März 2012 |
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So ein Integrationsrat ist eine feine Sache. Man geht ganz unverbindlich hin und bekommt von allerlei Honoratioren (Integration ist schließlich ein wichtiges Anliegen!) den Stand der res publicae mitgeteilt: Der Polizeichef (da geh ich selbst hin) legt die neuste Kriminal- und Gewaltstatistik vor. Die Bürgervertreter sind empört, das Jugendamt referiert Maßnahmen, die Stadtverwaltung erklärt, warum all das sehr, sehr bedeutsam ist, man aber dennoch nichts bezahle. Und der Moderator, offenbar ein Musterbeispiel gelungener Integration, lädt zum nächsten Fest ein, schüttelt lächelnd Hände und zeigt sich generell außerordentlich verbindlich. Die Lage ist nicht so toll aber sie könnte schlimmer sein!
Als anständiger Pädagoge mehr und mehr auch in eigener Sache frage ich mich, still und versunken lauschend: Was hat all das mit mir zu tun? Das ist gewissermaßen eine meiner sieben Berufskrankheiten, also: der neurotische Hang zum Transfer. Was hat das mit mir zu tun? Wie halte ich es denn mit der Integration?
Dabei meine ich nicht die läppische Perspektive auf die Bemühungen anderer. Ich weiß schon, so wird das diskutiert: Ist die, der, das integriert? Wie steht es mit den Bemühungen der Familie Haileab sich einzufügen in die Aufnahmegesellschaft? Welche feinen Stigmatisierungen können ihr weiter anheim gegeben werden, wenn Defizite auszumachen sind?
Dies ist aber keine liberale, keine bürgerlich- demokratische Haltung, auch wenn die klassischerweise von den Kommunal-, Landes- und Bundesdemagogen der sogenannten CDU immer so gerne beansprucht wird; einer CDU, die doch sonst immer in Begeisterungsstürme ausbricht, wenn jemand von Eigenverantwortlichkeit schwätzt.
Viel wichtiger ist mir jedenfalls die Frage: Bin ich integriert? Ich bin es nicht, um es gleich zu sagen. Ich bin viel zu wenig integriert- das steht fest.
Mit Migranten habe ich, wenn überhaupt, nur professionell zu tun, nie privat. Ich spreche seit 1993, also lange vor dem politischen Establishment, von Migration und nicht von Ausländern in unserer Gesellschaft oder, noch schlimmer, von Überfremdung und zwar nach der Lektüre der Aussichten auf den Bürgerkrieg von H.M. Enzensberger. Sprachliche Vorsicht, und sei sie auch verwandt mit intellektueller Pose, entschärft den Konflikt, beruhigt die Debatte. Doch integrierend wirkt sie wenig.
Ich bin also tatsächlich viel zu wenig integriert. Nicht mal für fremdländisches Essen interessiere ich mich ja, es sei denn, es handelt sich um eine domestizierte Variante des benachbarten Edel-Italieners oder irgendwas mit China & Kanton. Ein interkulturelles Deutschbuch habe ich mal geschrieben aber ohne Herzblut und eigentlich in allererster Linie nur, um die Schaffensbilanz zu steigern und viele kleine iPods und ihre großen Verwandten kaufen zu können. Und auch mit der Anbindung an die Herkunfts-community ist es nicht sonderlich gut bestellt. In Vereine gehe ich nicht, der Thekenmensch turnt mich ab, die Nachbarschaft langweilt mich und ganz generell bin ich ein Mensch, der sich gerne mal versenkt in allerlei Dies & Das. Es ist diese Melange aus Überdruss, Desinteresse, Egozentrik, an der ich leide. An der wir leiden.
Layout by ichichich.