Ausschnitt aus der Moodle-Umgebung 12- 13er Kurs "Erziehungswissenschaften". Hinter den Dateisymbolen verbergen sich Dokumente, Aufgabenstellungen oder Tests.
Moodle funktioniert strukturell wie ein Intranet. Es bietet der Lehrkraft die Möglichkeit, online zu unterrichten. Insbesondere können Materialien zur Verfügung gestellt, Diskussionen geführt, Fragen gestellt, Hausaufgaben gegeben, online hochgeladen und beurteilt, Teste absolviert, Unterrichtsstunden protokolliert werden. Über die Jahre entstehen bei sorgsamer Pflege wertvolle Glossars und insgesamt ein repräsentativer Wissensspeicher.
Technisch ist das Betreiben eines Schulmoodles eine nicht ganz einfache Angelegenheit. Auf Kollegiums- und auch Schülerseite bestehen zudem Vorbehalte gegen die zunehmende Technisierung des Unterrichts. Seltsamerweise schimpfen dieselben Menschen, die mit sofortigem Gewehr-bei-Fuß-stehen am Telefon aufgewachsen oder nicht ohne Handy ins Schwimmbad gehen, gegen den Anspruch, täglich E-mails zu lesen oder Diskussionsforen im Moodle im Auge zu behalten. Die Skepsis hat zu tun mit dem Kaschieren von Inkompetenz im Umgang mit (gar nicht mehr so) neuen Technologien. Wohl auch mit dem Protest gegen Fremdbestimmung, gegen die Herrschaft des Mediums über die Autonomie des Subjekts- doch Moodle leistet und will das exakte Gegenteil: Arbeitserleichterung mittels Automation, Flexibilität, Individualisierung, Selbstbestimmung. Schließlich ermöglicht das System bsp. die Erledigung der Hausaufgaben nachts um 3 im selbst gewählten Tempo und dasselbe gilt für die Korrekturen. Verlinkte Unterrichtsfilme oder Podcasts stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Grenzen sind dem System also vor allem durch das mittlere Pedal gesetzt- die Bedenkenträgerei- da ist es ganz ein Kind des Internets.
Unser Moodle hat einen anfangs kaum für möglich gehaltenen Grad an Komplexität erreicht, über den das Bildschirmfoto einen Eindruck vermittelt (linke Spalte). Gerade in Zeiten der diversen zentralen Prüfungen nach 8, 10, 11 und 12/13, die Schule ja wenigstens transparent und berechenbar werden lassen, ermöglicht Moodle noch gezieltere Vorbereitungen.
Es spielt bei all dem überhaupt keine Rolle für die unterrichtliche Praxis, ob Moodle die Schulstunden oder die Schulstunden Moodle ergänzen. Ich kenne jedenfalls keine zweite, derart pragmatische Möglichkeit der Binnendifferenzierung und Individualisierung, wie sie, mit gutem Recht, landauf, landab so vehement gefordert werden.