Sprache & Finanzkrise
Was ist ein Produkt? Im alltäglichen Sprachgebrauch vor allem all das, was in einem technisch-wirtschaftlichen Herstellungsprozess geschaffen, materialisiert wird und seinen Eigentümer wechselt in der digitalen und analogen Tauschwelt.
Es sprechen allerdings auch die Finanzdienstleister, die Versicherer und Banken von "Produkten", wenn sie ihre Derivate, Anleihen, Investments, Versicherungen, Verbriefungen meinen. Die werden sicherlich auch entwickelt, geschaffen- allerdings virtuell. Sie bestehen nicht physisch, sondern bestenfalls symbolisch als Vertrag, Urkunde usw.
Trotzdem wird der Begriff "Produkt" vom Marketingjargon der Finanzindustrie vereinnahmt, was nicht weiter auffällig wäre, gäbe es da nicht einen sicherlich beabsichtigten, psychologisch wirksamen Mechanismus der Werbung: Indem eine Idee einer Bank, zu Vertragsabschlüssen zu kommen, die darauf angelegt sind, dass Geld fließt, "Produkt" genannt wird, gewinnt sie etwas Ehrenhaftes; sie wird geadelt als etwas materiell Greifbares. Als etwas Wertiges. Als etwas Seriöses. Als etwas, für das es einen konkreten Gegenwert gibt und genau das ist ja offenbar häufig nicht der Fall.
jagothello am 24. Juli 10
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