Armselige Kleisterei
Ein schmuckes Haus, das Grillo-Theater zu Essen. Da lohnt sich schon einmal eine Verlegung der Abendgestaltung in diese mir sonst so fremden Gefilde. "Prinz Heinrich von Homburg" gab es in diesem ansprechenden Ambiente. Für die Bühne sicherlich nicht einfach umzusetzen, gibt es doch in diesem sonst klassisch strukturiertem Stück durchaus einige Szenen- und Ortswechsel. Das hat man ganz gut gelöst in Essen; mittels elektronisch gesteuerter, mobiler Wände und einiger Licht- und Schatten-Effekte wurden recht elegant Räume geschaffen.
Doch sonst war das Sprechtheater der ganz antiquierten Sorte. Szenisch gesprochener Text, kaum Bewegung, wenig Überraschendes im Hinblick auf die Figurenzeichnung- und konstellation. Gerade mal ein, zwei hübsche Regieeinfälle.
Ganz nett vielleicht der hinzuerdachte Prinzenmonolog, in dem dieser über das traurig-tragische (Un)-Wesen des Todes meditierte, so a lá Woody Allen: "Der Tod? Mit dem bin ich ganz und gar nicht einverstanden."
Nun etwas ganz anderes. Breite Bühne, zwei Menschen betreten den Bühnensaum, stehen da und gucken ins Publikum. So lange, bis sich Unmut breit macht im Auditorium, doch das sitzt man aus. Marie und Woyzeck sind stärker. Und plötzlich zückt er ein Messer, um sie zu attackieren. Sie fällt. Die späte Szene hier an den Anfang gesetzt.
Der Vorhang hebt sich, ein Hamsterrad, der Woyzeck rennt und rennt und rennt. Techno-Beats, spektakuläre Visualisierung. "Er sieht immer so verhetzt aus." Ja, das tut er. Plötzlich fällt er. "Er hat keine Tugend." Sportlich ist er jedenfalls nicht. Er fällt und ruft ins gebannte 500-Leute-Völkchen: "Ich muss abbrechen." 10 sek. später: Die Performance ist vorüber, Paul Steinbach improvisiert nicht spontan, sondern muss passen, schwer verletzt. Schlussapplaus nach 7 Minuten. Andres: "Dieser Platz ist verflucht." Potential hat er auf jeden Fall!
jagothello am 02. Februar 11
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