Dezember 2011 |
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Karl Theodor zu Guttenberg wird abermals aktenkundig. Seine Bewerbung an das Bundespräsidialamt um den vakanten Posten des Bundespräsidenten-Sprechers versah der fidele Fürsten-Spross mit dieser stümperhaften Passbildfälschung des kürzlich zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilten Passbildfälschers David Beltracci:
Ich empfinde Weihnachten als eine substanzielle Zeit im Jahr: geistig, kulturell, emotionell, materiell, kulinarisch sowieso. Das Hamsterrädchen dreht sich merklich langsamer, die beschwörend-suggestiven Besinnlichkeitsformeln entfalten ihre sedierende Wirkung spätestens am ersten Ferientag. Zeit, Ruhe und Muße kehren ein, um Dinge zu tun, die aufgeschoben waren aber doch fest verankert in der Jahresplanung; ja, sogar durchaus einer gewissen Tradition entspringen. Überhaupt hat meine so deutlich spürbare jährliche Weihnachtskontemplation mit frühkindlicher Prägung und tief verwurzelten Ansprüchen zu tun. Mit dem Anspruch auch, alles richtig zu machen, damit es gelingt, denn: Weihnachten ist die Zeit der Zeit, des Miteinanders, der Ein- und Abkehr, des freundlichen Sprechens, der Zuwendung.
Der Inspiration. Und so lass ich mich inspirieren. Ich streife stundenlang durch mal virtuelle, mal reale, immer bunt-lockende, phantastische Konsumlandschaften. Ich besuche Ausstellungen. Ich erhalte Post von Menschen, an die ich sonst nicht denke. Ich gehe ins Kino (Gott des Gemetzels) und ins Theater (Gott des Gemetzels). Dort treffe ich weitere Menschen, die ich jahrelang kaum treffe aber doch zu gut kenne, um nur höflich nickend vorbeizuziehen. Es reichte vielleicht sogar einst zu einem zärtlich-vertrauten Begrüßungsküsschen. Das ist zwar lange her aber doch hüben wie drüben präsent, was die steif-zähe Hi-wie-geht´s-denn-so-Routine umso peinlicher werden lässt. Inspirierend aber auch das, irgendwie.
Und dann: Ich bekomme Bücher von Umberto Eco geschenkt und lese sie. Mir gefällt der Gedanke ungemein, Umberto Eco- Leser, -Freund und -Bewunderer zu sein. Vielleicht sogar ein verstehender. Ich bin es nicht, tue aber seit Jahren mein bestes. Ich lese überhaupt viel: Gott des Gemetzels und Charles Dickens´ Weihnachtsgeschichten. Sie sind mein same procedure as every year, denn zu Weihnachten, so lautet der Beschluss, braucht´s stabile Baum-Gans-Lied-Buch- Traditionen. Ein schöner Gedanke ja auch, dass es einmal heißen wird: In diesem Band las einst euer..., nicht wahr?
Ich lasse mich desweiteren überreden, am 32. ARD-Terroranschlag auf den guten Geschmack hintereinander Der kleine Lord teilzuhaben und verdamme mich für meine zum 32. Male empfundene Rührung ob der Herzerweichung des alten Knackers angesichts des herzenslieb-freundlichen Enkelsohns. Und überhaupt: Der Selbsthass! Ich verdamme auch meinen nihilistisch-ätzenden Impuls, selbst in diesen Momenten der harmonischen Eintracht, der stillen Zufriedenheit und des geteilten Glücks die Dinge einer kritisch-rationalen (das heißt im Falle eines Hollywood-Elaborats: durch und durch unsinnigen) Würdigung unterziehen zu wollen; ergo, am Drehbuch herumzumäkeln, über die nichtswürdige Drogenexistenz des Lord-Darstellers zu geifern und so weiter und so weiter und so weiter; meiner überaus liebenswerten Familie also die Laune zu vermiesen.
Weihnachten ist, ach was, Geschenkezeit. An sich spricht sicherlich überhaupt nichts dagegen, einen Gutteil des kommerziell-materiellen Familien- Gesamtvolumens am Jahresende zu bestreiten. Der familiäre Diskurs wird dabei ganz beiläufig auf das Erfreulichste beflügelt z.B. in dialektischen Debatten über Sinn und Nutzen der eingeforderten Dinge. Ich bin schließlich von Haus aus Protestant. Ein protestantischer Weihnachtsfeierer mit Anspruch auf Besinnung auf die christlichen Wurzeln des Festes bei gleichzeitiger Verweigerung eines Besuchs der christlichen Hochamtsstätten aus pragmatischen Gründen. Pragmatisch sein; das ist ja neben spießig sein (zur Spießerei bekennen sich alle oder doch viele Menschen. Kleinbürgerlich nennen darf man sie aber nicht!) der Kodex unserer postkatholischen, postprotestantischen Epoche, dem auch ich bedingungslos anhänge!
Es bieten sich also, um den gesponnenen Faden endlich wieder aufzunehmen (gut, dass ich mich nicht vom Schreiben nähren muss), herrliche Anlässe, allerlei Streitereien vom Zaun zu brechen über das geänderte Freizeitverhalten der heutigen Jugend oder auch über die Bildungsferne selbst zukünftiger akademischer Eliten zu schwadronieren. Oder zu lesen: Gemeinsam mit dem Sprössling bei Kerzenlicht seitenlange Bedienungsanleitungen (6pt) für den schicken Modellhubschrauber in einem Gemisch aus Koreanisch und (na ja) deutsch zu durchforsten nach der Ursache ewigen Absturzes. Authentische Leseanlässe nennt das die Didaktik und meint damit: Hier macht´s wirklich einmal Sinn, das Lesen!
Und so könnte ich weiter und weiter und weiter vor mich hin brabbeln und täte das auch sehr gerne noch zumindest über kulinarische und, insbesondere, partnerschaftliche Aspekte des Festes unterm und am und vom Baum. Doch der Zaunpfahl winkt überdeutlich in Gestalt der Turmuhr, die gerade Weihnachts- Kehraus schlägt. So lass ich es denn für´s Erste und freue mich auf nächstes Jahr, denn: Siehe oben!
Layout by ichichich.