieht das mit untauglichen, neue Katastrophen verursachenden Mitteln, beinahe immer mit Produkten der steuernden, fehlergenerierenden Internetindustrie und immer mit geistbefreiender Nebenwirkung. Denn welche Ziele noch gleich verfolgt echte Aufklärung? Die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen stürzen (ebda. S. 9). Die Adornosche glückliche Ehe des menschlichen Verstandes mit der Natur der Dinge wird aber gewiss nicht in einem der Millionen infantil-verquasselten, viertelgebildeten, nerv- und geisttötenden Internetspielzimmern geschlossen. Hier werden nur Ressourcen geraubt, neue Mythen geschaffen und das Unwissen gepflegt. Was mache ich dort eigentlich?
Layout by ichichich.