Experten für das Allgemeine
Vieles kann und mache ich ganz schlecht oder am besten gar nicht, wie z.B. zeichnen, Turmspringen oder eine Kreissäge bedienen. Aber was kann ich eigentlich so richtig gut? Wo bin ich Könner? Wo ein Experte? Sogar Zweifel bei der Ausübung meiner beruflichen, täglichen Profession... nein, nur so viel hier: Es gibt sie. Immer wieder!
Wie so oft hilft das Lesen aus dem Stimmungstief: Anderen Menschen scheint es ähnlich zu gehen und geteiltes Leid ist ja bekanntlich nicht ganz so bitter.
Ich las also nun von einer Untersuchung eines Psychologenteams. Man wollte wissen, ob Fachleute auch im alltäglich-privaten Kontext Fachleute sind. Um es gleich zu sagen: Sie sind wie ich.
Interviewt wurden Lehrstuhlinhaber für Stochastik/Statistik. Man befragte sie ganz unverfänglich über Phänomene ihres ureigenen Fachgebietes, z.B. so: Eine Stadt hat ein kleines und ein großes Krankenhaus. An einem bestimmten Tag werden in einer der Anstalten 60% Mädchen geboren und 40% Jungen. In welchem? Die Antworten liefen zumeist auf das größere Haus hinaus, obgleich gerade bei einer größeren Stichprobe weniger Abweichung von einem zu erwartenden Wert (hier 50% für beide Geschlechter) anzunehmen wäre. Eine Unfug-Antwort also, peinlich für einen Mathematikprofessor, der so nicht einmal sein eigenes Proseminar bestehen könnte. Ungefähr so, als würde ein Rechtsanwalt nicht erklären können, was ein Vertrag ist oder Jürgen Klopp vergäße, was Abseits ist. Eine Bankrotterklärung ist das, und zwar eine echte.
Und so kommt es dann wohl, dass U-Bahn-Baustellen einstürzen, Steuergeld verplempert wird und Kinder ahnungslos bleiben: Geplant wird zuviel im Stand-by-Modus abends auf der Couch, wenn wir alle Experten nur noch für das ganz Allgemeine sind, bestenfalls.
jagothello am 21. Januar 11
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