Februar 2012 |
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Was wissen Sie schon? Also, eigentlich bin ich es, die die Fragen stellt...Ist eine Berufskrankheit. Ach, Sie sind krank? Es sind solche völlig sinnfreien, gestelzten Tatort- Dialoge (in diesem Falle zwischen Ermittlern und Zeugin i.e. Täterin!), die alleine schon geeignet sind, mich schier verzweifeln zu lassen über die Abgründe, vor denen ich stehe, wenn ich ein wenig Zerstreuung mir erhoffe von dem deutschen Dienstleistungsfernsehapparat. Ich ertrage es nicht mehr. Ich ertrage es einfach nicht, dieses öde-dröge Beamten-Konzept-Fernsehfilmchen-Surrogat eines anderswo und jedenfalls ehemals großen, herrlichen Genres: des Krimis. Was kann der alles sein und was war er auch schon alles: schwarz, atemraubend, grausam, dramatisch, futuristisch, filmisch: visionär! Doch der Tatort: Das ist Brei, ein einziger fader Brei. Massenkompatibel zwischen Lindenstraße und Jauch. Nichts, das die mit DEGETO-Software formatierten Hirne der Generation Ü6 in irgendeiner Weise fordern könnte, also jetzt... im ästhetischen Sinne.
Und wie sollte es auch anders sein? Es beginnt mit der elenden 90-Minuten-Taktung. Die Welt wird defragmentiert und fragmentiert- aber immer innerhalb exakt 90 Minuten und zwar ganz unabhängig davon, ob eine Geschichte schon vorher oder noch nicht zuende erzählt ist. Zumeist handelt es sich aber auch gar nicht um eine Geschichte im engeren Sinn, sondern viel eher um ein abgefilmtes Textkonzept. Film-formale Wüste, auf der das Flaggschiff so vor sich hin dümpelt.
Die SWR-WDR-BR-HR-RB-Gender-Tante sorgt für die rechte Frauenquote am Set und im fiktionalen Kommissariat. Und natürlich dafür, dass den Kerlen der Marsch geblasen wird- also wahlweise dem gedankenlosen Macho-Kollegen, den prügelnden Täter-Vätern oder dem arroganten Schnösel-Staatsanwalt (der A-14+ Beamte immer gerne mit Föhnfrisur im Jaguar und vor Schlosskulisse). Frauen jedenfalls immer weitaus stärker, immer bedeutend besser motiviert, immer, also buchstäblich immer: im Recht! Auch, wenn sie morden. Oder besser: Gerade dann!
Der SPD-nahe Senderchef höchstselbst achtet auf die sozialkritische Dimension. Kein Täter ohne Außenantrieb. Schlecht ist, was uns schlecht macht. Ganz so, wie es gelehrt wurde in den kritischen Seminaren der 60er und 70er Jahre Phil.-Fakultäten. Also irgendwie: Sozialpsychologisch. Hurrelmann, Tillmann, Erikson- so in der Art. Und dies Elend wird dann mit dem gesamten Konsens-Inventar dokumentiert (Kernkompetenz des Behördenfernsehens!): Mürrische Gesichter, enge Wohnzimmer, qualmende Kindermütter, Beton, unterhemdbewehrte Schmerbäuche, schlechte Zähne, brennende Ölfässer im Elendsquartier downtown Cologne und und und.
Dem romantischen Regisseur und seinem ehrgeizigen Kameramann verdankt der geneigte Gelangweilte die minutenlangen Visagen-Großaufnahmen. Doch was soll da zu sehen sein? Was könnte da interessieren? Da ist ja nichts. Als Charakterschauspieler brauchst du vor allem eines: Charakter! Postel, Batic, Schenk und wie sie alle heißen haben aber bestenfalls Textkenntnis.
Und dann natürlich: Beziehungen! Das ewig enge Geflecht emotionaler und sozialer Bindung, welches offenbar so dringend allgegenwärtiger, klärender Aufarbeitung bedarf. Auf diesem Felde zeigen sich die Figuren authentisch, sensibel, glaubwürdig. Hier werden die Noten der Kritikerindustrie vergeben. Beziehungen und Figuren, Figuren und Beziehungen! Wehe, da wagt es mal einer, etwas passieren zu lassen. Dann kommt der WDR- Werk... ähhh Jugendschutz und verbannt das ganze Ding auf 0.30 Uhr.
Polizeipärchen-Mätzchen gehören ja seit Felmy- selig zur Routine, doch zum guten Tone nun auch und immer mehr: Befindlichkeit. Um sie geht es so recht eigentlich in diesen Episoden-Studien: die mitleidende Betroffenheit des Personals. In ihr bricht und zeigt sich das Elend der abgefilmten Welt. Die Steigerung ist die persönliche Betroffenheit: Da wird geschrien, gezetert, umarmt, gesoffen, geheult und geliebt (die Zeugin! das Opfer! den Täter!) - der Kommissar und Frau Kollegin lassen so richtig die Sau rausl Man ist ja Mensch und die private Konkurrenz im Nacken hat´s ein für allemal vorgemacht: Baby, ich will Gänsehaut, ehrlich!
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