Bin ich demnächst ein Mensch, dem seine heute noch so anhänglichen Kinder Giftpfeile hinterher schießen? Zielscheibe des Hasses, des Spotts, des Eifers? Gegenstand erbitterter Analyse, angestellt gemeinsam mit dem für ein Identifikationsthema dankbaren Lebenspartner, eifrig bestrebt, eigene kritische Perspektiven beizusteuern, um die Kluft zu vertiefen? Bin ich, der zu "Briefen an den Vater" inspiriert? Die Ursache psychischer Therapie, Quell von Lebensfrust- und unlust, Neurose, Pein und Misserfolg? Ist das mein trauriges Vaterschicksal? Oder geht´s banaler zu?
Johann König zeigt in seinem neusten Programm eine andere, nicht viel weniger ernüchternde Perspektive auf seinen Erzeuger: "Gestern sollte ich zu Verwandten. Wie erkläre ich das: Also, mein Bruder hat einen Vater. Und der hatte Geburtstag. Ja, und da sollte ich mit..." Und dann geht es nicht um Frust und Hass, sondern: Um Gleichgültigkeit. "Ach Gott, von der Couch hoch, zum Geburtstag des Vaters meines... ja, des Bruders. Na gut, wenn´s denn so sein muss."
Qua Amt, Ausbildung und Erfahrung sollte ich eigentlich wissen, wie es geht. Aber da kann natürlich mal wieder keine Rede von sein. Als Anhänger der These, dass das Schachspiel die mächtigste Metapher überhaupt ist, kenne ich aber die Gefahren des "Igelismus".
Schwarz: Ein schönes Igel-Beispiel
Das Feld kommt ohne meine schwarzen Steine aus. Bleibe ich
in domo, tummelten sich dort eben andere. Mein Haus steht unantastbar und bliebe es bis in alle Zeiten, müsste ich nicht ziehen, wenn ich das Spiel nicht verlieren will. Verweigerung geht also auf Dauer nicht und daher bequemt sich der a-Läufer mal ein wenig zwecks Warenaustausches mit dem weißen b-Springer. Ziehen aber heißt Bewegung und Bewegung Öffnung; Risiko. Öffnung!