Bildungskrise ist Lesekrise
Das Auffinden eines Logarithmus`vollzieht sich im Medium der Sprache. Und da die "Grenzen unserer Sprache die Grenzen unserer Welt" sind (Wittgenstein), eben diese Grenzen bei vielen Menschen aber sehr, sehr eng gesteckt sind, scheitern Aufforderungen wie: "Bestimme die Funktionsgleichung des abgebildeten Graphen der Parabel..." meistens samt und sonders. Mathematikunterricht muss immer auch Sprachunterricht sein. Was, z.B., leistet das Partizip "abgebildet" für den semantischen Zusammenhang? Was heißt "Bestimme"? Selbst wenn die Aufgabe dann wirklich "verstanden" ist, aktualisiert sich jeder weitere Denkvorgang zur Lösung in Sprache, z.B.: "Ich weiß, dass die Funktionsgleichung der Normalform ..." Was nun, wenn solch ein Denken nicht gelingt, weil die syntaktischen Muster nicht bestehen? Dann wird gedacht: "Variabe c war doch Schnittpunkt y" usw. Kurz: Es fehlt dann Kohärenz, Zusammenhang. Hier liegt die Kernaufgabe der Schule. Sie zu erfüllen, würde das Aufbrechen gewohnter Schulstrukturen erfordern: Fachübergriff, praktische Übungen uvm. Ist also nicht zu erwarten!
jagothello am 15. Juni 10
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