Dezember 2011 |
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Ein spektakuläres Doppelmuseum ziert seit gut einem Jahr die Kölner Innenstadt. Das Rautenstrauch-Joest-Museum ist aus der Südstadt herübergezogen. Angegliedert wurde ein Erweiterungsbau des Museums Schnütgen, das endlich Raum hinzugewann, zahlreiche mittelalterliche Artefakte aus den Archiven in einem würdigen Rahmen zu zeigen.
Sammlungen und Architektur gereichten auch der europäischen Ersten Städte-Liga zur Ehre. Ein Haus, das sicherlich auch in Hamburg oder Paris ein interessiertes, dankbares Publikum fände. Wir aber wären nicht in Köln, wenn es zunächst mal keine Parkplätze gäbe. Nun ja, das Museum liegt wirklich im pulsierenden Herzen der aus allen Nähten platzenden, viel zu klein gewordenen Stadt, gleich am Neumarkt. Man fragt sich als ortskundiger Besucher, der, eben weil er ortskundig ist, mit der Bahn anlangt, aber dennoch, warum das fußläufige Passieren der Straße davor geschlagene fünf Minuten dauern muss: Fahrbahn Richtung Rudolfplatz! Straßenbahn Richtung Heumarkt! Straßenbahn Gegenrichtung! Fahrbahn Gegenrichtung! Fragen aber sind das, die müßig sind in einer Stadt, in der wirklich jedes Gässchen und jedes Werkstor über eigene Ampelanlagen verfügen, die en passant den Verkehrsfluss der größten Ein- und Ausfallstraßen lahm legen.
Entnervt also erklimmt man dann die Treppen (zu Justizia und der Kunst geht es ja immer hinauf, nie hinab) ins Foyer und wird, das muss ich sagen, entschädigt: Entreé in ein prachtvolles Heiligtum der postkatholischen Ära, gleich nebenan, im Hause Schnütgen, Höhepunkte mittelalterlicher Sakralkunst. Das hat schon was!
Indonesischer Reisspeicher im Foyer des Rautenstrauch-Joest-
Museums, Köln
Die Etagen dann zeigen nicht bloß, sie sind; z.B. realitätsnah nachgebildeter Lebensraum der südafrikanischen Xhosa. Die Abteilung kulturelle Identitäten schlägt Brücken zwischen niederbayerischer Trachtenkleidung und südpazifischen Penishaltern. Derart interkulturelle Bezüge sorgen für Spannung und Aktualität. Sie helfen, den Blick zu schärfen und Klischees als Klischees zu erkennen. Ein Beispiel: Festgemeißelte, westliche Vorstellungen amazonischer Riten, Mythen und Lebensweisen (Das sind doch die, die mit Lendenschurz beschürzt Froschgiftpfeile abschießen) kontrastieren mit pazifischen Vorstellungen Deutschlands. Deutsch: Das ist für dortige häufig die Imago biersaufender Dirndl- und Lederhosenträger, rotköpfig und blond. Es dämmert die Begrenztheit solcher Bilder, es wächst das Bedürfnis, einmal selbst nachzugucken und vielleicht gar ein anderes Beispiel abzugeben. Die trennende Kluft ist möglicherweise gar nicht so tief. Ganz nebenbei keimt die Frage, warum sich deutsche Identität, so sie sich in der Lebensart deutscher Menschen zeigt (und das tut sie ja), in der Außenwahrnehmung derart stark über ein einzelnes, bevölkerungsschwaches Bundesland definiert.
Man guckt also in diesem Hause, man staunt, man denkt! Was will man mehr erwarten von einem Besuch im Museum?
Layout by ichichich.