Lehrer nich nur faul sondern, auch doff?
Die BILD investigierte vor zwei Jahren gewohnt schonungslos: Schlechte Abiturienten werden Lehrerinnen! V.a. aber Lehrer. Das deckte sich damals durchaus mit meinen eigenen Erfahrungen: Die sehr guten Abiturienten gingen zu meiner Zeit ohne verblendendes Studium direkt in die BILD- Redaktionen der Republik und lernten dort die diffizile Kunst der Demagogie von "der Pike" auf oder mussten Medizin studieren in der Hoffnung, doch noch irgendwie an die Mädchen heranzukommen. Wer keine Zeit für Oberstufenquatsch und Fächersalat hatte, der wusste: Lehramt oder Jura geht dann später mit irgendwie zusammen gestöpseltem Abitur immer noch. Und so viel blöder als Gärtner oder Tierpfleger sind Oberstudienräte und Rechtsanwälte auch nicht! Man befand sich schließlich noch in der Prä-Lehrer-sind-faule-Säcke-Ära, die später Premiumkanzler Gerdchen Schröder, altes Arbeitspferd, ausrief- kurzum: Alles war gut.
Nun aber soll, wie die SZ meldet, all das gar nicht mehr stimmen! Lehrer nämlich hätten statistisch gesehen ein besseres Abitur als Sozialwissenschaftler, BWLer, Psychologen. Das gelte v.a. für den häufig ausgelaugten Lehrkörper am Gymnasium. Ja, lieber Hauptschulkämpe, werte Grundschul-Klassen-Mutti: Sie lesen ganz richtig. Was Sie immer geahnt haben, liegt nun schwarz auf weiß im durchgenormten Forschungsformat auf dem Redaktionstisch; wahrscheinlich sogar von Ihnen selbst steuerfinanziert: Ihre eigenen Schulleistungen SCHON prädestinieren Sie nicht für die heiligen Weihen der erlauchten Turnhallenwelt. Ihr minderwertiges PH- Studium hat damit nicht mal etwas zu tun. Nein, das Stigma leuchtet schrill und bunt in vertrockneter Tinte ganz woanders: nämlich auf dem wahrscheinlich nur einsprachigen Hausfrauenabitur, ganz unten neben "Durchschnittsnote". (2,8, oder so!)
Aber trösten Sie sich: Auch Sie Primar- oder Sekundarstufen 1-Kraft sind doch ein wenig schlauer, als die BILD- Zeitung wahrhaben will. Das ist nun verbrieft. Und selbst der Studienrat des Vertrauens Ihrer Tochter (Religion/Geschichte- hört, hört) reüssiert auf intellektuellem Felde nun auch nicht gleich derart hammermäßig wie die Veterinärin im Duisburger Zoo oder der chirurgische Schlachtesel im Krankenhaus und schon überhaupt mal gar nicht wie der Rechenknecht in Ihrer privaten Krankenkasse. Das ist Ihnen alles zu hoch? Da sehen Sie´s!
Aber ich schweife ab. Es fehlt eigentlich nur noch, dass demnächst in irgendeinem akademikeraffinen Kampfblatt behauptet wird, Lehrer jedweder Coleur würden länger als 4 Stunden am Tag arbeiten und hätten weniger als 60 Tage Urlaubsanspruch pro Jahr! Aber so weit wird ja wohl niemand gehen wollen.
jagothello am 01. Juni 11
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