(un)wahrscheinlich
Also gut- einen ernstzunehmende AKW- Unfall alle 400.000 Jahre soll es geben. So will es die Lobby. Wie man auf diese doch so offensichtlich fiktive Zahl zur Gemütsberuhigung Lieschen Müllers kommt, will ich mal gar nicht fragen. Bezogen auf ein AKW macht diese Zahl jedenfalls keinen Sinn, weil die Laufzeit spätestens mit der Ausbeutung der natürlichen Uranressourcen endet, also in etwa 60 Jahren. Und wenn man sie auf alle AKW weltweit am Netz bezieht, relativiert sich diese beeindruckend lange Zeitspanne deutlich. Ich kann mich jedenfalls erschreckend genau an drei massive Unfälle erinnern, nämlich Harrisburg, Tschernobyl und nun Fukushima. Wie schnell doch manchmal die Zeit vergeht...
Solche Vorhaltungen sind nicht ganz fair- vielleicht nicht. Aber so ist das eben mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung, derer man sich so gerne bedient, um Kompetenz vorzugaukeln und Sicherheit: Abstrakteres gibt es kaum. Jeder Lottomillionär kann da ein Liedchen von singen.
Zeit für eine kleine Gegenrechnung: Derzeit sind 443 AKW weltweit am Netz. Man gehe von einer durchschnittlichen Betriebsdauer im Jahre 2011 von 25 Jahren pro Anlage aus (geschätzt); das ergibt eine aktuelle Gesamtbetriebsdauer von 443 x 25 Jahren = 11.075 Jahren. Lässt man großzügigerweise die GAUs aus den 50er Jahren in den UDSSR sowie den USA einmal beiseite, ergibt sich die Wahrscheinlichkeit aus diesen, wenn auch schmalen, empirischen Daten von einem GAU alle 3692 Betriebsjahre. Die wären bei konstanter Anzahl der Anlagen im Jahre 2036 abermals abgelaufen- in Wahrheit aber viel eher, weil sich die Anzahl der AKW weltweit erhöhen wird. Und: Mit jedem weiteren Unglück innerhalb der nächsten 11.075 Betriebsjahre verschlechtert sich die Relation (1 Unglück alle 3692 Betriebsjahre) weiter zu unseren Ungunsten.
Sind die Erfahrungen atomarer Risiken derart massiv erlitten worden, gehören sie in das Kalkül weiterer Berechnungen. Jegliche Erfahrungswissenschaft ist damit denkbar ungeeignet, die Sicherheit dieser Technologien untermauern zu wollen. Wer zukünftig Atomkraft betreiben möchte, kann sich auf ihre Umweltverträglichkeit jedenfalls nicht berufen. Das darf nicht mehr durchgehen!
jagothello am 26. März 11
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