Frauen und Kinder (nicht mehr) zuerst
Nach neuster Grundsatzrechtsprechung aus Karlsruhe und Straßburg sind die Rechte getrennt lebender Väter deutlich gestärkt. Ein Kölner Musiker hat neun Jahre lang gefochten und darf sich nun zumindest formal gleichberechtigt mit der Mutter fühlen. Nach jahrelangem Rechtsstreit sind die Fronten jetzt natürlich verhärtet und die Frau, bei der das gemeinsame Mädchen lebt, arbeitet mit findigen Tricks, um das Umgangsrecht des Ex-Lovers und Jetzt-Klägers zu sabotieren.
Noch vor kurzem aber haben die Familienrechtssenate entsprechende Väterklagen gar nicht erst zugelassen zur Hauptverhandlung; so chancenlos waren sie im Vorneherein gegen kooperationsunwillige Mütter aufgrund der standardisierten, höchstrichterlichen Rechtsprechung.
Argumentiert wurde damals und auch nach dem Paradigmenwechsel heute mit dem vermeintlichen Kindswohl als allein relevanter Maßstab für jegliche Fürsorgeentscheidung. Ich habe das nie verstanden. Einmal, weil das Wohl eines Kindes gar nicht zu trennen ist von dem seines Umfelds. Dem Kind ist nicht "wohl", wenn aufgrund einseitiger Fürsorgeregelungen das Umfeld leidet. Zudem gibt es so viele Einzelfälle wie familiäre Konstellationen. Und dann: Warum sollte eine Gesellschaft weniger am Wohlergehen ihrer erwachsenen, männlichen Mitglieder interessiert sein, die nach einem Kindsverlust objektiv und schwer zu leiden haben? Das ist gesellschaftsschädliches, reaktionäres "Frauen- und- Kinder- zuerst"- Denken. Die wackelige Basis der zugrunde liegenden Weltanschauung wird ja jetzt auch offenbar: Nachdem das Kindswohl jahrelang nichts zu tun hatte mit Väterinteressen nun die radikale Kehrtwende, die peinliche Bankrotterklärung einer ungerechten, ideologischen Rechtsprechung.
jagothello am 06. November 10
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