November 2011 |
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Im Kölner Norden existiert eine Wald- Kulturlandschaft, die mir perfekt zu symbolisieren scheint, wie es so zugeht in diesem rheinisch-sumpfigen Städtechaos. Es handelt sich um einen sogenannten "Bruch", was wohl so viel bedeutet wie "Brach"; also ein Areal, in dem konzeptionell verbrämt alles liegen gelassen wird, wie es gerade fällt, ganz so wie ja auch im Asphaltdschungel etwas rheinaufwärts. Wenn also wieder einmal ein Kyrill lospustet und alles umstürzt, was nicht 5 Meter im Erdreich verankert steht, gibt es keine Försterei, die hinterher aufräumt und sei es auch nur, damit Besucher dieser merkwürdig-vorzeitlichen Flora sicher hindurch kommen. Man sagt: So war es früher auch. Naturnah ist, wenn der Mensch nicht hineinpfuscht in Gottes Sturmplanungen.
Ein zutiefst Kölscher Gedanke! Wer da Indolenz wittert, hat nicht 25 Jahre seines Lebens (oder noch länger) hier verbracht. Der Kölner, der dörfliche zumal (also der ursprünglich-typische), pflegt intensive, archaische Emotionen, die ihn beispielsweise zu Karneval an der alten Tradition festhalten lassen, Hühner zu hängen und zu peitschen. Manchmal nennt er solche Gelüste Katholizismus. Ähnliche Impulse steuern auch die hiesigen Verwaltungsbeamten, wenn sie sich weigern, den wichtigsten Panoramaweg der Stadt vis á vis des Doms zu pflastern, auf dass die Überseebesucher (es gibt sie!) nicht im Morast stecken bleiben auf ihrer tour through europe oder durch winzige bauliche Maßnahmen Autofahrer an Rheinfähranlegern vor dem todbringenden Sturz in das reißende Gewässer zu schützen. Jürgen Becker greift solche Karnevalisierungen des Alltags in seinem neuen Programm auf. Wenn Sie also mal im Rheinischen sind... Schauen Sie vorbei bei ihm. Er macht Schnittchen und zapft ein Kölsch dazu.
Der Bruch stellt alldieweil einen durchaus authentischen Kontrast dar zu der hektarweiten Zuckerrüben- Monokulturlandschaft insbesondere der nördlichen Nachbarschaft. Geographisch genauso nah (und daher gab´s vor 650 Jahren ja auch eine Berserkerschlacht) ist die Luxus- Kö, doch emotional: so weit weg wie Karlsruhe.
Diese Fauna: Wo kann man schon Nachtigallen trällern hören, Pirole pirolen oder Grünspechte und aus den Tropen umgesiedelte Sittichvögel beim Nisten ausspähen? Störche gibt es hier, Bibergetier, Erdkröten und Blindschleichen. Im letzten Januarschnee, ich schwöre es, stand ich plötzlich in der Abenddämmerung einem Fuchs gegenüber, Aug in Aug. Das war ein perfekter Moment, magisch- wäre das kein Klischee. Kurz nur, aber intensiv. Selbst das Blättersäuseln ebbte ab für diesen Augenblick, als heilige er sich selbst.
Mein Weg durch den Bruch, neuerdings gern auch
mit Hund
Ich habe schon einen Moment gewartet beim Fotografieren, um die Laubstimmung einzufangen und Passanten passieren zu lassen. Aber nicht besonders lange! Es ist wirklich ruhig hier, still und einladend. Trotz allem nämlich und seltsamerweise hat die landschaftliche und soziale Umgebung eine kontemplative, besinnliche, manchmal inspirierende Wirkung. Hier hecke ich Schülerattentate aus, wehrhafte Schreiben gegen die Horden der mich bedrängenden Internetgangster von PayPal, mydownload.de usw. oder gerne auch Steuererklärungen. Zu meinem sprunghaften, unsteten Charakter, der mich rasch abschweifen lässt, passt dabei ganz vortrefflich, dass bei all dem eigentlich immer wenig herauskommt. Außer vielleicht dem wolkigen, dumpfen Gefühl, dass es doch mal wieder gut war. Oder alternativ dazu, dass alles gut wird. Was nun wieder sich vorzüglich verträgt mit der Mentalität des Milieus, das mich hier umgibt. Das ich bilde.
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