Februar 2012 |
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Der Karnevalist ist ein Täter. Einer, der im Sinne seiner Bezeichnung Fleisch wegnimmt. Was immer das bedeuten soll. Er ist jedenfalls ein enger Verwandter des Pfarrers, auch wenn der Fleisch gibt. Jedenfalls manchmal und jedenfalls im übertragenen Sinne.
Der Pfarrer ist nicht nur Verwandter, sondern sogar der Bruder des Karnevalisten und zwar im Geiste des Hintersinns. In Köln weiß das jeder und bis in die Spitzen der jeweiligen Ständevertretungen würde niemand das ernstlich bestreiten. Denn siehe:
Da gibt es den Hang zum Verkleiden. Der Jeck findet Distanz zu sich und seinen lästigen Alltagsrollen, indem er sich fremde, meist lächerliche Identitäten schafft, zum Beispiel die Bart Simpsons, einer Whiskeyflasche oder eines Straußes. Auch der Geistliche tut nämliches oder doch ähnliches: Das feminine Sakralgewand versteckt den Menschen und kreiert eine Botschaft. Bei all dem lächerlichen Aufputz sticht ins Auge das Bärbeißige. Ach, wie sicher ist man sich seines Tuns und wie unnachgiebig gegenüber denen, die da nicht mit wollen. Die Toleranz hört hier ganz schnell auf und dort die Freude am Menschen.
Die Räume, in denen man agiert und wirkt. Sicherlich- da gibt es den freien Himmel der Umzüge und der Straßenanarchie. Aber auch die kirchlich-festlichen Sakralsäle der rituellen, karnevalistischen Liturgie. Vorne die Prominenz, hinten das Fußvolk. Den Vertretungsanspruch. Seine, des Volkes, Stimme ist tatsächlich die Stimme Gottes behauptete Prä-Jeck Rousseau und meinte sicherlich so ungefähr dasselbe.
Das Wissen um den Rausch. Um die Magie, die Indoktrination, das Kreatürliche. Ein Hosianna, ein Kölsch, das Oratorium, die Sambatrommel, Weihrauch, das Röggelchen, das Glöckchenspiel, die Bekenntnisse, der Tambourchor, der Hofstaat, die Messdiener, die Büttenrede, die Predigt, die Kamelle, die Hostie. Die Faszination des Massenerlebnisses. Zusammen erfahren wir Gott (denn um anderes geht es nie) - Amen. Alaaf.
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