September 2012 |
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Entropie ist die Zerstörung des Anfangzustandes. Das physikalische Prinzip, welches wirkt, wenn Sie versuchen, die herbeigedrückte Zahnpasta zurück in ihr Behältnis zu zwingen. Entropie lehrt, dass jedem Anfang ein Zauber inne liegt (H. Hesse), denn zu wiederholen ist er nicht, bestenfalls zu simulieren, wenn Sie mal wieder am Drogeriemarkt vorbeikommen.
Aber eigentlich stimmt das nicht so ganz, denn wohl nur dingfixierte Quantenmechaniker können auf die Idee kommen, eine geschlossene Zahnpastatube als Anfangzustand zu denken. Weit davor geht es aber schon los; bei der Produktion, der Grundsteinlegung des Hauses, in dem das Zeug zusammengeschmiert wird, seiner Planung usw.usf. Die Anfänge vor den Anfängen, die Rüdiger Safranski so am Herzen liegen, reichen zurück bis zum Anbeginn der Zeiten und auch der nimmt Ausgang, Bewegung, Ursache. Ein poetischer Gedanke, der sich in den physikalischen, mit Werten für eng umrissene Daseinsstadien operierenden Formeln schwerlich abbilden lässt. Aber doch ein wahrer.
Es ist also nicht so einfach mit den Anfängen. Ich neige mittlerweile bereits David Vanns radikaler Abkehr zu: Es gibt keine Anfänge. Vann reüssiert als Wildnisbewohner und Bärenbezwinger, Hüttenbauer und Jäger, Alaska- und Seefahrer, Ausreißer vor Frau und Familie, Mediävist und amerikanischer story-teller; kurzum- als jemand, der es wissen muss. Aristoteles´ Gleichung Anfänge sind die Hälfte von allem verträgt sich mit Vanns konstatierter Unermesslichkeit, wenn man bereit ist, für die Variabel von allem x=0 zu setzen. Ich bin es, irgendwie!
Und die Tage zerfließen. Entropie wird sein, sie nicht zurückholen zu können. Der Trauer um ein ungelebtes, in Zwischenwelten verbrachtes Leben gilt es vorzubeugen. Überhaupt: Seit jeher interessiert mich weit mehr das Ende. Das Ende birgt nicht bloß einen Zauber; unergründliches, schreckliches Geheimnis umweht es. Erfüllt mich mal mit freudiger Erregung, mal mit Grauen. Fordert und beflügelt. Lässt mich nie gleichgültig und ordnet meine Tage. Stellt mir Fragen von Tiefe (Was ist es? Wo ist es?) und alltäglicher Banalität (Wie lange noch?). Am Ende ist es da; die Zahnpastatube leer und es wird eine neue gekauft. Oder auch nicht!
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