Juli 2010 |
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raunte dazumal finster der Islam- Berufsexperte Scholl-Latour im ZDF-Weltspiegel. Und dann immer so weiter und so weiter. Die Botschaft ließ es an Eindeutigkeit nicht fehlen: Fremd ist es in der "islamischen Welt"; fremd und archaisch. Wohlige Schauer in der westeuropäischen Zivilisationsstube, Sonntag Abend um halb 8.
Scholl-Latour-Adeptin A. Rados behauptet, sie sei Politikwissenschaftlerin. Na ja. TV-Journalistin ist sie allemal; produziert und verkauft ihr Zeugs hierhin und dorthin, u.a. an den Kölner-Stadt-Anzeiger und die FR. Am 15.07. ist nun ebda. folgendes Elaborat von ihr gedruckt:
"Eine Stoßstange an der anderen, ein Kleinwagen hinter dem nächsten. Jedes zweite Auto hat Schwimmreifen und zusammengefaltete Zelte auf dem Dach. Drinnen sitzen Mütter und Väter, Tanten, Nichten und zappelige Neffen. Sie stecken ihre Köpfe aus den Fenstern. Als ob das was nützen würde in der höllischen Teheraner Hitze. Andere Passagiere haben nasse Handtücher um den Hals gelegt oder dösen.
Hier ist es noch um einiges wärmer als in deutschen Städten. 43 Grad zeigt das Thermometer, und nur drei Autostunden weiter im Norden, am Kaspischen Meer, soll es 15 Grad weniger haben. Also drängen die meisten der zwölf Millionen Einwohner am Beginn des islamischen Wochenendes dahin. Trotz der hohen Temperaturen tragen alle Frauen, auch ich, eine Hose, einen Mantel mit langen Ã"rmeln und haben das Kopftuch fest umgebunden. Am besten man zieht es tief ins Gesicht, so dass keine Haare zu sehen sind.
In den vergangenen Monaten haben staatliche Moralwächter und -innen auf den Teheraner Straßen die Kontrollen verstärkt. Erwischen sie eine Frau, die unter den Hosen etwa keine Strümpfe oder Sandalen trägt, wird sie ermahnt oder bestraft, je nach Schwere des Falles. Lieber also schmelzen als auffallen, sagen sich die Frauen und fahren gut verhüllt ins Urlaubswochenende.
Nicht drei, sondern fünf bis sechs Stunden im Schneckentempo später ist man endlich da. Erste Überraschung: Das Kaspische Meer ist genauso wenig blau wie andere Meere. Sanfte Hügel um die riesige, bräunliche Wasserfläche entschädigen für das enttäuschende Wasser. Früher besaß der Schah im schönsten Ort ein Anwesen; es war sein Sommersitz. Im zweitschönsten hat eine mir befreundete wohlhabende Familie eine Villa, so wie viele aus der iranischen Elite. Hotels sind selten entlang der Küste und für eine iranische Großfamilie ohnehin unerschwinglich. Also werden die bunten Zelte von den Autodächern aufgeschlagen.
Während die Männer sie am Straßenrand aufstellen, stehen die Frauen Schlange bei den Gemeinschaftsduschen und Toiletten in den Parkanlagen, wobei keine auch nur die kleinste Veränderung an der Kleidung vornimmt. Mantel, Kopftuch gehören zur Sommerfrische. Die Kinder rennen inzwischen direkt zum nächsten Kiosk, in dem Softdrinks aus dem feindlichen Westen verkauft werden. Bald wird ein riesiges Tuch am Boden ausgebreitet. Mitgebrachter Joghurt, Fleischspieße oder eingelegtes Gemüse liegen da friedlich neben amerikanischen Cola-Dosen.
Der Urlaub beginnt. Keine Erholung aber ohne erfrischendes Bad. Ganze Clans wandern zum Wasser. Straßen in unserem Sinn gibt es aber keine. An einigen Stellen sind Absperrungen aufgebaut; zum dem Areal dahinter hat nur der weibliche Teil der Bevölkerung Zutritt. Hie und da wagt sich eine mutige Frau in die Fluten, von Kopf bis Fuß angezogen. Reichen ihr die Wellen bis an die Knie, bleibt sie vorsichtshalber stehen. Mit Hose, Mantel und Kopftuch schwimmen, geht wohl schwer. Ich verzichte lieber auf die Abkühlung.
Zweite Überraschung: An der iranischen Riviera sind alle, selbst die Männer schamhafter als wir. Sie stürzen sich zwar ins kühle Wasser, aber auch nur in knielangen Badehosen."
Da ja gerade Urlaubszeit ist, der Tisch abgeräumt, das Auto geputzt, versuche ich mich mal an einer imaginären Transferleistung.
Eine Stoßstange an der anderen, ein Auto hinter dem nächsten. Jedes zweite hat eine Thule-Box mit dem gesamten Hausrat auf dem Dach. Drinnen sitzen Mütter und Väter mit ihren zappeligen Kindern. Sie stecken ihre Köpfe in die Ipods und Nintendos. Kein Wunder, dass die deutsche Jugend so schlecht abschneidet bei der OECD-PISA-Studie! Andere Passagiere haben nasse Handtücher um den Hals gelegt oder dösen. Als ob das etwas nutzen würde gegen die mörderische Hitze auf der A1 im Sommer 2010! Die Bahn ist leider auch keine Alternative: Die Klimaanlagen der altersschwachen und schlecht gewarteten Fernzüge versagen ob solcher Temperaturen schlicht und ergreifend ihren Dienst, so dass die Insassen dieser heillos verrotteten Sardinenbüchsen reihenweise kollabieren.
In Deutschland ist es noch um einiges wärmer als in iranischen Städten. 43 Grad zeigt das Thermometer, und nur drei Autostunden weiter im Norden, an der Nordsee, soll es 15 Grad weniger haben. Also drängen die meisten der achtzehn Millionen Einwohner NRWs zu Beginn der christlich-abendländischen Ferien dahin.
So wie es hier üblich ist, trage auch ich heute nur rudimentäre Kleidung. Selbst erwachsene Männer kleiden sich mit bunten Hemden und kurzen Hosen! Dazu trägt man hier Gummilatschen; liebevoll-euphemistisch "Flip-Flops" genannt. Viele der Reisenden auf der Autobahn entblößen unter ihrer dürftigen Kleidung großflächige, offenbar rituelle Hautbemalungen. Frauen und Männer jeglichen Alters haben sich Ringe oder kleine Nadeln mit allerlei Applikationen unter großen Schmerzen in die Nase, das Ohr, die Lippen oder die Augenbrauen gestochen. Die Mütter auf den Beifahrersitzen tragen stolz ihre rot, lila oder golden gefärbte Haartollen. Leider ist das Kopftuch hier immer noch verpönt.
Staatliche oder kirchliche Wächter und -innen, die wenigstens die schlimmsten Auswüchse modischer Entgleisungen beanstanden könnten, gibt es hier nicht. Nur das Diktat des Zeitgeistes, importiert vor allem aus dem angelsächsischen Kulturkreis. Wer dagegen aufbegehrt und sich nicht an den übergekommenen Klischees orientiert, wird ausgegrenzt und verlacht. Auffallen will hier niemand. Die Millionen zwangsassimilierten Ostdeutschen jedoch tun genau das und zwar aufgrund auch heute noch vielfältiger Distinktionsmerkmale. 20 Jahre, nachdem man ihnen Wohlstand und blühende Lebensverhältnisse versprochen hat, überschwemmen sie nach wie vor die alten Westgebiete auf der Suche nach Arbeit und ein bisschen Glück.
Nicht drei, sondern fünf bis sechs Stunden im Schneckentempo später ist man endlich da. Erste Überraschung: Die Nordsee ist genauso wenig blau wie andere Meere. Sanfte Dünenlandschaften um die riesige, bräunlich-brackige Wasserfläche entschädigen hier und da für das enttäuschende Wasser.
Viele aus der deutschen Elite besitzen in den schönsten Ortschaften an der Küste sowie auf den pittoresken Inseln ein Anwesen. Hotels sind selten entlang der Küste und für eine deutsche Großfamilie ohnehin unerschwinglich. Also campieren viele, natürlich ausschließlich auf eigens dafür angelegten Plätzen.
Während die Männer die Zelte aufstellen, stehen die Frauen schon wieder Schlange bei den Gemeinschaftsduschen und Toiletten oder auch vor den Automaten des amerikanischen Brausegiganten Coca-Cola, wobei keine auch nur die kleinste Veränderung am Habitat vornimmt. Lila Haartolle, rituelle Hautmalerei und archaische Voodoo-Nadeln in der Haut gehören zur Sommerfrische. Die Kinder rennen inzwischen direkt zum nächsten Kiosk, in dem Wasserspielzeug aus dem feindlichen China verkauft wird. Bald wird ein riesiges Tuch am Boden ausgebreitet. Mitgebrachter Joghurt, Fleischspieße, Süßigkeiten, Hamburger oder eingelegtes Gemüse liegen da friedlich neben den amerikanischen Cola-Dosen.
Der Urlaub beginnt. Keine Erholung aber ohne erfrischendes Bad. Das Meer liegt weit entfernt vom Zeltplatz. Ganze Clans wandern nun zum Wasser. Straßen in unserem Sinn gibt es in der öden Salzwiesenlandschaft aber keine. An einigen Stellen sind Absperrungen aufgebaut; Zutritt zu dem Areal dahinter hat nur der Teil der Bevölkerung, der beim Baden ganz auf Kleidung verzichtet. Ich gehe lieber nicht in das ölige Glitschwasser.
Zweite Überraschung: An der deutschen Riviera sind alle, selbst die Männer, ausgesprochen schamhaft. Sie stürzen sich zwar ins kühle Wasser, aber auch nur in knielangen Badehosen.
Layout by ichichich.