Unwetterwarnungen für Mogadischu und Lampedusa
Meine Wetter-App zeigt für Addis Abeba und Mogadischu (Region) seit Wochen fallende Temperaturen an, Schauer und Regen. Ironischerweise leiden die ostafrikanischen Massen aktuell nicht nur unter der Dürre der letzten Jahre und ihren schlimmen Folgen, sondern auf ihren oft endlosen Fluchtstrecken neben der ständigen Bedrohung durch Räuber und wilde Tiere auch unter dem Regen, der in die provisorischen Schlafstätten eindringt.
Die Gründe des Elends sind vielfach beschrieben, für einen Laien wie mich zumeist nachvollziehbar. Insbesondere leuchtet ein, dass kurzfristiges Helfen (so notwendig es sicherlich ist) an den Ursachen nicht rüttelt. In ein paar Wochen ist das westeuropäische Sommerloch ohnehin gestopft mit anderen Themen; spätestens, wenn Angie Sarkozy wieder residiert, werden Meldungen über neue Milliardenhilfen für abgewrackte EU- und Industriestaaten sowie systemrelevante Banken die Nachrichtenlage auf´s Neue dominieren. Vom Zweikampf Bayern-BvB und den herbstlichen Großoffensiven der Fernsehsender im Allgemeinen mal ganz zu schweigen. Aus ist es dann mit der Konjunktur für Mitmenschlichkeit, Mitleiden und also Hilfe.
Von den Idiosynkrasien unserer Noch-Wohlstandsgesellschaft, den katastrophalen Wetterphänomenen, unter denen die Menschen in Ostafrika derzeit (und in Zukunft?) zu leiden haben, und auch dem anarchischen Gemeinwesen-Chaos vor Ort aber einmal abgesehen: Der Westen (das ist: jeder Privilegierte!) muss auf Dauer die Frage beantworten, wie er sich stellt zu der Tatsache, dass millionenfach gehungert und gelitten wird auf der Welt. Das ergibt sich unmittelbar aus unseren eigenen kulturellen Traditionen, aus unserem christlich-jüdisch-aufgeklärt-humanistischem Erbe. Er wird, soweit er sich eben jenem verpflichtet fühlt und sich auch künftig auf eben jenes berufen möchte, nicht umhin kommen, über Verantwortung nachzudenken, über Ursachen und über Konsequenzen- über change. Den El Quaidaisten mit ihrem "Ihr habt keine Ethik, keine Prinzipien, keine Werte" keine Chance!
Die 5,-€ Spenden-SMS an Unicef, wie gesagt, langt nicht mehr (ich habe sie soeben zweimal versandt! Oh Gott...). Vor dem Hintergrund der Monstrosität des Dramas ist das einfach zu wenig. Zumal: Das Elend ist bereits angekommen an den Grenzen der EU, es greift über und wird sich so ohne weiteres nicht wieder auf seine kargen, verbrannten Steppen zurückziehen.
Wasser privatisieren wie es der Nestlé-Chef Brabeck-Letmathe vorschlug, mag ein präventiver Ansatz sein? Die Zielrichtung natürlich müsste sich richten auf eine Solidaritäts- und Stützungsmaßnahme zugunsten der Deklassierten in Afrika und anderswo. Weit mehr müsste das aber sein als ein Reklamegag zu egoistischen Zwecken. Ich wäre dann jedenfalls dabei und würde darüber hinaus ein paar Pfündchen riskieren mit 5-Minuten-Terrinen, Nesquick oder Snickers.