Frank Schätzings "Limit"
1300 Seiten. Unhandlich im Bett. Eine Handlung, die auch auf 350 Seiten hätte entfaltet werden können. Figuren, denen der Autor auch auf den letzten Seiten selbst noch nicht traut: Lynn, Yoyo, Locitelli, Lawrence, Julien und der allgegenwärtige Jericho: Sie alle werden, nachdem der Leser sie doch vor gefühlten Monaten schon kennen gelernt hat, immer und immer wieder psychologisiert, analysiert, erklärt. Das geschieht natürlich auf Kosten der Spannung. Spannung aber ist der einzige Kitt, der solch ein Riesengebilde zusammenhalten kann.
Dann wieder: Atemlosigkeit. Immer wieder und nochmals einen draufsetzen. Die Jagdszene quer durch Berlin und auch der Showdown auf dem Mond werden 10, 12 mal zu einem Ende geführt, um dann wieder aufzuleben nach einer überraschenden Wendung, nach einem Doch-noch-Überleben. Irgendwann ermüdet natürlich auch solch ein Erzählmuster zumal die abschließende Pointe doch einigermaßen vorhersehbar ist.
Schätzing, und das hat mich überrascht (warum eigentlich?), schreibt durchaus gut, von einigen gar zu banalisierenden Momenten abgesehen. Deutlich wird das in den Beschreibungen diverser Technologien wie z.B. des Weltallfahrstuhls, des Mondhotels "Gaia" oder auch des futuristischen Shanghais. Überhaupt sind es diese Utopien, die den Reiz des Romans ausmachen. Das weiß Schätzing natürlich selbst, denn nicht umsonst hat er einen ganzen Stab von wissenschaftlichen Beratern im Anhang aufgeführt.
jagothello am 20. Juni 10
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