Bedrängnis - Lösung; Gefahr - Rettung; Stillstand - Öffnung; Angriff - Verteidigung; Beharren - Ungeduld; Chaos - Strategie; Angst - Freude; Idiotie - Intelligenz; Analyse - Unverständnis. Schach ist all das und fordert das Nämliche: die Strategie, den Plan, die Ordnung, das Verständnis, den Überblick, das Konzept, die Geduld, die Schläue.
Manchmal ist es aber auch einfach zu spät für all das und das im Brunnen liegende Kind kann nicht mehr gerettet werden, wie dieses Beispiel zeigt:
Der schwarze Springer migrierte zuletzt von D7 nach B6, um endlich etwas Raum und Luft zu schaffen für die seinen, um dem eisernen Griff zu entfliehen - ein verzweifelter Akt der Befreiung, geradezu rührend in seiner Naivität allerdings, droht doch nun endgültig das fragile Verteidigungsgerüst auf dem Gegenflügel zusammenzubrechen. Aber: wie sich anders verteidigen? Wie den Feind zurückdrängen? Wie überleben? Er schickt sich an, Stellung für Stellung zu nehmen, versteht dabei keinen Spaß und ist er einmal hinter die Ummauerung in das Palastinnere gelangt, folgt Ungemach auf Ungemach. Vielleicht gibt`s noch den ein oder anderen Funken der Hoffnung, doch Rettung? Keine mehr! Da bleibt eigentlich nur die Frage: Wer ist er eigentlich, dieser unerbittliche Feind?
Katastrophal für die weitere Lebensplanung des schwarzen Herrscherhauses nun jedenfalls sein lässiges Sf6+, wobei "+" schon äußerst Unerfreuliches bedeutet, nämlich: "Schach!" Bzw. in diesem Fall: "Gleich bist du erledigt. Ein wenig darfst du noch lamentieren (nämlich meinen Springer zurückschlagen, den ich auf f6 platziere, um dir jedes Friedensangebot auszuschlagen- den Damentausch also verweigere!) aber nur, um meiner Dominanz danach noch gnadenloser ausgeliefert zu sein!" "+" heißt natürlich auch: "Es ist Zahltag. Die Fehler sind gemacht. Du hast sie gemacht und nun kommt die Quittung. Keine Ausflüchte mehr." Gut, wer da weiß hat...
Kleiner Nachtrag 2 oder 3 Tage später: Schwarz ist untergegangen wie befürchtet. Ein grausiges Gemetzel war´s!