Ein (böses) Spiel
Fasziniert stehe ich immer wieder vor den hanebüchenen Winkelzügen der Politik und habe mir schon vor Jahren unverrückbar die Überzeugung angeeignet, dass die klein-kommunale Posse, der landespolitische Skandal viel, viel mehr über den Charakter des Geschäftes verraten, als, sagen wir mal, die telegen verbreitete, würdige Position des mächtigen Parteibosses zu einem Großthema wie die Atomkraft. Also: Welche Verkehrsschilder werden wo platziert? Wie geht man mit Schlaglöchern um? Erlaubt man Wuppertal-Barmen trotz der 6 Milliarden Schulden noch ein Hallenbad? So etwas eben.
Und gerade heute ist mir da wieder ein schönes Beispiel untergekommen, heute, an dem Tag, an dem die letzten Ingenieure Fukushima verlassen und die NRW-Kraft sich hat verfassungsgerichtlich bescheinigen lassen müssen, dass sie nicht mit Steuergeld umgehen kann. (Auch das ist natürlich nur die halbe Wahrheit!)
In NRW also sind die sogenannten Kopfnoten abgeschafft worden. Potentielle Arbeitgeber erleben nun erst nach Abschluss eines Ausbildungsvertrages, wenn die "Sorgfalt" eines Kandidaten nur ausreicht (die schlechteste Note). Nun gut, man kann hier geteilter Meinung sein und da ist man es auch, aber: Per Erlass verfügt das grüne Schulministerium, dass trotz aller öffentlichen Verlautbarungen alles bleibt, wie es war, respektive: noch schlimmer wird: Die Schulen werden aufgefordert, "Richtlinien" für die Beurteilung des Arbeits- und Sozialverhaltens zu entwickeln- für genau jenes gab es bis vor wenigen Monaten, richtig... Kopfnoten!
Man gewinnt also die Wahl (na ja... gewinnt!) mit dem Versprechen, die vielfach als reaktionär und demütigend empfundenen Kopfnoten zu kassieren, um sie per Dekret, das außerhalb von Schulen kein Mensch zu Gesicht bekommt, gleich wieder zur Hintertür hereinzuzwingen. Natürlich unter einem neuen Etikett und keineswegs in politischer Verantwortung- falls doch mal jemand nachfragen sollte.
Kopfnoten passen natürlich gar nicht zum Image der grünen Regierungspartei, suggerieren sie doch ganz aus der Mode gekommene Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit, Ordnung, Höflichkeit usw.usf. Sie werden aber von einer mittlerweile allmächtigen Industrie- und Wirtschaftslobby auf dem Zeugnis verlangt und einem ihr hörigen Verbandswesen ("Bertelsmannstiftung") intellektuell und ideologisch grundgelegt. Dem beugen sich auch sogenannte "Linke", natürlich nur unter öffentlicher Wahrung ihres Nimbus´als Berufsaufmüpfige.
Mit solchen unspektakulären Vorgängen also befasse sich, wer die Denkungsart von Politikern kennen lernen möchte.
jagothello am 15. März 11
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